Herzlich willkommen beim Centrum für Geschichte und Kultur des östlichen Mittelmeerraums (GKM)
Im Centrum für Geschichte und Kultur des östlichen Mittelmeerraums (GKM) sind sämtliche Altertumswissenschaften der Universität Münster vernetzt: von A wie Altorientalistik bis Z wie Zyperninstitut. Unter den beteiligten Disziplinen sind neben den Historien besonders die Vielzahl an antiken Philologien, Archäologien sowie christliche und islamische Theologie und Judaistik herauszustellen.
Das GKM ist das altertumswissenschaftliche Rückgrat des Exzellenzclusters "Religion und Politik", der nun in der dritten Förderphase ist.
Mit dem interdisziplinären Masterstudiengang "Antike Kulturen des östlichen Mittelmeerraums (AKOEM)" und der Graduiertenschule "Münster School of Ancient Cultures (MSAC)" wird das Netzwerk auch für die Lehre aktiviert.
Wir wünschen allen einen guten Start in das Wintersemester 2023/24
Übersetzungsprozesse in der Islamischen Welt während der Frühen Neuzeit sind bisher kaum erforscht. Die neue Emmy Noether-Nachwuchsgruppe TRANSLAPT (Translation: Arabic–Persian–Turkish) unter der Leitung von Prof. Dr. Philipp Bockolt möchte diese Forschugnslücke in den kommenden Jahren schließen. Zur Eröffnungsveranstaltung am 19. Oktober im Gebäude des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ (Hörsaal JO 1) wird herzlich eingeladen.
Unser Kooperationspartner, das Deutsche Evangelische Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes, feiert in diesem Jahr das 125-jähriges Gründungsjubiläum. Aus diesem Anlass veranstaltet das DEI in Jerusalem vom 16. bis 19. Oktober 2023 die Konferenz "New Archaeological Research in the Holy Land". Ein vielfältiges Programm ist zusammengestellt. Der Sprecher des GKM, Prof. Dr. Lutz Doering, wird zu dem Thema "Visual Representations of the Menorah in Recent Debate" vortragen.
Jetzt in der vorlesungsfreien Zeit werden die archäologischen Feldforschungsprojekte in Armenien, Bulgarien, Israel, Griechenland, Ägypten, im Irak und in der Türkei fortgesetzt.
Auch Studierende fahren in diesem Sommer wieder mit und erweitern ihre Kenntnisse durch praktische Erfahrungen. Und der mobile 3D-Scanner sowie anderes technisches Equipment wird ebenfalls mit im Gepäck sein.
Die Projekte und Erwartungen stellen wir ab Anfang September in unserer Reportage "Feldforschungen 2023" vor.
Thema des Monats September im Archäologischen Museum
Arabo-byzantinische Münzen im Archäologischen Museum
Der Vortrag zum Thema des Monats gibt eine Einführung in den historischen sowie geldgeschichtlichen Kontext der Arabo-byzantinischen Münzen. Dabei werden die Herausforderungen in der Auseinandersetzung mit diesen Münzen deutlich.
Die Vorträge finden am 17. und 24. September um 14:15 Uhr im Raum F033 des Fürstenberghaus (Domplatz 20-22) statt.
Was passiert, wenn unterschiedliche Kulturen in einem Raum leben?
Natalie diskutiert mit Prof. Dr. Katrin Kogman-Appel inwiefern Kulturen miteinander verflochten sein können oder aber geteilte Räume produzieren.
Frau Kogman-Appel berichtet wie es sie von Österreich nach Israel und in die USA verschlug und wie es dazu kam, dass sie auf Betreiben des Exzellenclusters "Religion und Politik" als Alexander von Humboldt-Professorin nach Münster kam und das Institut für Jüdische Studien aufbaute.
Welche logistischen Herausforderungen sind eigentlich bei einer internationalen Großgrabung zu meistern?
