Und nochmal Dublin

Nach langer Zeit der Vorbereitung und der Vorfreude war es vor gut einem Monat soweit: Tschüss Münster, hello Dublin! Über einen Professor meines Fachbereichs habe ich einen Platz für ein Forschungspraktikum in der Hauptstadt Irlands bekommen. Er hat dabei den Kontakt zu einem befreundeten Professor hergestellt, die restliche Organisation musste ich selbst übernehmen. Eigentlich war es geplant, dass ich mein Praktikum am University College Dublin (UCD) absolviere. Der Professor ist aber im Sommer mit seinen Mitarbeitern an das Royal College of Surgeons in Ireland (RCSI) gezogen. Dieses ist aber zum Glück auch in Dublin, sodass ich meine Pläne kaum ändern musste.

Der Fluss Liffey fließt durch das Zentrum von Dublin
Der Fluss Liffey fließt durch das Zentrum von Dublin
Dublin Flightfest 2013
Dublin Flightfest 2013

Als ich hier angekommen bin, habe ich sofort gemerkt wie freundlich und offen die Iren sind. Selbst die Angestellten in Behörden und Büros begrüßen einen mit einem freundlichen „Hello, how can I help you?“ Selbst wenn man nur verwirrt auf eine Straßenkarte guckt, kommen die Iren von sich aus auf einen zu und fragen, ob man helfen kann. Sprachliche Probleme gibt es kaum, da die meisten Iren keinen starken Akzent haben und man in Dublin gewohnt ist mit Touristen zu kommunizieren. Die Hauptamtssprache Irisch benutzt eigentlich keiner und es gibt auf Schildern eigentlich immer eine englische Übersetzung. Bis ich eine Wohnung gefunden hatte, habe ich die ersten Tage in einem Hostel verbracht. Glücklicherweise bin ich schon ca. eine Woche vor Beginn meines Praktikums angekommen, denn die Wohnungssuche hat sich als aufwendiger und schwieriger herausgestellt als ich dachte. Nachdem ich dann doch noch eine Bleibe gefunden hatte, hatte ich endlich Zeit Dublin zu erkunden. Dublin ist eine wirklich sehr schöne Stadt, in der es viel zu entdecken gibt. Hier eine kleine (unvollständige) Liste:

Guinness Storehouse/Museum: Ein absolutes Muss und ist sein Geld wirklich wert! Das Highlight ist das gratis Pint Guinness in der Gravity Bar, von der man einen wunderschönen Ausblick auf ganz Dublin hat. Wer übrigens kein Guinness mag, kann auch ein Softdrink bestellen.

St. Stephens Green: Sehr schöner Park mitten im Stadtzentrum und direkt beim RCSI. Bei schönem Wetter kann man dort super Lunch oder eine Kaffeepause machen.

St Stephen's Green
St Stephen’s Green

Trinity College: Ebenfalls mitten im Stadtzentrum und sehr sehenswert mit all seinen schönen alten Gebäuden. Wer jemanden vom Trinity kennt, kann mit dieser Person die berühmte Bibliothek umsonst besichtigen. Es gibt auf dem Campus außerdem eine Science Gallery, die kostenlose Ausstellungen anbietet.

Haupteingang zum Trinity College Campus
Haupteingang zum Trinity College Campus

Dun Laoghaire bzw. Howth: Super, wenn man mal aus der Stadt rauskommen will! Gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Dort kann man einfach mal den ganzen Trubel vergessen und sich daran erinnern, dass Dublin eine Hafenstadt ist.

Dun Laoghaire
Dun Laoghaire

Viking Splash Tour: Für diejenigen, die keine Lust auf normale Busrundfahrten haben und trotzdem viel in kurzer Zeit sehen wollen. Mit Vikinger-Hüten auf dem Kopf wird Dublin auf lustige Art sowohl auf dem Land als auch auf dem Wasser erkundet. Und zwischendurch brüllt man wildfremde Menschen auf der Straße an 😀

Amphibienfahrzeug der Viking Splash Tour
Amphibienfahrzeug der Viking Splash Tour

Dublin Zoo: Schöner großer Zoo, der sich viel für den Schutz bedrohter Tierarten einsetzt. Highlights sind das neue African Savanna Gehege und das Erdmännchen-Restaurant.

Pheonix Park: Einer der größten City Parks Europa. Kann auch super mit dem Fahrrad erkundet werden.

Die verschiedenen Busunternehmen bieten unzählige Tages- oder Wochenendtouren zu anderen Teilen Irlands an. Trotz Studentenrabatten sind diese nicht gerade erschwinglich. Wer es günstiger mag und zusätzlich nette Gesellschaft haben möchte, sollte unbedingt der Irish Society des RCSI beitreten. Diese organisiert verschiedene Trips, die dann bis zu 60% günstiger sind, als wenn man bei den Busunternehmen direkt bucht! Es gibt außerdem Societies für die unterschiedlichsten Sportarten. Die anderen Unis in Dublin (Trinity, UCD usw.) haben vergleichbare Societies mit ähnlichen Angeboten.

Cliffs of Mohar an der Westküste von Irland
Cliffs of Mohar an der Westküste von Irland

In meinem Leben hier in Dublin kommt neben der Freizeit natürlich auch die Arbeit nicht zu kurz. Das Royal College of Surgeons in Ireland ist eine kleine Universität im Herzen von Dublin, das sich auf medizinische und pharmazeutische Studiengänge spezialisiert hat. Es ist das komplette Gegenteil von dem, was ich aus Münster kenne: Kleiner, überschaubarer Campus und wenige, aber dafür sehr internationale Studenten. Am RCSI kann man kein allgemeines Chemiestudium absolvieren, es gibt jedoch ein kleines Institut für pharmazeutische und medizinische Chemie. Da meine Kollegen aber alle „richtige“ Chemiker von der UCD sind, entspricht meine Tätigkeit dennoch klassischer Laborarbeit wie ich sie aus Münster kenne. Nachdem ich eine Einführung in Geräte und Methoden bekommen habe, konnte ich meist völlig selbstständig arbeiten. Obwohl ich noch Masterstudentin bin, habe ich vergleichsweise so viel Erfahrung wie ein irischer PhD (Doktorand) in seinem ersten Jahr. In Irland macht man nach vier Jahren seinen ersten akademischen Abschluss und schließt dann direkt seine Doktorarbeit an.

Hauptgebäude des RCSI
Hauptgebäude des RCSI

Meine Kollegen sind ein bunter Haufen verschiedener Nationalitäten, gebürtige Iren sind hier in der Unterzahl. Meine Arbeitszeit kann ich mir relativ frei einteilen. Allgemein wird hier in Bezug auf die Arbeit alles eher locker gesehen. Solange man am Ende genug Ergebnisse präsentieren kann, sind alle zufrieden. In der Mittagspause kann man zu einer Art Mensa gehen, die aber vergleichsweise klein und teuer ist. Aufgrund der vielen arabischen Studenten gibt es dort nie Schweinefleisch, stattdessen viele indische Gerichte. Mein Favorit ist das belegte Sandwich, welches man sich selbst zusammenstellen kann. Allgemein ist es in Dublin sehr beliebt am Mittag nur ein belegtes Baguette oder ähnliches zu essen und dafür dann abends zu Hause zu kochen.

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