Einblick in eine Verteidigungsmission an der französischen Botschaft in Wien

Ich mache mein 6-monatiges Praktikum bei der Verteidigungsmission der französischen Botschaft in Wien, Österreich. Das Ziel einer Verteidigungsmission ist es dazu zu dienen, die Kooperation im Bereich Militär und Verteidigung zwischen Frankreich und einem anderen Land zu vertiefen.

In diesem Fall ist die Verteidigungsmission für die Kooperation zwischen Frankreich und Österreich verantwortlich, aber auch mit Slowenien und Ungarn, als Nichtaufenthaltsländer. Die Verteidigungsmission untersteht einem höheren Offizier, dem Verteidigungsattaché, unter welcher Aufsicht der Praktikant steht. Konkret vertritt der Verteidigungsattaché den Verteidigungsminister, den Generaldirektor für internationale Beziehungen und Strategie und den Generalstabschef des Heeres sowie die Armeen, Direktionen und Dienststellen des Ministeriums in dem Land, in dem er tätig ist.

Meine Vorgesetzten sind also ein Colonel aus der französischen „Armée de Terre“ und sein Assistent, ein „Maître principal“ bzw. Vizeleutnant aus der französischen „Marine“. Es gibt auch einen Zivilassistenten, der sich hauptsächlich um die bilaterale Kooperation mit Österreich kümmert. Beide Praktikanten kümmern sich um ein Land. Ich bin für Slowenien verantwortlich. Das heißt, dass ich die aktuellen Nachrichten über Verteidigung und Militär in Slowenien verfolge, die bilaterale Kooperation zwischen beiden Ländern unterstütze, einen Überblick darüber habe, wie die Armee im Land funktioniert und dabei helfe, das Verständnis für die Verteidigungspolitik Frankreichs in Slowenien zu verbessern.

Konkret verläuft ein exemplarischer Arbeitstag so; ich komme um 9:00 Uhr an und durchsuche zuerst die slowenische Presse mithilfe von Übersetzungstools, da ich kein Slowenisch spreche. Ich schreibe mir alles auf, was passiert ist, welche Maßnahmen vom slowenischen Verteidigungsministerium getroffen wurden, welcher Rüstungsauftrag abgeschlossen wurde, welche Militärübung stattgefunden hat. Diese Arbeit ermöglicht es, am Ende des Monats eine Übersicht auf dem Land in Sachen Verteidigung zu haben. Neben dieser Arbeit verfolge ich auch den bilateralen Kooperationsplan. Dieser zeichnet alle Übungen, Veranstaltungen und Konferenzen nach, die beide Länder im Jahr zusammen machen werden. Dies erfordert eine Kontaktaufnahme mit den Militärs oder Zivilen beider Länder, die für die Veranstaltungen verantwortlich sind. Wir dienen also als Verbindung zwischen den beiden Ländern, Ministerien oder Armeen, damit alles organisiert sein kann. Zu meinen Aufgaben gehört es auch manchmal, Übersetzungen ins Deutsche, Englische oder Französische zu machen, an Konferenzen teilzunehmen und Berichte zu schreiben. Der Arbeitstag endet normalerweise gegen 17:30 Uhr, es sei denn, es gibt noch etwas Dringendes zu erledigen.

Im Rahmen der französischen EU-Ratspräsidentschaft, von Januar bis Juni 2022, werden zahlreiche Konferenzen und Arbeitsessen veranstaltet. Ich wirke an ihrer Organisation auch mit. Diese Konferenzen betreffen z.B. die Annahme des strategischen Kompasses, das neue Dokument zur Verteidigungspolitik der EU, die Herausforderungen der Raumfahrt im Verteidigungsbereich oder einfach Konferenzen, die dazu dienen sollten, die französischen Ansichten in Sache Verteidigung mit den anderen EU-Ländern zu teilen. Ich finde die Arbeit einer Verteidigungsmission besonders im EU-Rahmen interessant, da die Länder gemeinsame Einsätze im Ausland im Rahmen der EU oder der NATO machen und weil sie bestimmte gemeinsame Verteidigungspolitiken umsetzen müssen.

Was mir besonders gefällt, ist einen genauen Einblick in die Verteidigungspolitik eines Landes zu erhalten. Am Ende kennt man die politische Funktionsweise des Landes und die Organisation der Armee sehr gut. Man kann in einem kleinen Rahmen sehen, was konkret wichtig ist, damit die Verteidigungspolitik in einem größeren Rahmen, der europäischen Ebene, funktioniert.

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