The City That Never Sleeps

Lautes Gehupe. Tausende umhereilende Menschen aller Herkunft. Von hetzenden Geschäftsleuten bis hin zu Obdachlosen, die immer wieder aufs Neue ihr Glück versuchen: „Do you have a Dollar?“

Riesige emporragende Gebäude rechts und links von mir. Blinkende, übergroße Reklametafeln, die auf einen herabschauen. Heulende Motoren der vorbeirauschenden Luxusautos.  Ein Mix aus Gerüchen von Hotdog-Ständen, Abgasen und Parfüms der aufgestylten New York Society liegt in der schwül-heißen Luft. Tausende Eindrücke, die auf mich einprasseln. Ich folge sechs anderen aufgeschlossenen, schaulustigen Mädels eine Treppe hinunter in die Subway Station und kaufe mir ein Metro Ticket „unlimited rides“ für einen Monat.

Ich bin zu diesem Zeitpunkt gerade seit 5 Stunden in Manhattan. Inzwischen bin ich fast 24 Stunden auf den Beinen – 4 Uhr morgens Aufstehen, eine ICE Fahrt von Köln nach Frankfurt, einen 8,5 stündigen Flug und eine sehr aufregende Fahrt im Cadillac vom Flughafen zu meinem Apartment habe ich schon hinter mir. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich einiges um mich herum nur noch leicht benommen wahrnehme.
Die Fahrt im Cadillac übrigens war nicht geplant, eigentlich wollte ich standardmäßig mit der Subway nach Manhattan fahren. Jedoch stellte sich auf dem Flug heraus, dass das neben mir sitzende, ältere Ehepaar auch vom JFK Airport nach Manhattan muss und ich gerne bei ihnen mitfahren könne – der Fahrer würde an der Gepäckausgabe bereits auf sie warten. So ersparte ich mir einige Schlepperei und Umsteigen in Queens und bekam schon direkt nach meiner Ankunft eine kleine Tour durch New York mit Insider Infos unseres Fahrers. Manchmal lohnt es sich eben doch, mit den Sitznachbarn im Flugzeug ins Gespräch zu kommen.

Unicorn-Fish-Ice-Cream – http://taiyakinyc.com

Die Subway bringt uns nach Chinatown, wo es eine Eisdiele geben soll, die laut einem der Mädels „fish ice cream“ verkaufen soll. Das hört sich zwar meiner Ansicht nach nicht so verlockend an, aber ich denke mir, wenn ich jetzt schon endlich in New York bin, möchte ich auch etwas sehen und geboten bekommen. Nach einigem Anstehen in einer langen Schlange von Menschen, die anscheinend alle gehört haben, dass es hier Fischeis geben soll, dürfen auch wir bestellen. Das Warten hat sich gelohnt – zumindest für ein schönes Foto. Zum Glück ist es nur die Eiswaffel, die die Form eines Fisches hat. Das Resumé ist ganz gut, für meinen Geschmack etwas zu süß, wie die meisten Süßigkeiten der USA.

Natürlich bin ich nicht nur zum Eisessen nach New York gekommen, ich werde hier ein 6-wöchiges Praktikum in einer Familienrechtskanzlei absolvieren. Ein solches Auslandspraktikum benötige ich, da ich neben dem normalen Jurastudium in Münster auch Kurse der sogenannten „Fachspezifischen Fremdsprachen Ausbildung“ (FFA) belege, eine Art Zweitstudiengang, welcher die Grundkenntnisse des Common Law Systems vermittelt.

Yoga im Bryant Park

Es ist seit meiner Ankunft nun schon eine Woche vergangen, in der ich so viel erlebt habe, dass es mir fast schon vorkommt als wäre ich bereits seit einem Monat hier. New York gilt nicht ohne Grund als eine der teuersten Städte der Welt. Jedoch findet man mit ein wenig Recherche auch super viele kostengünstige oder kostenlose Angebote: Egal ob man die Stadt einfach zu Fuß erkundet (allein oder mit einer free walking tour), Museen an den Free-Admission-Tagen bzw. Zeiten besucht, sich Versteigerungen im Wert bis zu mehreren Millionen Dollar in einem der berühmten Auktionshäuser anschaut, an der Broadway Lotterie teilnimmt und extrem vergünstigte Karten für eine Broadwayschau erhält, oder einfach bei Yoga-Stunden im Bryant Park inmitten der pulsierenden City zur Ruhe kommt. Auch finden den ganzen Sommer über kostenlose Konzerte im Central Park statt, organisiert von der abc Show „Good Morning America“. Hier treten weltberühmte Künstler auf, die nächsten zwei Wochen beispielsweise Paramore und Jason Derulo. Einlass ist dabei um 6 Uhr morgens, los geht es dann um sieben. Um einen guten Platz zu bekommen, muss man es also in Kauf nehmen um 5 Uhr in der Früh aufzustehen.

Sehr stark aufgefallen ist mir, dass die New Yorker extrem höflich und zuvorkommend sind. Gerade als Frau wird einem immer die Tür aufgehalten, ein Mann würde nie zuerst hindurchgehen. Auch wenn man Fragen hat bezüglich der richtigen Richtung oder sonst Rat braucht, helfen die Menschen hier sehr gerne. Wenn man dann auch noch erzählt, dass man aus Deutschland kommt, sind sie hin und weg und super gesprächig. Diese Offenheit ist in Deutschland leider extrem selten. Auch machen Amerikaner sehr gerne Komplimente, so wurde ich schon von wildfremden Menschen auf der Straße auf meine Kleidung angesprochen.
Doch auch mein erster Eindruck von New York City hat sich in der letzten Woche weiter bestätigt, Hektik und Lärm sind zu jeder Tages und Nachtzeit vorhanden. Es gibt keine 10 Sekunden, in denen kein Gehupe von der Straße zu hören ist. Vielleicht hilft es den Leuten den Ärger auszulassen, dass sie auf den vollen Straßen nur im Schritttempo vorankommen. Mit offenem Fenster in Manhattan zu schlafen ist wegen des enormen Lärms leider damit so gut wie unmöglich. Shoppen oder Einkaufen gehen an Sonntagen ist in den USA ganz normal, einige Läden und Restaurants hier haben sogar 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche geöffnet. Es ist also immer etwas los – The City That Never Sleeps – erfüllt ihr Klischee.

Sunset in Midtown Manhattan
Lady Liberty
Blick auf das 9/11 Memorial aus dem One World Trade Center
The Oculus
Times Square
Brooklyn Bridge

 

 

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