Dies skizzieren Prof. Dr. Engelbert Winter und Prof. Dr. Michael Blömer vor dem Hintergrund ihrer seit vielen Jahren durchgeführten Forschungsprojekte in der Südosttürkei. Zentral sind dabei die Grabungen in der antiken Stadt Doliche und dem nahegelegenen Heiligtum des Iuppiter Dolichenus.
Aktuell nutzen die beiden ihre umfassenden Kenntnisse zudem für die Dokumentation von Schäden an Kulturgütern in der durch das Erdbeben im Februar 2023 völlig zerstörten Region Adyiaman.
Die Münster School of Ancient Cultures (MSAC) hat ihren Blog MSACult gestartet. Die ersten Berichte sind eingestellt. Informationen zu den Themenfeldern Veranstaltungen, On Tour und Fördermöglichkeiten werden fortan stetig ergänzt.
NEWS I Mai 2023
Ausschreibung: 7. Numismatische Herbstschule
Die Numismatische Herbstschule findet in diesem Jahr vom 4. bis zum 7. Oktober statt. Sie wendet sich an BA- und MA-Studierende aller Fächer. Da überwiegend mit Originalen gearbeitet wird, ist die Teilnehmerzahl auf max. 20 Studierende begrenzt. Eine Bewerbung ist bis zum 30. Juni möglich. Ausschreibung
Von der Handschrift zur digitalen Edition in einer Woche? So fragen die Studierenden in ihrem abschließenden Blog-Beitrag. Tatsächlich lieferte die Frühlingsschule 2023 eine facettenreichen Einblick in die Forschungswelt der Manuskripte und eine ambitionierte Einführung in die Arbeitsschritte, die bei der Erstellung einer digitalen Edition anfallen. Es war ein Experiment, das von vielen ExpertInnen umgesetzt wurde und zwar so erfolgreich, dass eine Fortsetzung angestrebt wird.
Wir laden herzlich zu einer Infoveranstaltung des Masterstudiengangs "Antike Kulturen des östlichen Mittelmeerraums (AKOEM)" ein. Es werden die Besonderheiten des Studiengangs vorgestellt: interdisziplinäres Angebot, individuelle Schwerpunktsetzung, Betreuung, Praktika und Projekte. Interessierte haben die Gelegenheit sich mit Studierenden, Alumni und Studienkoordinatorin auszutauschen. Zeit: Dienstag, 6. Juni, ab 18.15 Uhr Ort: F 043, Fürstenberghaus, Domplatz 20-22
Im Sudan kämpfen die sudanesischen Streitkräfte und die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces um die Macht. Seit 2009 ist Archäologin Prof. Dr. Angelika Lohwasser mit einem Feldforschungsprojekt im nördlichen Sudan tätig. Zuletzt war sie mit einem Team im Februar für zwei Monate vor Ort. Sie berichtet über die Folgen des Konflikts für ihre Arbeit.
Die Bilder von den schweren Erdbeben in der Türkei und in Syrien am 6. Februar sind erschütternd. Das Ausmaß der Verwüstungen lässt sich nach gut zwei Monaten immer noch nicht absehen. Tausende Menschen sind ums Leben gekommen. Angesichts der akuten humanitären Katastrophe standen Fragen des Kulturgüterschutzes bislang im Hintergrund. Bereits jetzt ist klar, dass die Erschütterungen an zahlreichen antiken und mittelalterlichen Monumenten erhebliche Schäden angerichtet haben. Mit dem Projekt „Cultural Heritage in Danger“ („Kulturerbe in Gefahr“) wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Forschungsstelle Asia Minor die lokalen Behörden dabei unterstützen, den Zustand der Kulturdenkmäler in der Provinz Adıyaman zu dokumentieren.
Das von der „Gerda Henkel Stiftung“ geförderte Projekt startet Anfang Juni und hat eine Laufzeit von sieben Monaten.
