Ein Fazit zu meiner Zeit in Singapur

Hallo zusammen! Meine sechs Wochen in Singapur sind wirklich verflogen und in wenigen Tagen geht es für mich schon nach Hause. Auch wenn ich mich auf Zuhause und geregelte Temperaturen freue, blicke ich auf eine sehr schöne und unvergessliche Zeit hier zurück. Es bleiben nun die Fragen zu beantworten: Was kann ich aus meinem Forschungspraktikum mitnehmen, was habe ich gelernt und was hätte ich vielleicht anders gemacht?

Vorab: Ich würde mich immer wieder für Singapur und die Gruppe von Prof. Koh an der NUS entscheiden! Besser hätte es mich nicht treffen können und dafür bin ich allen Beteiligten sehr dankbar. Ich habe im Labor wirklich unfassbar viel gelernt und werde noch lange von diesem Aufenthalt profitieren.

Was ich vor allem mitnehme, ist Anpassungsfähigkeit in allen Situationen und Offenheit gegenüber anderen Kulturen. Die ersten Wochen hier habe ich noch eisern an meinem deutschen Rhythmus festgehalten: Früh Aufstehen, damit ich dann auch früh mit der Arbeit fertig werde. Über die Zeit hier allerdings musste ich bemerken, wie ich mich automatisch den Menschen hier angepasst habe, plötzlich kam ich auch erst gegen zehn Uhr ins Labor und bin bis spät abends geblieben. Wo ich am Anfang noch dachte „Boah das machen die aber irgendwie komisch“, habe ich mich zuletzt dabei erwischt es genauso zu machen, sei es beim Essen, im Labor oder in diversen Alltagssituationen. Daraus nehme ich mit: Von Anfang an war hier nichts komisch, es war nur anders und ungewohnt und man sollte allem immer offen gegenübertreten. Ich schätze mich sehr glücklich durch meinen Aufenthalt hier verschiedenste Kulturen, von Indisch bis Chinesisch und Japanisch, kennen und schätzen gelernt zu haben.

Was hätte ich aber anders gemacht? Da muss ich leider auf unsere Wohnungssuche verweisen. Also hier ein Guide wie man es nicht machen sollte. Wir haben auf die harte Tour lernen müssen: Suche niemals ein Hotel / Hostelzimmer, wenn Taylor Swift in der Stadt ist! Zusammen mit zwei Freunden, ebenfalls von der Uni Münster, haben wir die ersten Tage in Singapur in einem Hotelzimmer geschlafen. Auch hieraus konnten wir mitnehmen: Drei Leute über 1.80 m in einem kleinen Zimmer stellt auch die engste Freundschaft auf eine harte Probe (die wir natürlich mit Bravour gemeistert haben). Nach 10 Tagen hier mussten wir uns dementsprechend eine neue Unterkunft suchen, was sich als deutlich schwerer herausgestellt hat, als wir dachten. Da unser Wohnungswechsel mit den Konzerten von Taylor Swift in der Stadt überlappt hat, war einfach nahezu nichts Preiswertes zu finden und alles ausgebucht. Nach einem nervenaufreibenden Tag, an dem wir nichts anderes außer Wohnungssuche gemacht haben, konnten wir zum Glück ein Hostel auftreiben, in dem wir die letzten fünf Wochen verbracht haben. Die fensterlosen Zimmer haben wir uns mit Geckos, Kakerlaken und Ameisen geteilt, aber hey, dafür waren wir sehr nah an der NUS. Auf dem Weg zur Küche bin ich meistens mehr Ratten begegnet als mir lieb war. Meine Klimaanlage hatte in den Wochen hier für mich wirklich jede Temperatur zu bieten. An manchen Tagen funktionierte sie gar nicht, an anderen musste ich im Winterpulli und langer Hose schlafen. Bis zum Ende konnte ich nicht herausfinden, wie das mit der Bedienung klappen sollte (vielleicht war ich also auch einfach das Problem und nicht die Klimaanlage? Ich werde es nie herausfinden). Ich habe also gelernt für die kleinen Dinge dankbar zu sein und in meinem Zimmergecko einen guten Freund gefunden. Während unseres Aufenthalts in dem Hostel haben wir allerdings auch sehr viele neue Leute kennengelernt, die uns in jeder Hinsicht unterstützt haben und immer einen coolen Ausflugstipp parat hatten. Trotzdem, an alle die planen länger nach Singapur zu gehen: Kümmert euch von Anfang an um eine Unterkunft für die gesamte Zeit, denn vor Ort wird’s auch nicht günstiger! Und vor Allem sollte man sich überlegen länger als drei Monate zu bleiben, denn in Singapur kann man sich erst ab einem Aufenthalt von drei Monaten auf richtige Wohnungen bewerben, sonst muss man sich, wie wir, mit Hostels über Wasser halten.

