Deutschland vs. Großbritannien – Unterschiede und Fettnäpfchen

Ehrlich gesagt war ich im Vorfeld eher weniger mit der britischen Kultur oder britischen Gewohnheiten vertraut. Daher ließ ich alles mehr oder weniger auf mich zukommen, auch um von der ein oder anderen Eigenart überrascht zu werden.
Insgesamt würde ich nach den 2 Monaten bis jetzt sagen, dass ich natürlich keinen kompletten Kulturschock hier erlebt habe. Es sind eher Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen.

In der Schule ist natürlich der größte Unterschied die Schuluniform. Das wusste ich selbstverständlich im Vorfeld, jedoch war ich schon von der Strenge an (zumindest) meiner Schule überrascht. Gerade am Anfang des Schuljahres wurden mehr oder weniger Inspektionen gemacht, ob die Uniform auch so ist wie sie sein soll. Großes Thema war die Rocklänge bei Mädchen oder die Schuhe, bei denen sämtliche Markenlogos entfernt werden mussten. Es ist schon ein eigenartiges Gefühl vor der Klasse zu stehen, in denen die Meisten einheitliche Hemden und Blazer anhaben! Für mich gilt allerdings auch ein anderer Dresscode als in Deutschland, wo ich bisher mit Pulli, Jeans und Chucks immer gut auskam während meiner Praktika. Jeans sind hier absolut tabu als Member of Staff, dafür sind Stoff- oder Anzughosen, Röcke und Kleider angesagt. Als Oberteil sind Blusen oder Hemden, aber auch feine Shirts ohne Ausschnitt in Ordnung. Als Mann gibt es weniger Auswahlmöglichkeit, Anzughose, Hemd und Krawatte sind Pflicht. An der anderen Schule, an der ich arbeite, ist die Kleiderordung etwas lockerer, aber immer noch deutlich schicker als in Deutschland. Wenn ihr also ein Schulpraktikum machen wollt, würde ich euch raten, euch vorher über den Dresscode zu informieren. Ich hatte solche Sachen so gar nicht im Schrank und musste vorher erstmal auf Shoppingtour gehen! Das würde ich nächstes Mal eher in Deutschland machen, da es hier tatsächlich viel teurer ist.
Da wären wir auch schon beim nächsten Punkt, es ist defintiv teurer hier. Und zwar so ziemlich alles. Ich habe oft das Gefühl, dass auf den Preisschildern der Europreis steht, nur mit einem Pfundzeichen dahinter. Natürlich gibt es auch Möglichkeiten, billiger einzukaufen, trotzdem sollte man vielleicht etwas mehr Geld einplanen für den Shoppingtrip!
Dann gibt es natülich noch so ein paar Kleinigkeiten, die eventuell typisch für mein Umfeld hier sind, aber für mich deshalb die britische Gewohnheiten ausmachen. Erstens wird hier viel Wert auf ein sehr gepflegtes Heim gelegt. Mein Wohnzimmer hier sieht aus wie in einer Nobelausstellung! Hauptbodenbelag ist hier meist heller Teppich, auch im Flur. Deshalb würde ich dringend davon abraten, einfach mal reinzustolzieren und dabei die Schuhe anzulassen! Vorher fragen schadet auf jeden Fall nicht.
Für mich war auch ungewöhnlich, dass die Hauptmahlzeit generell abends zu sich genommen wird. Bei mir zu Hause ist eher das Mittagessen größer und dafür nur eine Kleinigkeit abends, das mag aber bei jeder Familie anders sein. Dann gibt es natürlich die typischen Speisen wie Fish and Chips, gerne mit Salt and Vinegar (was so gar nicht mein Fall ist) und vieles mit Pastry. Sehr beliebt sind auch Currys, meistens als take away. Ich habe zuvor nie großartig indisch gegessen, weshalb mich die riesige Auswahl an Gerichten immer noch überfordert. Aber alles was ich bis jetzt probiert habe war super und ich bin langsam ein kleiner Fan von Currys.
Wo wir schon beim Essen sind; das typisch deutsche Problem ist auch hier allgegenwärtig: Brot ist hier defintiv nicht wie in Deutschland, ich muss auch immer noch innerlich lachen wenn hier diverses Toast als Brot bezeichnet wird. Glücklicherweise findet man in einigen Supermärkten mittlerweile Vollkornbrot, was oft als German Bread bezeichnet wird. Bei Heimweh kann ich einen Gang zu Lidl empfehlen, welches exakt dem deutschen entspricht. Gleicher Aufbau, gleiche Marken, gleiches Layout – nur halt mit Pfundpreisen. Das zählt definitiv zu einer der größten Überraschungen hier für mich! Es hört sich zwar etwas verrückt an, aber wenn man weit weg von zu Hause ist und alles irgendwie noch fremd, dannn ist das Balsam für die Seele 😉
Und eins noch, solltet ihr einmal eine Geburtstagskarte etc. unterschreiben sollen: Nicht einfach nur den Namen drunter setzten! Ich wurde diese Woche ziemlich ausgelacht, weil nicht EIN Text verfasst wird, den dann alle signieren, sondern jeder verfasst selbst 2-3 Zeilen. Kleinigkeit, allerdings mit eventuell großen Ausmaß (ich wurde gefragt, ob ich die Person nicht mögen würde).

Insgesamt gehen die Engländer sehr offen damit um, wenn man nicht genau weiß ¨wo der Hase lang läuft¨. Mir wurde bis jetzt alles vorgemacht oder erklärt, was ich nicht durch Beobachtung alleine verstehen konnte, und es ist auch keine Schande mal nachzufragen. Generell sind sie dann ziemlich interessiert, was und wieso etwas in Deutschland anders gemacht wird.

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