Homophobie. Inter- und Transdisziplinäre Tagung (2009)


Antragsteller:
Christian Funke

Projektbeteiligte:
Christian Funke, PD Dr. Michael Groneberg (wissenschaftliche Koordination), Anna Morbach, Anna-Christine Söhling, Janne Stahl, Wilhelm Wolf

Fachbereich, Studienrichtung:
Interdisziplinär: Geschichtswissenschaft, Pädagogik, Philosophie, Politikwissenschaft, Psychologie, Soziologie, Theologie

Projekttitel:
Homophobie. Inter- und Transdisziplinäre Tagung (19. - 20. November 2009) in Münster

Fördersumme
4.317,09 €

Kontakt:
Autonomes Schwulenreferat im AStA der Universität Münster
Schlossplatz 1
48159 Münster
asta.schwul@uni-muenster.de

Projektbeschreibung:
Homophobie ist eine sozial und kulturell verwurzelte Form sozialer Gewalt, zu deren Opfern Personen zählen, die nicht-heterosexuell orientiert sind, deren Geschlechtsidentität von der Normierung abweicht oder die in Sachen ihres Auftretens von gängigen Normen abweichen. Homophobie ist weltweit anzutreffen und zeigt sich in vielen Facetten, bspw. in Anfeindungen, Körperverletzung oder Misstrauen. Die Auswirkungen homophober Handlungen sind nicht selten der Ausschluss von öffentlichen Gütern, die soziale Isolation, ein gemindertes Selbstwertgefühl oder (versuchter) Selbstmord. Homophobie ist in zwei Hinsichten marginalisiert: Erstens gibt es kein allgemeines Bewusstsein von Homophobie, sodass bspw. Lehrer oft keine Notiz von homophober Pöbelei nehmen, die für viele Schüler zum Schulalltag dazugehört. Zweitens ist die akademische Analyse von Homophobie in Deutschland nicht institutionalisiert und vereinzelt.

Die finanzielle Unterstützung der WWU (sowie der DFG & der Antidiskriminierungsstelle der Stadt Münster) ermöglichte es, eine Tagung und eine anschließende Publikation sicher zu stellen. Fünf Grundsätze leiteten die Konzeption an: 1.) Homophobie zu verstehen erfordert Analysen aus verschiedenen akademischen Disziplinen, u.a. Menschenrechte, Sozialstruktur und –prozess, Psychologie, Geschlechterverhältnisse und solche Überzeugungen, Werte und Einstellungen, die von der Theologie und Philosophie beschrieben werden. 2.) Dabei ist der Kontakt zwischen Theoretikern und professionellen Sozialarbeitern (transdisziplinäres Arbeiten) unabdingbar. Gemeinsam können so Forschungsthemen definiert und gangbare politische und pädagogische Konzepte entwickelt werden. 3.) Internationalität erlaubt den Vergleich und lässt den Austausch von Ideen, Zugängen, Erfahrungen und Strategien zu. 4.) Eine Tagung muss ein Forum sein, in dem Forschungsbedarf identifiziert werden kann. 5.)  In Anbetracht der vereinzelten Forschung ist das Projekt eine sichtbare Initiative, die Studentinnen und Studenten aufmerksam machen soll. Die englischsprachige Publikation zum Thema wird ein Publikum in West- und Osteuropa sowie in Nordamerika erreichen.

Während der Tagung stellten 13 Personen aus Deutschland, Frankreich, Litauen und der Schweiz in 16 Vorträgen Erfahrungen aus der sozialen Arbeit und theoretische Analysen vor (aus Geschichtswissenschaft, Pädagogik, Philosophie, Politikwissenschaft, Soziologie, Theologie). Etwa 50 Zuhörer waren zu verzeichnen, darunter StudentInnen, professionelle SozialarbeiterInnen, Mitglieder etlicher Fakultäten sowie interessierte BürgerInnen. Es ergaben sich erste Initiativen zur Etablierung eines europäischen Forschernetzwerks. Die Publikation enthält Beiträge zu den Themenfeldern pädagogische Intervention (Beispiele aus Deutschland, Frankreich, Kanada und der Schweiz), Persönlichkeitsentwicklung, Gesellschaftliche Stigmatisierung, Internationaler Menschenrechtsschutz, Homophobie und Migration, Homophobie und Fußball, Geschichte der Homophobie in den Christlichen Kirchen und Geschichte von Maskulinität.

Erscheint im März 2011: Groneberg/ Funke (eds.): Combatting Homophobia, Experiences and Analyses Pertinent to Education, Münster:LIT, 264 S., ISBN 9783643111463.