Montpellier – la vie au sud de la France

Salut und bonjour aus Montpellier!

Mittlerweile bin ich schon seit fast drei Monaten in dieser wunderschönen südfranzösischen Stadt und mache ein Schulpraktikum am Collège et Lycée Georges Clemenceau. Leider kommt mein erster Blog-Eintrag sehr verspätet, da es immer etwas Neues zu entdecken gab und dadurch der Blog etwas in den Hintergrund geraten ist.

In meinem ersten Eintrag möchte ich von der Stadt und meinem Leben in Frankreich berichten. Vorab ist es aber vielleicht wichtig zu wissen, dass ich aufgrund meines Auslandsstudiums in Tours im Bachelor das Leben in Frankreich schon kennenlernen konnte und daher viele Eindrücke nicht absolut neu für mich sind.

 

Das Wetter – Pluspunkt Nummer 1

Nachdem ich bei meiner Anreise Anfang September von ungewöhnlich schlechtem Wetter (grauer Himmel, Nebel, kühl) am Flughafen Montpellier Méditerranée empfangen wurde, war es schon am nächsten Tag sommerlich warm und die Anzahl der Regentage kann ich bis heute an einer Hand abzählen. Während die enorme Trockenheit des vergangenen Sommers für die Region ein wirkliches Problem darstellt und die starken Regenfälle, die sogenannten périodes cévenoles (benannt nach dem Regen, der von den Cévennes, der Bergkette im Hinterland Montpelliers, kommt und der innerhalb weniger Minuten Straßen so unter Wasser setzen kann, dass man knietief im Wasser steht), ausgeblieben sind, war es für mich wirklich schön, zwei Monate lang einen verspäteten Sommer zu erleben. Bis Ende September konnte man sogar im Mittelmeer schwimmen gehen, bis Ende Oktober war es noch wirklich warm (solange nicht die starken Winde Mistral und Tramontane pfeifen, denn dann kann es schnell kühl werden) und bis Ende November war keine Winterjacke nötig.

Der heutige Blick (2. Dezember) aus dem Fenster ist allerdings sehr ungewöhnlich, denn es fallen tatsächlich Schneeflocken vom Himmel – und im Vorgarten steht eine Palme! Diesen Anblick erhält man wahrhaftig nicht alle Tage. Der Winter ist also auch hier langsam, aber sicher eingetroffen und das nicht nur bezüglich des Wetters: denn auch der Weihnachtsmarkt hat am 30. November seine Tore geöffnet und auf dem Hauptplatz der Stadt, der Place de la Comédie, steht neben einer beleuchteten Weltkugel auch ein kitschig beleuchteter Weihnachtsbaum aus einer Metallkonstruktion. Während diese beiden Teile der städtischen Weihnachtsdekoration tatsächlich erst in den letzten zwei Wochen aufgestellt wurden, musste ich Anfang Oktober zu meinem Erschrecken feststellen, dass die Weihnachtsbeleuchtung schon aufgehangen wurde – und da waren es tagsüber teilweise noch 20-25°C tagsüber in der Sonne!

 

Die Stadt – „Platz eins in puncto Lebensqualität“ (Dumont Reisehandbuch Languedoc-Roussillon )

Montpellier ist eine der größten Städte an der französischen Mittelmeerküste, gehört zu der Region Occitanie und war die Hauptstadt der ehemaligen Region Languedoc-Roussillon. Mit 65.000 Studenten ist Montpellier eine wahre Studentenstadt und auch international ausgerichtet. Die Universität, die unter anderem Frankreichs älteste Faculté de Médicine beherbergt, liegt zu großen Teilen etwas außerhalb der Stadt, ist aber sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln wie der Tram zu erreichen. Das Stadtzentrum Montpelliers, welches aufgrund seiner Form auch l’Ecusson (dtsch.: das Wappen) genannt wird, kann man gut zu Fuß erlaufen.