Ich denke hieraus folgt direkt das zweite Fazit: Singapur ist teuer! Und zwar wirklich sehr teuer. Wie schon erwähnt bin ich mit der Erwartung angereist, aber die Preise hier haben mich doch noch einmal sehr überrascht. Das heißt: Plant mit einem deutlich größeren Budget, als ihr eigentlich erwartet auszugeben, ihr werdet es brauchen!

Als Nächstes: Der Name „Singapore, the fine city“ ist nicht aus der Luft gegriffen. Hier ist es sehr sauber, wahnsinnig gut organisiert und super sicher. Das geht aber darauf zurück, dass auf diversen Kleinigkeiten, wie z.B. Essen und Trinken in der Bahn oder Rauchen in Parkanlagen, wahnsinnig hohe Strafen liegen. Für Essen und Trinken in der Bahn müsste man z.B. 500 S$ zahlen. Außerdem ist wirklich jeder Bereich videoüberwacht.  In Singapur ist es auch verboten, die Straßen einfach so zu überqueren, sodass dieser Sachverhalt in den letzten sechs Wochen zu einem größeren Problem in meinem Leben wurde, als ich erwartet hatte. Man muss immer bis zu einer Ampel oder zu einer Fußgängerbrücke über die Straße laufen. Viel zu oft habe ich nur deswegen meine Busse verpasst und schwitzend an einer Ampel gestanden. Außerdem: In Bussen werden die Haltestellen nie angesagt, sodass man immer ein Auge auf seine Route haben sollte. Des Öfteren bin ich ein paar Haltestellen zu weit gefahren und konnte in den sonnigen 30 Grad schwitzend zurücklaufen, weil die Straße nicht zu überqueren war. Auch „good to know“: Die Busse halten nur an der Haltestelle, an der man wartet, wenn man ein Handzeichen gibt, sonst fahren sie einfach weiter (ja, auch das habe ich auf die harte Tour lernen müssen). Achja und eine kleine Randinfo für alle großen Menschen da draußen: Die öffentlichen Verkehrsmittel hier sind nicht auf uns ausgelegt! Immer schön auf den Kopf achten und sich mit dem Gedanken anfreunden, dass man mindestens einmal am Tag hört „Wow you’re so tall!“.

Bevor ich zu meinen Fazits in der Chemie übergehe: Eine Reise nach Singapur würde ich wirklich jedem empfehlen. Von Wanderungen durch den tiefsten Dschungel und Begegnungen mit Affen (Vorsicht! Die sind frech) , bis zu Shoppen in den riesigen Einkaufscentern und Sightseeing in der Innenstadt hat die Stadt wirklich alles zu bieten und langweilig wird es nie!

 

Was ich für mich persönlich und meinen Werdegang in der Chemie mitnehmen konnte, ist wie schon im letzten Beitrag erwähnt, ganz viel Laborerfahrung und Sicherheit in allen Bereichen der Synthesechemie. Ich habe gelernt wissenschaftliche Probleme alleine zu lösen und nicht aufzugeben. Dafür und für das ein oder andere Harry Potter oder Taylor Swift-Quiz bedanke ich mich von Herzen bei meinem Betreuer Leroy. Ich freue mich schon mein neu erlerntes Wissen und mein neues, unermüdliches Durchhaltevermögen in den Laboren and der Uni Münster unter Beweis stellen zu können.

 

Als abschließendes Fazit: Hätte mir jemand am Anfang meines Studiums gesagt, dass ich eines Tages ein Forschungspraktikum an einer der besten Unis der Welt in Singapur mache, hätte ich gelacht und das nicht geglaubt. Aber irgendwie habe ich es bis hierher geschafft. Also: Durchhalten, denn die Arbeit und das ganze Lernen zahlen sich irgendwann aus und es wird sich lohnen!!

Abschließend bleibt mir zu sagen, ich werde mich nie wieder über den deutschen, regnerischen, niemals endenden Winter beschweren, denn jeden Tag über 30 Grad hat mir wirklich alles abverlangt. Trotz dessen: Ich habe Singapur als eine extrem lebenswerte Stadt empfunden und mich zu jeder Sekunde wohl gefühlt. Ich würde zu jeder Zeit wieder zurückkommen! Auch die NUS hat mich in allen Bereichen beeindruckt und ich werde mich noch lange an die Zeit an der Uni zurückerinnern. Das Praktikum selbst hat mich in meinem weiteren Werdegang in der Chemie nur bestätigt und mich sehr viel gelehrt, sodass ich jetzt mit noch mehr Freude an meinem Studiengang in das zweite Mastersemester starten kann.

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