Sweet farewell and see you again

In ein paar Tagen ist das Abenteuer England für mich wieder vorbei.

Schon, endlich, leider?

Dies sind alles Worte, die man beliebig in meinen ersten Satz einfügen kann – das Abenteuer England ist schon/ endlich/ leider für mich wieder vorbei.

In meinem Fall ist es definitiv „leider“. Die von euch, die meinen ersten Blogeintrag gelesen haben, wissen, dass ich unglaublich aufgeregt und ängstlich war, bevor ich in meinen Aufenthalt nach England gestartet bin. Ja, ich muss zugeben, dass sich auch Unbehagen und sogar ein Hauch von Widerwillen zwischen meinen vielen Gefühlen versteckt haben. All die negativen Gefühle sind nach den ersten Tagen von mir abgefallen und wurden mit Dankbarkeit, Freude und Spaß ausgetauscht. Glücklicherweise haben diese positiven Gefühle bis zum Ende angehalten und werden jetzt ein wenig mit Traurigkeit versehen. Aber – und dieses „aber“ markiere ich mir selbst ganz groß in meinem Kopf – aber (!) ich hatte eine wunderschöne Zeit hier in Wymondham, die ich niemals vergessen werde. Und dafür bin ich trotz aller Gefühle dankbar.

In der Schule habe ich unglaublich viel über das britische Schulsystem gelernt, in meiner Freizeit über die englische Kultur und im Rückblick habe ich eigentlich am allermeisten über mich und meine Kultur gelernt. Damit hatte ich zugegebenermaßen am allerwenigsten gerechnet. Wer denkt, dass wir in Deutschland keine wirkliche Kultur haben, sollte für eine längere Zeit ins Ausland gehen. Trotz aller Paradoxa, die bei dieser Aussage wie wild durch Köpfe schießen, stimmt sie. Wie immer spreche ich natürlich nur für mich, aber während meiner Zeit hier habe ich vieles an England zu lieben und zu schätzen gelernt – aber eben auch an Deutschland.

Was Höflichkeit und Service (in Geschäften/ Restaurants) angeht, da könnten sich die Deutschen gerne mal eine Scheibe von abschneiden. Die Engländer wiederrum könnten sich das deutsche Schulsystem allerdings mal zum Vorbild nehmen. Obwohl die beiden Länder geographisch nicht sehr weit auseinander liegen, bemerkt man schon den ein oder anderen Unterschied (vom englischen Brot will ich gar nicht sprechen). Jedoch ist das genau das, was ich an meiner Zeit hier mitunter am meisten geliebt habe: wir sind verschiedenen und das ist gut so. An der Schule wurde ich vom ersten Tag an als wertvolle Hilfskraft angesehen und eingesetzt. Im Restaurant wurde ich teilweise gefragt, woher ich komme und jedes einzelne Mal wurde ich wertgeschätzt und man kam mir mit Interesse entgegen. Wenn ihr euch fragt, wieso man mich sowas „privates“ im Restaurant fragt: die Engländer sind Könige im Smalltalk, wir Deutschen vergleichsweise ja eher nicht so. Aber das ist ja weltweit bekannt.

Vorrangig freue ich mich darauf, in den nächsten Tagen wieder nach Hause zu kommen, denn Zuhause ist es ja doch immer am Schönsten. Allerdings graut es mir auch vor dem Tag, an dem ich allen anderen, die ich hier kennengelernt habe, „Goodbye“ zu sagen. Ich habe hier tolle Erfahrungen und Freunde für’s Leben gemacht und die Zeit wird mir immer in positiver Erinnerung bleiben. An alle, die sich je überlegt haben, ins Ausland zu gehen und sich dann doch nicht so richtig getraut haben, denen sei gesagt: macht es! Niemanden lernt ihr besser kennen als euch selbst. Und das schreibt euch hier ein ganz offiziell bekennender Angsthase.

Lisa

P.S.: Wer’s glaubt oder nicht, mein Brief aus Hogwarts ist mittlerweile endlich angekommen!

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