Die Stadt bietet für jeden Geschmack etwas: Neben kleinen Straßen und Gassen mit kleinen Boutiquen in den Vierteln rund um die Kirchen St. Anne und St. Roch, die den südländischen Charme der Stadt ausmachen, gibt es große Plätze wie die Place de la Comédie oder den Place royale du Peyrou, von dem aus man einen großen Teil der Stadt überblicken kann. Außerdem gibt es hier als grüne Rückzugsorte Frankreichs ersten botanischen Garten, den Jardin des Plantes, und einen Zoo, der sich in seiner Aufmachung sehr von den Zoos, die ich kenne, unterscheidet. Wer sich für Schlösser und Herrenhäuser interessiert, wird in Montpellier auch nicht enttäuscht – denn einige liegen direkt im Stadtzentrum und können über Führungen des Office de Tourisme angeschaut werden, und andere, wie das Château d’Ô, liegen nicht weit außerhalb und sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Montpellier ist mit zwei großen Einkaufszentren (Polygone & Odysseum) sowie einem großen neugestalteten Gebiet (Antigone) allerdings auch eine moderne und dynamische Stadt. Außerdem gibt es regelmäßige, unterschiedliche Veranstaltungen wie letzte Woche die Fête des Vignes oder diese Woche Coeur de Ville en Lumières. Zudem liegt Montpellier sowohl in der Nähe von Gebirgszügen als auch in der Nähe vieler Strände.

        

Quartier Saint-Roch – Strand Palavas-les-FlotsArc de TriomphePlace de la Comédie

Die Strandorte Carnon Plage und Palavas-les-Flots erreicht man mit Tram (bis zur Endstation der Tram Linie 3) und Fahrrad innerhalb ungefähr einer halben Stunde, wenn man am Bahnhof Montpelliers startet. Am Ende der Tram Linie 3, aber auch an vielen anderen Stellen in der Stadt, besteht die Möglichkeit, für 0,50€ pro Stunde pro Fahrrad zu leihen. Das System ist simpel organisiert und wirklich praktisch, wenn man keinen Bus oder keine Tram mehr zur Verfügung hat und schneller vorankommen möchte, als zu Fuß. Ein Monatsticket (abonnement 31 jours jeunes) für den öffentlichen Nahverkehr (Tram und Bus) kostet für 18-25-Jährige 28€ und kann zu jedem beliebigen Tag des Monats begonnen werden. Vom Fahrradfahren in Montpellier wird häufig abgeraten, es sei zu gefährlich. Ich habe in meiner Zeit hier allerdings genug Franzosen kennengelernt, die trotzdem Fahrradfahren und denen nichts zu Schaden gekommen ist bisher. Allerdings sollte man hier wirklich immer den Kürzeren ziehen und Fahrrad-Diebstahl scheint hier noch wesentlich ausgeprägter zu sein als in Münster, also ist auch diesbezüglich Vorsicht geboten!

Zum Straßenverkehr in Frankreich ist generell noch anzumerken, dass man sich als (französischer) Fußgänger nicht zwingend an den Ampelphasen orientiert. Wenn die Ampel rot ist, schaut man, ob ein Auto kommt – und wenn nicht, geht man einfach. Im Gegenzug sollte man aber auch nach rechts und links schauen, bevor man bei Grün über die Straße geht. Ich erinnere mich nur zu gut daran, was für eine Umgewöhnung es nach meiner Zeit in Tours war, in Deutschland immer bei Rot stehen zu bleiben. Daran gewöhnt man sich nämlich sehr schnell!

Zurück zu Montpellier: Was mir an der Stadt wirklich sehr gut gefällt, ist, dass der Großteil der Altstadt Fußgängerzone ist und Autos nur selten im Ecusson anzutreffen sind. Mit der Tram kommt man jedoch trotzdem aus fast allen Ecken der Stadt gut ins Zentrum, welches auch überschaubar ist. Gefühlt ist das Ecusson so groß wie (oder ein bisschen größer als) Münsters Innenstadt innerhalb des Promenadenrings.

