Sprachassistentin im Dreiländereck

Coucou, Grüezi und Hallo!
… auch von mir aus dem Elsass! Wie schnell die Zeit vergangen ist, seitdem ich am 1.10. letzten Jahres mein Praktikum als Sprachassistentin an zwei französischen Schulen angetreten habe! An der einen Schule, einem „Collège“, an dem 11-14-jährige Schüler sind, arbeite ich einmal die Woche. Sie befindet sich in „Seppois-le-bas“, ein kleiner Ort, in dem es noch nicht mal einen Bahnhof gibt und der 15 Min. nördlich von der Schweiz entfernt ist. An der anderen Schule, einem „lycée“ für die älteren Schüler, bin ich dann drei mal die Woche. Das Lycée liegt in Altkirch, welches die Hauptstadt des Sundgaus, dem südlichsten Teil des Elsasses, ist.

Els-hau
Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/d/d3/Els-hau.png

Wohnen tue ich allerdings in Mulhouse (dt. Mülhausen), um nicht ganz in der „Pampa“ zu sein. Mulhouse ist eher eine Industriestadt und entspricht nicht gerade dem Klischée der romantischen elsäsischen Dörfer an der Weinstrasse. Also fühle ich mich ganz wie in der Heimat, Bochum ;). Hört sich vielleicht erstmal nicht sooo umwerfend an, wird jedoch durch die tollen Menschen, die ich täglich um mich herum habe, mehr als kompensiert. Ich habe hier ein paar ganz herzallerliebste Mitbewohner, die mich Ende September rührend empfangen haben. Auch mit den Kollegen und den Schulen habe ich Glück, so viele liebe und tolle Menschen! Ich freue mich immer, zur Arbeit zur kommen und werde auch regelmässig zu allem Möglichen eingeladen. Ich merke sehr, wie sich alle um mein Wohlergehen sorgen und das ist wirklich ein nettes Gefühl. Ganz besonders toll finde ich auch, endlich mal Ruhe zu haben, fernab vom Unistress und den Verpflichtungen in der Heimat. Ich kann endlich mal einfach ohne Plan in den Tag hinein leben, das machen, wozu ich gerade Lust habe und was mich interessiert, spontan sein. So lerne ich auch noch neue Dinge und neue Seiten an mir kennen. Die viele Freizeit nutze ich für Reisen, zum Beispiel zum Lichterfest nach Lyon, nach Dijon, Freiburg oder Heidelberg; um neue Leute aus der ganzen Welt kennenzulernen oder für gemütliche Treffen mit meinen Freunden und anderen Sprachassistenten.

Lichterfest in Lyon

Da die Vogesen direkt nebenan sind (ich kann sie von meinem Fenster aus sehen), kann man, wenn das Wetter gut ist, mal ganz schnell Wandern bzw. im Winter besser Ski fahren gehen:

SAMSUNG DIGITAL CAMERA
Das Besondere an der Gegend ist, dass man sehr schnell in der Schweiz und in Deutschland ist. Bis zur deutschen Grenze brauche ich nur 20 Minuten. Das finde ich besonders interessant, weil ich Sprachwissenschaften studiere und die Sprache in Grenzgebieten oft Besonderheiten aufzeigt. Besonder hier, wo es noch zusätzlich das Elässische, das ich als starken Dialekt des Deutschen beschreiben würde, welches aber auch hier in Frankreich gesprochen wird, gibt. Dementsprechend begegnet einem regelmäßig der Hinweis „Mir rede au Elsassisch“. Statt „Schnupfen“ sagen die Elsässer zum Beispiel „Ich habe Schnubber“. Statt „riechen“ sagen sie „schmecken“, so sagte mir mein Mitbewohner letztens „die Wäsche schmeckt gut!“ 😉

Besonders aufgefallen ist mir hier direkt zu Beginn die ausgesprochene Höflichkeit der Elsässer. Sie sagen bei jeder Kleinigkeit „Pardon“ und „Merci“. Ich finde das sehr nett, kann mich aber schwer anpassen, weil ich es mein Leben lang einfach anders kannte. Ich hoffe jedoch, wenigstens ein bisschen davon mit zurück nach Deutschland nehmen zu können.
Komisch finde ich hier die neuen Regelungen für das Verhalten im Kreisverkehr. Wenn man reinfährt und mindestens einen Halbkreis fährst, muss man links blinken. Will man vorher rausfahren, muss man direkt rechts blinken!
Besonders schön war hier natürlich die Weihnachtszeit. Dann strömen die Leute von weit her ins Elsass, um die Weihnachtsmärkte zu besuchen. Hier kann ich auf jeden Fall die Weihnachtsmärkte in den Dörfern um Colmar empfehlen!

