Benvenuto a Padova!

Die erste Woche meines Praktikums am Istituto di Cultura Italo-Tedesco in Padua liegt hinter mir – Zeit also für ein allererstes Lebenszeichen. Hier bin ich also, und das, obwohl ich mich jeden Tag mit dem Fahrrad in den italienischen Berufsverkehr begebe. Acht Kilometer trennen mein Zimmer im Vorort vom Institut in der Altstadt und ich habe den allmorgendlichen Hin- und allabendlichen Rückweg bisher unbeschadet überstanden.

Das ist auf jeden Fall ein kleines Erfolgserlebnis, finde ich, denn wer aus Münster in die Studenten- und vermeintliche Fahrradstadt Padua kommt, muss sich hier erstmal zurechtfinden: So etwas wie Fahrradwege gibt es zwar hin und wieder, aber längst nicht an jeder Straße, und wenn man es mal auf einen geschafft hat (denn man muss auch erst herausfinden, auf welcher Straßenseite der meist für beide Richtungen geltende Weg liegt), dann endet er auch gerne einmal unverhofft: im Gebüsch, auf der Schnellstraße, im Fluss – Fahrradwege stecken hier voller Überraschungen.

Der Prato della Valle bei Tageslicht und unter dem fast-immer-blauen-Himmel

Aber ich liebe mein Fahrrad: Es ist nicht nur schön blau und hat ein Körbchen, es bremst und rollt und leuchtet auch, wann es soll, und hat somit alles, was ein Münsteraner Fahrradfahrerherz begehrt. Vor allem aber spart es viel Zeit und lässt mich jeden Morgen 20 Minuten länger schlafen. Denn mit dem Bus wäre die Fahrt in die Stadt eine kleine Tortur. Am vergangenem Montag, meinem ersten Praktikumstag, stand ich eine volle Stunde vor Arbeitsbeginn unwissend und dementsprechend hoffnungsvoll an der Bushaltestelle. Die Fahrt sollte 20 Minuten dauern, ich hatte also 40 Minuten für den dreiminütigen Fußweg. Das sollte zu schaffen sein – dachte ich. Der Bus kam aber erstmal nicht, und als er endlich vorbeischaute, waren schon 20 Minuten meines Puffers verstrichen. Der restliche Puffer ging dann für das Schritttempo drauf, mit dem wir in die Stadt schlichen, begleitet vom Hupkonzert der anderen Autofahrer. Meine Ankunft im Kulturinstitut war dementsprechend etwas holprig. Den dreiminütigen Fußweg legte ich zwar in ca. einer halben Minute zurück, war aber auch dementsprechend geschafft, erledigt und irgendwie etwas neben der Spur. Dass ich dann zur Begrüßung meinen Namen vergessen habe, lag mir den ganzen Vormittag schwer im Magen. Peinlichkeiten wie diese geben aber auch die Möglichkeit, sie aufzulösen, und so fasste ich mir zur Mittagspause ein Herz und sprach, auf Italienisch, denn das ist hier unsere Arbeitssprache, den holprigen Start an. Das war für mich ein zweites, echtes Erfolgserlebnis! Vor allem auch, weil meine Kollegen, das Arbeitsklima und das Miteinander super sind!

Meine Kollegen – das ist zum einen meine Mitpraktikantin Regina aus Passau. Wir beide teilen uns die vielfältigen Aufgaben und sind, glaub‘ ich, schon ein gutes Team! Zu unseren täglichen Aufgaben gehört beispielsweise der E-Mail-Verkehr mit den DeutschkursteilnehmerInnen. Wer in der letzten Sitzung gefehlt hat, bekommt von uns exklusiv die Hausaufgaben und Infos zur verpassten Thematik zugeschickt. Darüber hinaus pflegen wir die Social-Media-Kanäle, was vor allem jetzt zur Weihnachtszeit echt Spaß macht. Die besten deutschen Plätzchen-Rezepte, Weihnachtslieder, Filmempfehlungen: wer uns über Instagram oder Facebook folgt – etwas Schleichwerbung in eigener Sache am Rande – ist  bestens versorgt, und wir können uns nebenbei kreativ austoben. Unsere kreative Ader ist auch sonst oft gefragt. Nicht nur bei der Dekoration des Instituts, das jetzt, ganz dem italienischen gusto entsprechend, von oben bis unten blinkt und glitzert.

Nicht nur das Institut glitzert. Ganz Padua zeigt sich aktuell von seiner glänzend weihnachtlichen Seite..

Auch didaktisch können wir eigene Ideen einbringen, Arbeitsblätter designen, Unterrichtsmaterial basteln und vieles mehr, was Spaß macht. Zum anderen sind da nämlich meine Chefs, die immer offen für Ideen sind, unsere Arbeit wertschätzen und bei der Aufgabenverteilung unsere individuellen Wünsche und Stärken berücksichtigen. Was wünscht man sich mehr?

Vielleicht nur, dass die Arbeitszeiten noch etwas Luft ließen. Unser Arbeitstag hingegen beginnt um 9 und endet um 19 Uhr, oft später. Wenn man, wie ich, nebenbei noch die Masterarbeit (und Blog-Einträge) schreibt, bleibt da nicht viel Zeit für Schlaf (an dieser Stelle noch einmal ein Dank an mein Fahrrad) und schon gar nicht für das Erasmus-Leben, das ich aus meinem Auslandssemester kenne (ach ja…). Aber bisher kann ich damit gut umgehen. Und die drei Stunden Mittagspause, diese super-lange italienische Siesta, in der man den ein oder anderen Cappuccino trinken kann, entschädigen die nicht auch?

 

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