Zwei Referenten werden am Donnerstag, 27. April um 18 Uhr c.t. auf Einladung der Forschungsstellen Papyrologie und Brief zu einem Thema sprechen. Prof. Dr. Peter Arzt-Grabner (Salzburg) & PD Dr. Hans Förster (Wien) beleuchten des Thema "Papyrologische Forschungen zu den Paulusbriefen am Beispiel des Römerbriefs des Paulus".
Ort: ETH 302, Universitätsstraße 13-17
Wieder einmal eine Millionenförderung für einen arabischen Klassiker:
Zum zweiten Mal unterstützt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) das Langfristvorhaben zur Edition des Gesamtwerkes von Ibn Nubatah al-Misri (1287–1366). Am Institut für Arabistik und Islamwissenschaft arbeiten Arabistinnen und Arabisten um Leibniz-Preisträger Prof. Dr. Thomas Bauer und Prof. Dr. Syrinx von Hees seit 2020 an der Edition. Die DFG fördert das Projekt nun erneut mit rund 1,7 Millionen Euro.
Wir feiern ein Jahr "Neues aus der Alten Welt"
Für die Jubiläumsfolge haben wir (fast) das gesamte Team versammelt: Natalie, Franzi, Lotta, Emre und Felix reflektieren über die Entstehung und Produktion des Podcasts. Von technischen Schwierigkeiten über die Wahl von GesprächspartnerInnen zu Auslandserfahrungen lassen wir das Jahr Revue passieren und geben dabei einen kleinen Einblick hinter die Episoden.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert eine neue Forschungsgruppe aus den Geisteswissenschaften. Ziel der Gruppe "Xenokratie vor Ort. Administration und kulturelle Verflechtung in der Vormoderne" ist es, eine auf die Vormoderne zugeschnittene Perspektive auf das viel diskutierte Phänomen fremder Herrschaft zu ermöglichen. Die DFG fördert das Vorhaben mit rund 2,5 Millionen Euro. Aus dem GKM sind daran beteiligt Prof. Dr. Hans Beck, Prof. Dr. Wolfram Drews, Prof. Dr. Patrick Sänger und Prof. Dr. Gesa Schenke.
Im aktuellen "QS World University Ranking by Subject 2023" erzielen die Altertumswissenschaften wieder eine gute Platzierung.
Im Fach "Classics and Ancient History" schafft es die Universität Münster in die Ranggruppe 51 bis 90 und rangiert damit unter den weltweit besten 100 Hochschulen.
Das Ranking beruht v.a. auf Reputationsumfragen unter Akademikern, Arbeitgebern und berücksichtigt Zitationen von Veröffentlichungen.
NEWS I Sommersemester 2023
Altertumswissenschaftliche Veranstaltungsreihen im Sommersemester 2023
Im Sommersemester bieten die im GKM vernetzten Seminare und Institute wieder Vortragsreihen mit Münsteraner und auswärtigen Referierenden an. Einige Veranstaltungen sind auch hybrid bzw. via Zoom geplant.
Amnestien - eine antike Idee?
Lotta und Emre haben den Münsteraner Seniorprofessor Dr. Peter Funke im Gespräch. Sie diskutieren mit dem Althistoriker Konzepte zur Überwindung von Gewalt in antiken Gesellschaften.
Daneben erzählt der umtriebige Wissenschaftler, wie die University of Cyprus gegründet wurde, wie unser Studiengang AKOEM zustande gekommen ist oder wie bereits vor 25 Jahren E-Learning in der Alten Geschichte umgesetzt wurde.
NEWS I Februar 2023
Das GKM trauert um Prof. Dr. Karl-Friedrich Pohlmann
geboren am 12. Januar 1941 in Korbach
gestorben am 14. Februar 2023 in Münster
Karl-Friedrich Pohlmann wurde 1981 zum Professor für Altes Testament an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Münster berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 2006 lehrte.