 

Ausgangspunkt Montpellier – Reisen und Ausflüge

Der Bahnhof Montpelliers (Montpellier Gare St. Roch) direkt außerhalb des Ecusson ist ein guter Ausgangspunkt, um innerhalb der Region oder auch über die Grenzen der Region hinweg zu reisen. Während meines Aufenthalts (an den Wochenenden und in den französischen Schulherbstferien (Vacances de Toussaint)) habe ich mit dem Zug einige Ecken Südfrankreichs entdecken können und Städte wie Carcassonne, Béziers, Agde & Le Cap d’Agde, Sète, Nîmes, Avignon & Villeneuve-les-Avignon und Marseille besichtigt. Auch Barcelona ist nicht weit entfernt, weshalb ich die Chance genutzt habe, auch dorthin zu fahren (was mit einem Fernbus allerdings günstiger ist als mit dem Zug).

 Carcassonne & Marseille

Wer plant, regelmäßig Zug zu fahren, sollte sich auf jeden Fall direkt zu Anfang des Aufenthaltes die Carte Jeune für 18-25 Jährige der SNCF (wie die Deutsche Bahn in Frankreich, nur viel zuverlässiger) zulegen. Sie kostet 50€, ist ein Jahr gültig und bringt pro Zugfahrt Vergünstigungen, die je nach Reisezeit allerdings in ihrer Höhe variieren können. Selbst für die gut drei Monate, die ich in Frankreich bin, hat sie sich jedoch schon ausgezahlt. Für Frankreich sollte man sich außerdem generell merken, dass es für unter 26-Jährige immer viele Angebote und Vergünstigungen oder sogar gratis Eintritte gibt und im Zweifel einfach immer an der Kasse, Infoständen etc. nachfragen. Angebote für Jugendliche und Studenten scheinen mir hier wesentlich ausgeprägter als in Deutschland.

Eine Besonderheit der Region Languedoc-Roussillon ist, dass man 1€-Tickets für Züge innerhalb der Region buchen kann. Die Tickets werden nicht über die normale Seite der SNCF verkauft sondern werden ca. 3 Wochen vorher auf folgender Website online gestellt: https://www.train1euro.fr/ . Altersunabhänig zahlt man also 2€ für eine Hin- und Rückfahrt in der Region Languedoc-Roussillon, einschließlich Avignon. Man sollte aber früh genug buchen, denn häufig sind die Tickets eine Woche vor Reisedatum schon ausverkauft. Die 1€ Tickets gibt es zudem nicht für jede Zugverbindung.

Wenn man die Möglichkeit erhält, das Hinterland, die Cévennes oder die Regionen am Meer ausgiebiger zu erkunden, sollte man diese auf jeden Fall nutzen. Empfehlen kann ich diesbezüglich den Pont du Gard & Uzès, Le-Grau-du-Roi & die Petite Camargue, die Cathédrale de Maguelone, Saint-Guilhem-le-Désert, den Pont du Diable & die Gorges de l’Hérault, sowie Wanderungen rund um Lècques und den Cirque de Mourèze bzw. den Lac du Salagou. Wanderwege sind in der Regel sehr gut ausgeschildert und Wanderführer findet man vor Ort. Es lohnt sich meiner Meinung nach sehr, auch Ausflüge in das Umland Montpelliers zu machen – und nicht nur Städte zu besichtigen. Gerade die Cévennes oder die Petite Camargue bieten sehr viel. Für alle Reisefreudigen kann ich daher das Reisehandbuch Languedoc Roussillon von Dumont empfehlen, da dort sehr viele kleine Gegenden eingezeichnet sind und auch ein paar Wandertouren verzeichnet sind.

   

Pont du Gard & Pont du Diable

Für Gegenden wie die Cévennes oder kleinere Orte ist jedoch ein Auto empfehlenswert. Da ich von Freunden immer mitgenommen werden konnte, musste ich mir über einen Leihwagen keine Gedanken machen. Generell ist es aber eine Herausforderung, ein Auto in Montpellier zu parken. Man muss fast immer kostenpflichtige Parkplätze nutzen und selbst dann sind die Parklücken so klein, dass es nicht verwunderlich ist, dass die Handbremse in Frankreich nicht angezogen werden soll. Wenn das Auto nicht in die Parklücke passt, wird das Auto davor oder dahinter einfach so weit geschoben, dass es passt. Ganz nach dem Motto „Was nicht passt, wird passend gemacht!“ Als ich selbst in einem Auto saß, was auf diese Weise eingeparkt wurde, konnte ich nicht anders, als zu schmunzeln.

