The Smiling Coast Of Africa – Mein Praktikum in Gambia

Salam aleikum! Drei Monate Gambia. Ich bin ehrlich, mir passte das Auslandspraktikum gar nicht in meinen Uni Plan. Ich musste meinen Job kündigen, jemanden zur Zwischenmiete finden und alle anderen Seminare ein Semester nach hinten schieben. Ich war so wütend, dass ich dieses Praktikum brauche – jetzt könnte ich dankbarer nicht sein.

Die Vorbereitung Da meine Eltern lange in Afrika Entwicklungsarbeit geleistet haben und ich mich einfach nicht im Norden sehe, war schnell klar, dass ich nach Afrika gehen werde. Der zuerst riesig scheinende Haufen an Bewerbungsformularen und Schreiben war im Nachhinein gar nicht so groß und auch die Impfungen hatte ich innerhalb von drei Wochen alle drin und wurden sogar von meiner Krankenkasse übernommen. Flüge gibt es auch genug und der Kontakt zum ZfL und zu Uwe (dem die Schule gehört) war super easy. Also: es gibt eigentlich keinen Grund nicht nach Gambia zu gehen.

Die ersten Tage Nach einem tränenreichen Abschied von meiner Oma bin ich also los nach Frankfurt, um dann über Brüssel nach Banjul zu fliegen. Nach zwei Harry Potter Filmen und ein bisschen Schlaf war ich dann auch plötzlich schon da. Ich wurde herzlich von Uwe und den anderen Studentinnen empfangen und wir sind im großen roten Feierwagen über die Huckelpisten Gambias in mein neues Zuhause gefahren. Mann, war ich reizüberflutet: Die Straßen voll mit Menschen, Obst, Gemüse, Schweißarbeiten, Möbeln, Musik und Lärm. Überall Kühe, Schafe und Hunde, die über die Straße schlendern, alles riecht nach Abgasen und Müll und so deplatziert wie ich mir auch vorkam, so sehr hat es sich sofort wie zuhause angefühlt. Simkarte kaufen, Geld wechseln, Zimmer beziehen – ich wurde mit afrikanischer Gelassenheit durch meine ersten Tage geleitet und wurde drei Monate liebevoll umsorgt, bekocht und an die Hand genommen, wenn ich es brauchte.

Die Menschen „Hello, how are you?“ hört man an jeder Ecke und wird direkt zu Ataya eingeladen, einem Tee der ständig und überall von jedem getrunken wird. Es ist unglaublich mit was für einer Gastfreundschaft und Herzlichkeit die Menschen aufeinander zugehen und Freundschaften schließen. Trotz dessen, dass viele Familien kaum was haben, ist die Lebensfreude in diesem Land deutlich höher als die der meisten Deutschen. Dies hat sich auch auf unserem compound widergespiegelt: Viel Musik, Tanzen, Lachen und den ganzen Abend mit allen UNO spielen. Ich hatte nicht einmal Heimweh oder habe mich allein gefühlt. Ständig war was los und schnell war ich Teil der Familie.

Die Schule Die E.C. Arche Noah ist ein unglaublicher Ort. Da fährt man mit dem Rad 15 Minuten durch den afrikanischen Busch, bleibt dreimal im Sand stecken, umschlängelt Ziegen und Mangobäume und plötzlich steht dort eine idyllische, einladende Schule mit zwei riesigen Flaggen – Die deutsche und die gambische. Davor sitzt ein immer lächelnder Mann, der auf die Räder aufpasst, und hinein strömen über hundert Kinder in blauen Uniformen. Hinter dem großen Tor verbirgt sich ein Hof umgeben mit Klassenräumen und im Schatten großer Cashewbäume. Ich war so aufgeregt mich vor die Klasse zu stellen und zu unterrichten, aber ich wurde von allen Lehrkräften an die Hand genommen und konnte mich ganz entspannt zurechtfinden. Schnell war ich dann mittendrin und habe alle Herausforderungen mit Freude und Kreativität gemeistert: Arbeitsblätter malen, Wunden versorgen, Konflikte schlichten, spontan Unterricht machen und ab und an noch auf ein Baby aufpassen. Jeden Tag gab’s etwas Neues! Und das Beste war nach den drei Monaten Tests zu schreiben und tatsächlich Fortschritte sehen zu können.

Das Land Wenn man den Ort Madina in Google Maps eingibt, wird einem ein Dorf mitten im Nichts angezeigt. Daher war ich auf alles gefasst und war bereit, völlig isoliert von Attraktionen und Freizeitangeboten zu leben. Google lag aber falsch und unser Madina liegt unweit von wunderschönen Stränden, beeindruckenden Naturparks und aufregenden Märkten. Ich durfte so viel sehen: Ich war im Senegal, habe mit Babylöwen gekuschelt und bin mit dem Boot durch unglaubliche Mangrovenwälder in den Sonnenuntergang geschippert. Ich hatte eine Python um den Hals, habe Krokodile gestreichelt und habe Affen mit der Hand gefüttert. Wir waren auf einem Konzert, haben erstaunlich gute Pizza gegessen und die ganze Nacht getanzt. Gambia hat so viel zu bieten und es war nie langweilig!

Fazit Raus aus eurem Trott und ab in den Flieger! Man ist schneller in Afrika als man denkt und mit etwas Offenheit und Gelassenheit ist auch der Kulturschock schnell überwunden. Natürlich habe ich auch Dinge erlebt und gesehen die mich immer wieder an meine Grenzen gebracht haben – Armut, Ungerechtigkeiten und Chaos. Ich hatte aber nie Angst oder habe mich allein gelassen gefühlt. Sowohl auf persönlicher Ebene als auch im Hinblick auf meinen späteren Beruf habe ich viel gelernt und mitgenommen, was ich in Europa nie erlebt hätte. Am Ende ist jede Reise das, was man draus macht und jede*r wird einen ganz individuellen Auslandsaufenthalt (wo auch immer) haben. Afrika ist die Wiege der Menschheit und ich wünsche jeder Person, dies einmal im Leben zu erleben.

 

 

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