Rückblick auf mein Praktikum in Turin

Ich bin nun seit einigen Tagen wieder zurück in Deutschland und schaue auf spannende, bereichernde und vor allem lustige Wochen in Turin zurück, die ich so schnell nicht vergessen werde. Als ich mich für das Praktikum entschieden habe, stellte ich mir vor, viele neue (berufliche) Erfahrungen zu sammeln, unterschiedliche Menschen kennenzulernen und natürlich den Alltag in einer anderen Kultur zu bestreiten. Ich hätte jedoch nicht für möglich gehalten, dass die Menschen mir dort so ans Herz wachsen würden und ich beim Abschied auch ein kleines Stückchen von mir selbst an diesem Ort zurücklassen würde.

Ich habe während der Zeit in einem Wohnheim gewohnt, welches mir von einer anderen Praktikantin, die vor mir in Turin war, empfohlen wurde. Positiv war, dass auch hier zu jeder Zeit jemand für alle möglichen Belange ansprechbar war, sei es bei der Vermittlung eines Arztes oder allen möglichen anderen Dingen. Meine Mitbewohner waren sowohl Italiener als auch StudentInnen oder PraktikantInnen aus anderen Ländern. Mit mir auf dem Flur wohnten unter anderem zwei Physiker aus dem Iran, ein Tunesier sowie eine Polin. Durch die gemeinsame Nutzung der Gemeinschaftsräume sind wir sehr schnell in Kontakt gekommen und es war spannend, sich auszutauschen oder einfach nur bei einem Kaffee oder Essen die Zeit miteinander zu vertrödeln.

Leider war diese Wohnsituation vergleichsweise nicht gerade günstig. Durch andere ausländische StudentInnen und vor allem meine Mitpraktikantin habe ich jedoch gesehen, dass die WG-Suche wirklich Glückssache ist. In ihrer WG habe ich mich bald wie zuhause gefühlt, bei einer anderen Studentin jedoch war so gut wie nie einer der Mitbewohner anwesend, was wirklich schade ist und es erschwert, Kontakt zu italienischen Studenten aufzubauen. Ich würde im Nachhinein wahrscheinlich mehr Ehrgeiz bereits von Deutschland aus in die Suche nach einer geeigneten WG investieren, um Geld zu sparen und trotzdem liebe Mitbewohner zu haben.

Die Stadt an sich ist mir schneller zu einem Zuhause geworden, als ich es für möglich gehalten hätte. Dies liegt zum einen an der zugegeben mir sehr entgegenkommenden Übersichtlichkeit, als auch größtenteils an den vielen offenen, hilfsbereiten Menschen, die in Turin leben. Zwar geht auch hier jeder seinem Alltag nach oder wirkt beschäftigt, letztlich liegt jedoch über all dem Treiben eine riesengroße Entspanntheit. Die Menschen verweilen ständig, sei es an einem der großen Piazza, bei einem Kaffee oder einfach mitten auf der Straße (!): überall unterhalten sich die Leute, es wird viel gelacht, laut geredet und sich ausgetauscht. Ein Gefühl von Einsamkeit scheint in dieser Atmosphäre vollkommen unpassend und genau so war es auch – ich habe mich während der gesamten Zeit nicht einmal allein gefühlt. Wäre da nicht das Problem der leichten Luftverschmutzung durch die vielen Autoabgase und die umgebenden Berge, die Turin geradezu einkesseln, könnte ich mir sogar vorstellen, dort dauerhaft zu wohnen. Letztlich ist es aber dennoch eine Großstadt – und die zahlreichen Ausflüge an den Wochenenden in die Berge und die umgebenden Landschaften haben mir doch gezeigt, wie sehr mir manchmal die Natur gefehlt hat.

Im Rahmen des Praktikums habe ich erfahren, was es bedeutet, DaF zu unterrichten, wie ich die StudentInnen motiviere, sie unterstütze und ihnen einen kleinen Einblick in die deutsche Kultur und Lebensart zu vermitteln. Das LektorInnen-Team war dabei eine große Hilfe. Es stand zu jeder Zeit (wirklich zu jeder Zeit) ein Ansprechpartner zu Verfügung und die Betreuung ging weit über das Praktikum hinaus. Ich hätte mir wirklich kein anderes Umfeld wünschen können.

Für mich selbst kann ich aus dieser Zeit mitnehmen, dass es unheimlich wichtig ist, die richtigen Menschen an seiner Seite zu haben, offen für alles Neue zu sein, sich für nichts zu schämen (besonders sprachlich) und jede Möglichkeit zu nutzen, seinen eigenen Horizont zu erweitern. Ich würde jedem diese Erfahrung wünschen und bin sehr dankbar, dass ich diese Möglichkeit erhalten habe.

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