 

Leben in Südfrankreich – kulturelle Eindrücke und Unterschiede

Wie man hoffentlich bisher schon erfahren konnte, gefällt es mir hier in Montpellier und in der ganzen Region sehr gut. Die Einheimischen sind grundsätzlich sehr freundlich und hilfsbereit. Beim Ein- und Aussteigen in den Bus oder beim Betreten und Verlassen eines Geschäftes sagt man stets Bonjour und Au revoir. Wenn die Franzosen hier merken, dass man sprachliche Schwierigkeiten hat, tendieren sie auch meist dazu, ins Englische überzugehen. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, muss ich allerdings auch sagen, dass das nicht immer hilfreich ist – denn meist verstehe ich ihr genuscheltes Französisch besser als ihr (häufig gebrochenes) Englisch. Auf dem Markt wurde ich jedoch auch einmal nicht als nicht-französische-Muttersprachlerin erkannt: als der Verkäufer nach dem dritten Mal Pardon meinerseits auf seine Frage Avec ceci? immer noch Avec ceci? (dtsch.: Darf es noch etwas sein?) antwortete, war es ihm total unangenehm als ich sagte, dass ich ihn nicht verstehe (weil ich den Ausdruck noch nicht kannte). Er formulierte für mich sofort in Voulez-vous encore quelque chose? um und entschuldigte sich mehrfach. Mein genereller Eindruck, dass die Franzosen hier sehr höflich und freundlich sind, zieht sich durch meine ganze Zeit, die ich hier bin. Natürlich gibt es immer Ausnahmen, wie überall.

Als Mädchen mit hellblonden Haaren fällt man hier im Süden aber natürlich auch auf – und deshalb kann es auch schon einmal vorkommen, dass man komische Sprüche wie „Ich würde dich auf der Stelle heiraten“ gedrückt bekommt (Kein Witz, das ist mir tatsächlich passiert, tagsüber!) oder eine eigenartige „Anmache“ von einem Passanten kommt. Einfach ignorieren und weitergehen hilft da tatsächlich und man sollte es sich natürlich nicht zu Herzen nehmen. Manche Franzosen sind da einfach sehr direkt. Ich wurde auch wegen meines Akzents und Aussehens einmal in einem relativ aggressiven Tonfall gefragt, ob ich aus Holland oder England, also Ausländerin, sei – die schlagfertige Antwort meiner Mitbewohnerin „Ne, die ist aus dem Norden Frankreichs“ hat meinen Gegenüber aber sogar zu einer Entschuldigung bewegt. Außer gelegentlichen Sprüchen hatte ich aber gar keine Probleme und ich muss auch sagen, dass ich mich in der Stadt außerordentlich wohl fühle und nie ein unsicheres Gefühl habe. Auch wenn ich abends oder nachts alleine nach Hause gehen muss, stellt das für mich kein Problem dar. Ich achte zwar darauf, als Vorsichtsmaßnahme hauptsächlich die großen Straßen und nicht die kleinen Gassen zu nutzen, aber das würde ich auch in jeder deutschen Stadt. Gegenden, die laut meiner Vermieterin und Mitbewohnerin allerdings nicht so sehr zu empfehlen sind, sind La Mosson generell und ggf. auch Les Arceaux nachts. Ansonsten lohnt es sich immer, quartiers difficiles zu googlen, wenn man auf Wohnungssuche ist.

Neben dem generellen stark (süd-)französischen Charakter der Stadt ist Montpellier gleichzeitig auch eine ville cosmopolite. Man hört in den Straßen der Stadt viele verschiedene Sprachen und nicht selten auch Deutsch. Die Zahl ausländischer Studenten in der Stadt ist relativ hoch, weshalb die Stadt, selbst wenn es in Montpellier und der Region immer weniger Touristen gibt, je mehr es sich dem Winter nähert, ihren internationalen Charakter bisher behalten hat. Die Atmosphäre in der Stadt ist generell sehr angenehm, ich habe den Eindruck, dass alle Menschen hier recht entspannt sind und ihre joie de vivre allgegenwärtig ist. Die Stadt ist sehr dynamisch und aufgeschlossen. Außerdem hält man sich hier an die französische „Tradition“ de faire grève – im Schnitt gab es während meiner Zeit hier fast alle zwei Wochen einen Streik.

