Nach sechs Monaten in Paris neigte sich mein Praktikum beim Deutsch-französischen Büro für erneuerbare Energien dem Ende zu. Das Leben als Praktikantin in Frankreich hat mir so gut gefallen, dass ich bis zum Masterbeginn im Oktober doch nicht nach Deutschland zurückkehren, sondern weiter in Frankreich arbeiten wollte.

Nach einem Vorstellungsgespräch bei der europäischen Strombörse mit Sitz in Paris erhielt ich eine Zusage für ein Praktikum bis Mitte August. Optimistisch dachte ich, dass man bestimmt auch als Nichtstudentin problemlos in Frankreich als Praktikantin arbeiten könnte. Leider war dies nicht so einfach – doch ich habe eine Lösung gefunden, die ich euch hier vorstellen will.

Die „convention de stage“ – ein Must-have für französische Praktikanten

Bei der sogenannten convention de stage handelt es sich um einen Vertrag zwischen Praktikant, Arbeitgeber und der Ausbildungseinrichtung des Praktikanten. Neben den Pflichten und Rechten des Praktikanten geht es auch um seinen Versicherungsstand – denn die Universität muss bestätigen, dass der Praktikant weiterhin Student und somit versichert ist. In Frankreich sind Studenten über ihre Universität versichert, was ein wesentlicher Grund ist, warum diese den Vertrag ebenfalls unterschreiben muss. Dass ich in Deutschland als Studentin niemals über die Universität versichert bin und als Praktikantin, die mehr als 400 Euro verdient, auch aus der Familienversicherung falle, kümmert die Rechtsordnung in Frankreich nicht. Die convention de stage ist gesetzlich vorgeschrieben. Neben versicherungstechnischen Fragen soll sie die Ausbeutung von Absolventen als Praktikanten verhindern.

Die Frage, die ich mir nun stellte, war: Wie sollte ich ohne Studentenstatus eine convention de stage erhalten, ohne die ich mein Praktikum nicht antreten kann? Meine Internetrecherchen ergaben einige dubiose Angebote, bei denen man viel Geld dafür zahlt, an einer Universität eingeschrieben zu sein, deren einziger Zweck das Austellen von convention de stage zu sein scheint. Durch eine Freundin erhielt ich den rettenden Tipp: Das Programm Praxes des deutsch-französischen Jugendwerks.

Praxes – ein Austauschprogramm für Praktikanten des Deutsch-Französischen Jugendwerks

Praxes richtet sich an junge Menschen, die unabhängig von ihrem Ausbildungsweg durch Schule oder Universität ein Praktikum absolvieren wollen, wie z.B. auch ich zwischen meinem Bachelor und dem Master. Das Deutsch-Französische Jugendwerk stellt den rechtlichen Rahmen für das Praktikum, indem es den Praktikanten versichert (Kranken-, Unfall- und Haftpflichtversicherung) und die convention de stage ausstellt. Das DFJW begleitet das Praktikum, steht bei Fragen zur Verfügung und stellt eine Bescheinigung aus. Ein weiteres Angebot ist die Praktikumsbörse mit freien Praktikumsplätzen.

Bedingungen:

• Alter: zwischen 18 und 30
• Ein freiwilliges Praktikum in Frankreich mit einer Dauer von 1 bis 6 Monaten absolvieren
• Grundsätzliche Französischkenntnisse
• Die deutsche Staatsangehörigkeit bzw. den Wohnsitz in Deutschland
• 50 Euro Gebühren

Alle weiteren Informationen findet ihr hier: http://www.dfjw.org/praxes

Für die Bewerbung brauchte ich meinen Lebenslauf, ein Motivationsschreiben und Angaben zu meinem Praktikumsplatz. Nach Überweisung der Bearbeitungsgebühr erhielt ich innerhalb von einer Woche meine convention de stage. Das DFJW stand mit jederzeit für Fragen zur Verfügung.

Ich kann das Programm nur empfehlen. Für 50 Euro einen kompletten Versicherungsschutz für sechs Monate zu erhalten sowie eine convention de stage ist phänomenal.

Die Angaben zum Programm sind ohne Gewähr und können sich jederzeit ändern.

Viele Grüße aus Paris, Henrike