Weihnachtsmarkt Kaysersberg 1521320_10202965769451818_1487317956_n

A bientôt!

Lucia

3 Gedanken zu „Sprachassistentin im Dreiländereck

  1. Hallo Lucia,

    ich habe deine Berichte auf der Blog-Seite des Career-Services der WWU gelesen. Du hast echt eine spannende Aufgabe dort, die mich auch total interessieren würde.
    Ich selber studiere Französisch und Bio auf Lehramt und habe mich statt des Auslandssemesters für das Auslandspraktikum (2 mal à 6 Wochen, jeweils in den Semesterferien 2015) entschieden. Zurzeit befinde ich mich also auf der Suche nach Möglichkeiten, da ich zum Beispiel schon ganz gerne in Schulen arbeiten würde 🙂

    Könntest du mir eventuell ein paar Tipps geben, wie du deinen Platz im Elsass ergattert hast, wo du dich gemeldet hast und so weiter? Das würde mir bei der Suche echt helfen, vielleicht könnte ich da auch Mal anfragen für meinen Zeitraum ;).
    Vielen Dank schonmal für deine, hoffentlich, baldige Antwort!

    Viele Grüße,
    Philip

    1. Hallo Philip,

      lieben Dank für deinen Kommentar 😉

      Generell glaube ich , wird es nicht schwierig sein, in Frankreich einen Praktikumsplatz an einer Schule zu finden. Es herrscht zur Zeit ein Mangel an Deutschlehrern und ein wenig Unterstützung wird bestimmt gern gesehen. Für die Schüler ist es bestimmt auch toll, mal einen „echten Deutschen“ zu sehen. Ich würde mich einfach an den Direktor/die Direktorin deiner Wunschschule wenden.

      Für die Entscheidung gegen ein komplettes Auslandssemester wirst du sicher deine Gründe haben, ich würde dir aber absolut dazu raten! Erstens, um deine Sprachkentnisse zu verbessern: Je nachdem, wieviel du im Praktikum zu tun hast, wirst du vielleicht abends keine Energie mehr haben, fleissig franzsösisch zu lernen. Dann lernt man nicht so schnell. Und die Zeit vergeht wie im Flug! Ausserdem habe ich erstmal eine Zeit gebraucht um mich wohl zu fühlen und irgendwie wächst man ja auch mit den Kollegen und Schülern „zusammen“. Sechs Wochen wären mir da absolut zu kurz gewesen. Ich bin ja sechs Monate dort gewesen. Der Zeitraum war von dem Programm (PAD: http://www.kmk-pad.org/nc/programme/dtsch-fsa.html) vorgeschrieben.
      Berücksichtige auf jeden Fall die zahlreichen französischen Schulferien bei deiner Bewerbung und frage vielleicht auch nach einem geeigneten Zeitraum bei der Schule nach: Es gibt dort Trimester, also drei mal im Jahr Zeugnisse und da gibt es Wochen mit sehr vielen Konferenzen oder auch Prüfungen (BAC und BAC blanc, was eine Art Generalprobe für das BAC ist) in denen es dir vielleicht eher weniger bringt, Zeit an der Schule zu verbringen.
      Das Lycée an dem ich war ist wie gesagt in Altkirch. Die Betreuung war super, aber ich würde dir sehr davon abraten, dich dort zu bewerben, denn es liegt richtig in der „Pampa“, die Anfahrt ist ziemlich weit und kompliziert gewesen. Alternativ kannst du in Altkirch wohnen….aber auch davon würde ich dir abraten 😉

  2. So, ich hoffe dir ein wenig geholfen zu haben! Für weitere Fragen stehe ich natürlich immer gerne zur Verfügung!

    Bonne courage!
    Lucia

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.