Bezüglich Einkaufen, Essen und Feiern gehen, ist Frankreich – und wahrscheinlich gerade hier der Süden – teurer als in Deutschland.

Es gibt einige Lidl (z.B. einen auf der Avenue Georges Clemenceau), deren Preise vergleichbar zu denen in Deutschland sind. Carrefour City (der grüne Carrefour) ist günstiger als Carrefour Express (der orangene Carrefour). Von beiden Carrefour-Varianten gibt es etliche in der Innenstadt. Der Géant Casino im Odysseum ist wirklich géant (und daher eher günstiger), aber natürlich etwas weiter außerhalb. Ich habe das Glück, dass meine Praktikumsschule direkt in der Nähe des Lidl ist, also kann ich nach der Schule „mal eben“ dorthin gehen. Große Supermärkte (die dann aber wirklich riesig sind) sind alle außerhalb der Stadt und daher besser mit dem Auto zu erreichen. Mit einem Carrefour City in der Nähe hat man aber alles, was man braucht.

Als Markt kann ich den Markt unter dem Aquädukt Les Arceaux, welches sich an den Place royale du Peyrou anschließt, empfehlen. Er ist wirklich wunderschön und findet immer samstags und dienstags statt, wobei er samstags größer sein soll. Ich war jeden Samstag, an dem ich in Montpellier war, bisher dort und wenn man die Preise der einzelnen Anbieter vergleicht, kann man dort frisch und zu angemessenen, teils sogar recht günstigen Preisen einkaufen. Den Markt sollte man sich nicht entgehen lassen! [Das hier ist jetzt etwas hors sujet, aber es gibt sonntags auf dem Peyrou immer einen Trödelmarkt unter den Platanen, den man auch unbedingt anschauen sollte.]

    

Markt Les Arceaux & Trödelmarkt auf dem Peyrou

Bezüglich Shampoo, Kosmetikartikeln etc. sollte man sich (wenn möglich) einen Vorrat aus Deutschland mitbringen, wenn man nicht gerade auf die hauseigene Marke des Lidl zurückgreifen oder relativ teuer einkaufen möchte. Spezielle Läden wie DM oder Rossmann gibt es hier in Frankreich nicht wirklich, nur die Parapharmacies, die recht teuer sind.

Auch Ausgehen in Bars, Restaurants und Cafés kann schnell teurer werden als in Deutschland. Ganz besonders ist mir das beim Eisessen aufgefallen. Eine Kugel kostet nicht nur 1€, sondern meist 2,50€ aufwärts. In Restaurants werden vor allem Menüs (Vorspeise & Hauptspeise, Hauptspeise & Nachspeise oder Vor-, Haupt- & Nachspeise) angeboten. Einzelne Speisen kann man aber auch immer kaufen. Mittagsmenüs sind dafür aber vollkommen im Rahmen. Empfehlenswert sind das Café Chez Théo (Rue de l’Aiguillerie) mit unschlagbar günstigen Preisen und La Panacée zum Kaffee trinken sowie Les Casserolles en Folie (Crêperie, Place de la Chapelle Neuve), Le Van Gogh (Place du Marché au Fleurs), La Terrasse (Pizzeria, Rue du Four Saint-Eloi) und die Restaurants rund um die Kirche Saint Roch zum Essen gehen. Als Bars habe ich Triskell (bei der Pizzeria La Terrasse), O’Carolans Irish Pub (bei der Kirche Saint Anne), Circus (bei der Place Jean Jaurès), Temple Bar (Nähe Bahnhof) und die Bar Le Foch (bei der Rue Foch) kennengelernt.

In Cafés, Bars und Restaurants ist es außerdem (zu meinem großen Erstaunen) nicht so üblich wie in Deutschland, Trinkgeld (pourboire) zu geben. Es wird nicht systematisch erwartet, dass 10% Trinkgeld gegeben werden. Der Service ist meist inklusive, also gibt man nur Trinkgeld, wenn wirklich alles gepasst hat und Service sowie Essen super war. So lauten zumindest die Tipps meiner Mitbewohnerin und der anderen Franzosen, die ich kennengelernt habe. Man wird also nicht komisch angeschaut, wenn man die Rechnung cent-genau zahlt. Wenn man Trinkgeld gibt, freuen sich die Kellner aber natürlich!

