Mein Praktikum an der Helen Parkhurst

“Dalton is not a system, it’s a way of life” (Helen Parkhurst 1887-1974)

Mein Alltag an der Helen Parkhurst

Mein Alltag sah so aus, dass ich mich meistens gegen 8 Uhr auf den Weg zur Schule gemacht habe, natürlich mit dem Fahrrad. Um 8:30 Uhr beginnt hier der Unterricht, was für mein Empfinden eher spät ist, dennoch wurde sich unentwegt darüber beschwert, dass es so früh sei. Der Großteil der Niederländer, die ich kennen gelernt habe, sind eindeutig Abendmenschen.

In der Schule habe ich dann vor allem den Deutschunterricht begleitet aber auch in ganz vielen anderen Fächern vorbeischauen dürfen. Wenn mal kein Unterricht anstand, habe ich mich in einen der vielen Arbeits- und Aufenthaltsräume für LehrerInnen gesetzt und dort gefrühstückt, gelernt oder mich mit anderen LehrerInnen unterhalten. Auch nach dem Unterricht habe ich mich oft noch länger in der Schule aufgehalten, um zu lernen. Ich muss gestehen, dass ich es mir nicht so anstrengend vorgestellt hatte neben dem Praktikum noch wenige Veranstaltungen zu belegen. Ich habe mich dann meistens gegen halb 6 wieder auf mein fiets geschwungen und bin nach einem kleinen Stopp beim Albert Heijn zu meiner Gastfamilie gefahren.

zum Sprachenunterricht gehört auch Kulturvermittlung…hier mit dem WM Spiel von Deutschland 😉
ein Klassenraum

Mein Praktikum und die Schule

In meinem Praktikum wurde ich von zwei superlieben Lehrerinnen begleitet, die selbst aus Deutschland kommen. Daher kann ich das Praktikum auch Leuten empfehlen, die kein Niederländisch sprechen. Bei mir waren die meisten oft erstaunt, dass ich Niederländisch sprechen kann, es wird also auf keinen Fall vorausgesetzt. Die Gestaltung meines Praktikums wurde mir komplett freigestellt. Sowohl meinen Stundenplan als auch, was ich in den Stunden selbst einbringen und in meiner Zeit dort erleben möchte. Ganz nach dem Motto „alles kann, nichts muss“. Nachdem ich mich ein wenig in den Schulalltag eingelebt hatte, habe ich auch selbst Unterrichtsstunden übernommen. Ich habe mehr Zeit gebraucht als gedacht, um mich an die sehr viel weniger hierarchische und lockerere Umgebung zu gewöhnen und mich darin als Lehrkraft zu finden. Zum Beispiel nennen die SchülerInnen alle Lehrkräfte beim Vornamen, was mir sehr gut gefallen hat. Für mich als Praktikantin standen dadurch alle Türen offen und ich habe beispielsweise spontan Unterrichtsvertretungen übernommen, bei den mündlichen Prüfungen nicht nur anwesend sein, sondern auch meine Einschätzung äußern dürfen und bei der schulinternen Weiterbildung und bei Konferenzen wurde ich nach meiner Meinung gefragt. Kurz…ich wurde als vollwertige Lehrkraft angesehen.

die mündliche Prüfung
zu Sinterklaas (Nikolaus) gab’s Schoki von der Schule

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Schule unterrichtet nach dem in den Niederlanden sehr verbreiteten Dalton-Plan, welcher in die Richtung der Montessoripädagogik geht. Nach dem Dalton-Konzept sollte auf Frontalunterricht verzichtet und der Lernstoff von den SchülerInnen selbstständig angeeignet werden. An der Helen Parkhurst werden diese Grundsätze leicht modifiziert, aber es sind deutliche Merkmale dieses pädagogischen Ansatzes zu erkennen. Eine typische Unterrichtstunde beginnt hier mit einer kurzen Einführung durch die Lehrkraft, darauf folgt eine Arbeitsphase, häufig in Partner- oder Gruppenarbeit, mit mehreren Wahlmöglichkeiten. Am Ende reflektieren die SchülerInnen ihre getane Arbeit. Oft wird an Wochenplänen oder an anderen Langzeitaufgaben gearbeitet, damit die SchülerInnen ihren Lernprozess selbst organisieren können. Mir ist sehr positiv aufgefallen, dass an der Schule viel auf jeden Schüler und jede Schülerin individuell eingegangen wird. So hat jede/r sechs Mal im Schuljahr ein Gespräch mit dem/ der jeweiligen KlassenlehrerIn, in dem eigens aufgestellte Lernziele und deren Erreichung besprochen werden. Im Gegensatz zu den meisten deutschen Schulen ist diese auf dem technisch neusten Stand. Vom digitalen Klassenbuch, über funktionierende (!) Smartboards und Kaffeeautomaten an fast jeder Ecke ist hier alles verfügbar. Allerdings ist das alles nur mit einer nicht geringen Menge an Schulgeld, die von den Eltern gezahlt werden muss, zu finanzieren.

einer der Aufenthaltsräume für Lehrkräfte
man sieht überall Tafel, wie hier mit den aktuellen Zielen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wer sich ein Bild von der Schule machen will, kann am besten mit dem virtuellen Rundgang durch die Schule spazieren. Vielleicht interessiert euch auch ein Blick auf den Instagram Account der Schule, auf dem regelmäßig über verschiedenes informiert wird. Natürlich ist sowas inszeniert, aber dennoch eine gute Möglichkeit zu sehen, was die Schule anbietet und wie sie ausgestattet ist.

 

PS. Hier geht es zu meinem ersten und dritten Beitrag über meine Auslandserfahrungen.

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