Den Sommer und Herbst in einer Stadt zu verbringen, in der andere Leute um diese Jahreszeit Urlaub machen, ist wirklich unglaublich. Mitte September morgens im T-Shirt draußen in einem der vielen kleinen Cafés zu sitzen, ist definitiv einer der vielen Pluspunkte meines Aufenthaltes hier; zumal die Preise für deutsche Verhältnisse doch günstig sind.
Einen Milchkaffee und ein frisches Croissant bekommt man, je nach Stadtviertel, schon für einen Euro. Die spanische Kultur und die Preise laden quasi dazu ein, am Wochenende auf einer kleinen Plaza oder in einer Gasse draußen zu frühstücken.
Mein Aufenthalt von drei Monaten ist natürlich zu kurz, um sich wirklich als Einheimischer zu fühlen. Trotzdem war es relativ einfach, sich von den vielen, vielen Touristen abzugrenzen, die sich jeden Tag durch die gleichen Straßen und über die gleiche Plaças drängen. Meine Arbeitskollegen haben mir durch viele gemeinsame Unternehmungen und Tipps einen Blickwinkel auf die Stadt ermöglicht, den man als Tourist nicht bekommen kann. Die Stadt hat unglaublich viel zu bieten. In den drei Monaten gab es zwischen weltbekannten Touristenattraktionen und echten Geheimtipps unglaublich viel zu sehen, zu lernen, und zu erleben.
Die Stadt zeichnet sich vor allem in den Sommermonaten durch ihre vielen Events und Feste aus. Jedes einzelne Stadtviertel hat ein Straßenfest, sodass sich fast jedes Wochenende ein anderes Viertel passend zu einem Motto präsentiert. Jedes Fest ist eine Mischung aus Open-Air-Konzerten, Partys und Kultur. Ein ganz aktuelles Thema in Katalonien ist die Politik. Die Katalanen versuchen sich bei jeder Möglichkeit von den Spaniern zu distanzieren und ihre eigene Kultur aufleben zu lassen.
Die katalanische Kultur ist tief verwurzelt in der Gesellschaft in Barcelona und vor allem in den umliegenden Städten und Dörfern. In den lokalen Wohnviertelen der Stadt, fernab von dem touristischen Treiben, spricht die Bevölkerung größtenteils Katalan. Generell leben die Leute ihre Kultur voller Stolz und geben sie voller Leidenschaft an die nächsten Generationen weiter. Am offiziellen Nationalfeiertag Kataloniens fand eine riesige Demonstration für die Unabhängigkeit von Spanien statt. Dabei waren Leute aller Altersgruppen anzutreffen. Das Bild der Stadt ist geprägt von der Fahne Kataloniens, die an vielen Balkonen zu sehen ist. Ich persönlich würde über meinen Aufenthalt auch eher sagen, dass ich in Katalonien und nicht in Spanien bin. Und dass, obwohl Barcelona durch den neutralen Einfluss der internationalen Community noch einen starken Gegenpol zu den katalanischen Separatisten hat.