Zum kostenlosen Feiern geht man am Besten in den Rockstore oder ins Panama. Eintritte in Clubs sind sonst recht teuer (10-15€ aufwärts). Natürlich gibt es auch viele Veranstaltungen vom ESN (Erasmus Student Network) Montpellier, bei denen man sich anschließen kann und somit das (Nacht-)Leben Montpelliers besser erkunden kann. So lernt man natürlich auch andere Leute kennen.

 

Leute kennenlernen im Praktikum

„Wie lerne ich im Praktikum bloß Leute kennen?“ Das war eigentlich meine Hauptangst vor Praktikumsantritt. Natürlich war mir klar, dass ab Oktober, also nach ca. drei Wochen, Sprachassistenten an meiner Schule sein würden. Und ich hatte das große Glück, dass eine Freundin im nicht weit entfernten Nîmes ihren Sprachassistenten-Dienst antreten würde. Es gab also immerhin ein bisschen Gewissheit, nicht ganz alleine zu sein.

Allerdings wollte ich natürlich auch Kontakte mit Franzosen knüpfen und habe deshalb nach WGs gesucht. Meine Mitbewohnerin ist wirklich super nett und hat mich von Anfang an überall mit hingenommen. Ich war mit ihren Freunden beispielsweise schon klettern, Billard spielen, wandern, bowlen, in Bars, feiern etc. Dadurch bin ich mit vielen Franzosen in Kontakt gekommen und konnte vor allem auch mein Französisch trainieren. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen und es wird mir auch immer vollstes Verständnis für aufkommende sprachliche Schwierigkeiten entgegen gebracht. Alle sind total offen und erklären auch gerne, wenn ich etwas nicht verstehe. Mit meiner Mitbewohnerin habe ich außerdem die Abmachung getroffen, dass sie mich gerne korrigieren kann und soll – und dadurch merke ich auch wirklich, dass ich etwas dazu lerne!

Daher würde ich jedem nahe legen, sich in Frankreich auch eine WG mit einer Französin / einem Franzosen zu suchen. Selbst wenn man vielleicht nicht so auf einer Wellenlänge ist,  besteht immer die Möglichkeit, im Alltag und zu Hause miteinander Französisch zu sprechen. Und wenn man sogar noch das Glück hat, sich gut zu verstehen, tant mieux! Dann hat man die Chance, über den/die Mitbewohner/in neue bzw. weitere Leute kennenzulernen.

Während das Kontakte knüpfen über die Sprachassistenten meiner Schule nicht so gut funktioniert hat, vor allem, weil man sich in der Schule aufgrund unterschiedlicher Unterrichtszeiten nicht so oft über den Weg gelaufen ist, habe ich über meine Freundin in Nîmes auch andere deutsche Sprachassistenten in der Académie de Montpellier kennengelernt und war mit ihnen z.B. in Barcelona.

Durch Zufall habe ich zudem andere Praktikantinnen bzw. Freiwillige im Heidelberghaus, der Maison de Heidelberg, einem deutschen Kulturzentrum hier in Montpellier, kennengelernt. In einer meiner ersten Wochen habe ich mit der Schule einen Schulausflug in das Heidelberghaus im Stadtzentrum gemacht und dabei einfach den deutschen Mädels, nachdem ich kurz mit ihnen gesprochen hatte, meine Nummer in die Hand gedrückt und gesagt, dass es zwar komisch ist, weil man sich noch gar nicht kennt, aber dass sie sich einfach melden sollen, wenn sie etwas machen und ich mitkommen könnte. Das kostete mich zwar viel Überwindung, aber zahlt sich jetzt aus! Denn nun haben wir schon viel in und um Montpellier zusammen unternommen.

 

Praktische Tipps und Organisation

Zum Ende meines Blog-Eintrags wollte ich allen zukünftigen Montpellier-Praktikanten oder Studenten noch ein paar Tipps an die Hand geben.

