Auslandsaufenthalt in Großbritannien – mein Fazit zum Praktikum an der Judith Kerr Primary School

Mittlerweile bin ich seit ein paar Wochen wieder in Deutschland und ich bin immer noch überrascht, wie schnell die 3 Monate meines Aufenthaltes in London doch vergangen sind. Alles in allem war es eine unvergessliche Zeit, in der ich sehr viel erlebt und gelernt habe. Daher kann ich jedem, der überlegt ins Ausland zu gehen, nur ans Herz legen, diese Chance  zu nutzen!

Wenn ihr Euch auch für ein Praktikum an der Judith Kerr Primary School interessiert oder für einen Auslandsaufenthalt in Großbritannien (oder speziell London), dann hilft euch ja vielleicht mein abschließendes Fazit zu meinem Auslandssemester bei eurer Entscheidung!  😉

Brexit und Visum – lohnt sich der Papierkrieg?

Da Großbritannien ja nicht mehr in der EU ist, ist es leider auch nicht mehr so einfach dorthin einzureisen (es sei denn man ist als Touri da und bleibt nicht länger als 90 Tage). Da ich aber für ein Praktikum nach Großbritannien reisen wollte, brauchte ich ein Arbeiter-Visum und die Beantragung hat zugegebenermaßen sehr viel Nerven, Zeit und manchmal auch ein bisschen Verzweiflung gekostet.

Der Prozess der Beantragung beginnt mit der Bewerbung um ein Erasmus+-Stipendium, welches man benötigt, um das Certificate of Sponsorship beim British Council zu beantragen. Mit dem Certificate of Sponsorship kann schließlich in  Düsseldorf das Visum beantragt und ca. 1-2 Wochen später wieder abgeholt werden (wenn man die Beschleunigungsgebühr bezahlt, geht es noch schneller). Hört sich erst mal gar nicht so aufwändig an, aber trotzdem sollte man sich früh genug damit befassen, denn es kann unter Umständen recht lange dauern, bis man von den zuständigen Stellen eine Rückmeldung bekommt. Ich möchte mich an dieser Stelle  noch einmal bei Frau Harsch und Frau Weinberg vom ZfL, sowie bei Frau Nolden vom Career Service bedanken, die mich und den Rest der Kohorte in dem Prozess so tatkräftig unterstützt haben und jederzeit erreichbar waren.

Aber ich möchte hier natürlich niemanden abschrecken und so kann ich zu diesem Punkt abschließend sagen, dass sich der Papierkram definitiv gelohnt hat und ich es auch immer wieder so machen würde. 😉

Die Schule 

Von der Judith Kerr Primary School und meinem Praktikumsalltag habe ich euch bereits in meinem letzten Beitrag ausführlich berichtet. Schaut dort gerne einmal vorbei, wenn ihr euch für ein Praktikum an der Schule interessiert. 😀

Mein Fazit zur JKPS und dem Praktikum dort ist auf jeden Fall durchweg positiv. Ich hatte dort eine echt tolle Zeit, konnte sehr viel lernen und viele tolle Erfahrungen machen.

Im Kollegium habe ich mich ab dem ersten Tag sehr willkommen gefühlt. Die meisten Lehrer:innen sind noch sehr jung und haben zum Teil selbst gerade erst ihr Studium abgeschlossen. Sie waren oft sehr interessiert an meiner Einschätzung zu ihrem Unterricht und offen für Veränderungsvorschläge oder Methoden, die ich in meinem bisherigen Studium gelernt habe. Auch bei der Beobachtung und Beurteilung von einzelnen Schüler:innen und ihren Lernfortschritten wurde ich oft nach meiner Meinung gefragt und konnte so die Lehrer:innen bei der individuellen Förderung jedes Kindes unterstützen. Dadurch hatte ich das Gefühl, dass ich nicht einfach „nur“ eine Praktikantin, sondern auf Augenhöhe mit den Kolleg:innen war.

Auch die Schüler:innen sind sehr höflich und haben mich schnell als Autoritäts- und Respektsperson wahrgenommen. An der JKPS wird generell sehr viel Wert auf einen respektvollen Umgang mit den Mitmenschen gelegt, was sich im Verhalten der Schülerinnen widergespiegelt. Ich war wirklich beeindruckt, wie „gut erzogen“ die Kinder im Großen und Ganzen waren und dass man sie bei Fehlverhalten oft einfach nur kurz ermahnen und an die „gewünschten Verhaltensweisen“, die in den ersten Schuljahren eingeübt werden, erinnern musste (Ausnahmen gibt es natürlich immer 😉).

Das Praktikum an sich ist – kurz gesagt – das, was man selbst daraus macht. Man kann also selbst entscheiden, wie aktiv man sich in den Schulalltag einbringt, indem man den Lehrer:innen seine Hilfe anbietet, auf die Schüler:innen zugeht und ihnen Unterstützung anbietet, oder ob man lieber doch eine eher beobachtende Rolle einnimmt und primär im Unterricht hospitiert.