Es gibt einige Möglichkeiten, einen Auslandsaufenthalt zu finanzieren. Neben dem ERASMUS+ Stipendium über die Universität, mit welchem Studium oder Praktikum gefördert werden kann, vergibt das Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) unterschiedliche Arten von Stipendien für Aufenthalte in Frankreich, auch extra Stipendien für Lehramtsstudenten.

Meinen Praktikumsplatz habe ich durch Initiativbewerbungen an den verschiedensten Schulen in Frankreich gefunden. Nachdem ich in Lyon gefühlt alle weiterführenden Schulen durchprobiert hatte und ernüchternderweise in 80% der Fälle bis heute keine Antwort bekommen habe (und in 20% der Fälle eine Absage) und auch in anderen Städten mein Möglichstes versucht habe, bin ich auf die Seite der PASCH-Schulen gestoßen und habe es dort versucht – und bin glücklicherweise fündig geworden!

Die Unterkunftssuche kann man über viele verschiedene Möglichkeiten angehen. Natürlich gibt es immer die Studentenwohnheime (wo ich es aber gar nicht erst versucht habe). Zunächst habe ich mir Tipps von meiner Praktikumsbetreuerin an der Schule eingeholt, die mich an die Maison de Heidelberg und ihren Internetauftritt verwiesen hat. Dort konnte ich eine Anzeige schalten, dass ich eine Unterkunft suche und auch in den vorliegenden Anzeigen nach etwas Passendem suchen. Letztendlich habe ich meine Wohnung über eine Antwort auf meine Anzeige bei der Maison de Heidelberg gefunden. Ansonsten gibt es noch Seiten wie Appartager oder La Carte des Colocs, wo man suchen kann. Für nur drei oder vier Monate eine Unterkunft zu finden stellt sich aber teils als nicht ganz so einfach heraus. Meine Unterkunft hatte ich erst knapp zwei Wochen vor Ankunft fest.

In Montpellier angekommen bin ich Anfang September über die Flugverbindung von Eurowings Düsseldorf-Montpellier, welche jedoch nur in der Sommersaison dieses Jahr angeflogen wurde. Alternative Flughäfen in der Nähe Montpelliers sind in Béziers und Marseille. Meine Rückfahrt in zwei Wochen werde ich mit dem Zug (mit 1x Umsteigen in Paris) bewältigen.

Bezüglich der Administration hier in Frankreich sollte man sich auf langwierige und nicht immer einfache Prozesse mit viel Papierkram vorbereiten. Auch wenn sich das erst einmal abschreckend anhört, weil dieser Teil in Deutschland wirklich einfacher und schneller abläuft, ist es immer irgendwie machbar! Bei der CAF kann man als Student/Geringverdienender Wohngeld beantragen. Das bedeutet, dass man vom französischen Staat Wohnzuschussgelder erhält. Die Höhe des Betrags ist von vielen Faktoren abhängig. Um das Wohngeld (APL) zu erhalten, muss man ein französisches Bankkonto eröffnen – denn ohne die sogenannte RIB (die es in Deutschland nicht gibt), geht hier gefühlt gar nichts. Bei der Bank erhält man neben der Giro-& Kreditkarte (beides in einem) in der Regel auch ein Scheckheft. Im Gegensatz zu vor drei Jahren in Tours habe ich hier in Montpellier wesentlich weniger Scheckzahlungen miterlebt, aber wenn in der Schule Geld für Klassenfahrten o.ä. abgegeben werden muss, dann passiert das in 90% der Fälle mithilfe von Schecks. VISA Karten werden eigentlich überall angenommen.

 

Nach dieser Menge von Informationen sage ich mit lieben Grüßen aus dem vorweihnachtlichen Montpellier au revoir et à bientôt!
Nathalie

Über Nathalie

Hallo! Ich bin Nathalie und studiere an der WWU Münster Englisch und Französisch im Master of Education, um an Gymnasien und Gesamtschulen unterrichten zu können. Vor Ende meines Studiums mache ich noch zwei freiwillige Schulpraktika in Montpellier, Frankreich und Norwich, England. Hier erfahrt ihr mehr über meine Erfahrungen und Erlebnisse während meiner Auslandspraktika.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.