Ich persönlich habe das Praktikum auch als eine Chance gesehen, mich auszuprobieren und das, was ich bisher in meinem Lehramtsstudium gelernt habe, anzuwenden. Dementsprechend wollte ich nicht nur die ganze Zeit im Unterricht hospitieren und habe das Angebot, selbst (Deutsch-)Unterricht vorzubereiten und durchzuführen, gerne angenommen und konnte so wertvolle Erfahrungen für meine berufliche Zukunft machen.

Ich konnte generell immer wieder merken, dass der Einsatz und die Unterstützung von uns deutschen Praktikant:innen für den Schulalltag sehr wichtig waren und von Seiten der Schule dankbar angenommen wurden. Ich habe mich so immer sehr wertgeschätzt gefühlt und habe gerne die Initiative ergriffen und meine Hilfe angeboten.

Insgesamt kann ich die Judith Kerr Primary School als Praktikumsschule sehr empfehlen. Besonders, wenn man Eigeninitiative und Interesse zeigt, hat man an der Schule viele Möglichkeiten, Einblicke in den Alltag eines Lehrers und in das englische Schulsystem zu bekommen, sich mit seinem Wissen und den bisher erworbenen Kenntnissen einzubringen und seine Unterrichtskompetenzen auszuprobieren und zu erweitern. Das Kollegium ist den Praktikant:innen gegenüber sehr aufgeschlossen und man wird sehr herzlich in das Team aufgenommen.

Die Unterkunft

Ich habe während meiner Zeit in London bei einer Gastfamilie gewohnt, denn die Schule vermittelt bei Interesse auch Gastfamilien, was allein schon wegen der hohen Mieten in London ein großer Vorteil ist. 😉 Da die JKPS eine binationale Schule ist (Englisch – Deutsch), freuen sich viele Familien eine:n deutsche:n Muttersprachler:in bei sich aufnehmen zu können, weil es vor allem für die Kinder eine Chance ist, ihre Deutschkenntnisse auch außerhalb der Schule weiter auszubauen. Ich zum Beispiel habe bei einer Familie mit zwei Kindern gewohnt, die bilingual aufwachsen, da mein Gastvater selbst Deutscher ist. Ich habe dann meistens Deutsch mit den Kindern gesprochen und konnte ich mit der Zeit merken, dass ihr Wortschatz immer größer wurde, sie immer sicherer im Gebrauch der deutschen Sprache wurden und immer weniger englische Wörter oder englischen Syntax verwendet haben.

Für mich war es eine wirklich tolle Erfahrung, bei einer Gastfamilie zu leben. Zum einen hatte ich so einen direkten Kontakt zu den „Einheimischen“ und konnte dadurch viel über die Kultur und das Land erfahren, kulinarische Spezialitäten probieren (meine Gastmutter macht den besten Fish Pie der Welt! 😉) und mir auch den ein oder anderen Reisetipp einholen. Außerdem habe ich mich nicht so „alleine“ gefühlt, wenn mich dann doch mal ein bisschen Heimweh überkam und durfte noch einmal die „große Schwester“ sein und so viel Lego spielen, wie wahrscheinlich noch nie zuvor in meinem Leben. 😀

In a nutshell

Ich muss zugeben, dass ich immer eher gemischte Gefühle hatte, wenn ich an den anstehenden Auslandsaufenthalt gedacht habe, der ja ein verpflichtender Teil des  Anglistik-Studiums ist. Für mich war es das erste Mal, dass ich für eine längere Zeit von  meiner Familie, meinen Freunden und meinem Hund weg war, und dann auch noch alleine und direkt in einem anderen Land. Aber, so wie es meistens ist, waren meine Bedenken völlig unnötig, denn die Zeit ist einfach nur verflogen.

Nicht nur das Praktikum, sondern auch die Möglichkeit für drei Monate in Großbritannien zu leben (und dann auch noch in der Hauptstadt!), waren ein einmaliges Erlebnis. Für mich war es tatsächlich das erste Mal, dass ich in London war und es gab dort so viel für mich zu sehen, dass die Wochenenden nie langweilig wurden. Außerdem ist London so gut an das Bus- und Bahnnetz angeschlossen, dass ich auch problemlos einige Ausflüge in andere Städte machen konnte (Oxford, Cambridge, Jane Austens Haus in Alton, Windsor Castle, …) und in der Zeit viel gesehen und erlebt habe.

Ich kann also jedem nur empfehlen, die Chance für ein Auslandssemester zu nutzen, denn es ist einfach eine einmalige und bereichernde Erfahrung, die sich mit keinem Uni-Seminar ersetzen lässt.

 

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