Der Alttestamentler wirkte bereits im SFB 493 "Funktionen von Religion in antiken Gesellschaften des Vorderen Orients" mit. In dem Teilprojekt "Identifikationsfiguren und Mittlergestalten in Zeiten der Krise" befasste er er sich dabei im besonderen mit der Gestalt des Propheten Jeremia. Herr Pohlmann gehörte zu den Gründungsmitgliedern des GKM. Angeregt durch die neueren Entwicklungen des Diskurses um Religion und Politik und die Einrichtung eines Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster wandte er sich nach seiner Emeritierung der Exegese des Korans zu und wies in zwei grundlegenden Arbeiten nach, dass die Methode der historisch-kritischen Exegese, wie sie in den Bibelwissenschaften entwickelt wurde, auch produktiv und gewinnbringend auf die Analyse der heiligen Schriften des Islam anwendbar ist.
Die Ägyptologin Prof. Dr. Angelika Lohwasser spricht im Interview über die Öffnung von Tutanchamuns Grabkammer vor 100 Jahren: ein Jahrhundertfund, der noch immer viele Rätsel aufgibt, und ein damit verbundener Mythos, der bis heute fasziniert. Im Gespräch geht es auch um das Fach Ägyptologie im Allgemeinen und um das Studium der Ägyptologie.
Kann angesichts von mehr als 1000 Poleis überhaupt von einem einheitlichen griechischen Recht ausgegangen werden?
Am 23. und 24. Februar 2023 wird ein internationales Symposium dieser Frage nachgehen und die Spannung zwischen lokalem Recht und Rechtseinheit in der griechischen Antike analysieren.
Seit 1997 untersucht die WWU-Forschungsstelle Asia Minor die Hinterlassenschaften der antiken Stadt Doliche nahe der türkischen Metropole Gaziantep. Das Grabungsgebiet des Forschungsprojekts und das Grabungshaus, in dem sie während der Grabungskampagnen wohnen, befinden sich nur wenige Kilometer entfernt von dem Epizentrum der schweren Erdbeben, die am Montag (6.2.2023) die Türkei und Syrien erschüttert haben. Sophie Pieper hat mit Projektleiter Prof. Dr. Engelbert Winter und Grabungsleiter Prof. Dr. Michael Blömer über die Situation vor Ort gesprochen ... zum Interview
Auf der Mitgliederversammlung wurde am 2. Februar ein neuer Vorstand gewählt. Im Anschluss wählte dieser dann LUTZ DOERING, Professor für Neues Testament und antikes Judentum, ohne Gegenstimme zum Sprecher des GKM.
Prof. Dr. Reinhard Achenbach ist auf eigenen Wunsch nach 13 Jahren aus dem Vorstand ausgeschieden. Seit 2009 prägte er als Sprecher das Forschungs- und Lehrnetzwerk. Er wurde mit herzlichen Worten des Dankes, einem großen Applaus und einem kurzen Rückblick auf die Geschichte des GKM verabschiedet.
Vom 27. bis zum 31. März 2023 findet am GKM die Frühlingsschule „Manuskriptkulturen. Interdisziplinär. Digital.“ statt.
Wir nähern uns dabei historischen Manuskripten auf zwei Wegen: einerseits inhaltlich über die Themen Macht, Ritual und Raum; andererseits methodisch mit dem Erlernen und Anwenden von Methoden der Digital Humanities. Wir werden so mit den Teilnehmer:innen ein bislang unpublizierte Chronik des Klosters Vinneberg edieren.
Bei der eintägigen Exkursion zur Universität Hamburg werden wir durch die Labore des Centre for the Study of Manuscript Cultures geführt und können dort erleben, wie Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften Hand in Hand arbeiten.
Wir bieten 20 Plätze für Studierende, Promovierende und Mitarbeiter:innen der WWU an. Es sind inzwischen alle Plätze ausgebucht, wir führen eine Warteliste. Anmeldungen unter: gkm@uni-muenster.de
Seit mehr als 25 Jahren gräbt die Universität Münster nun schon in Doliche. Jedes Jahr im Sommer fährt eine Gruppe von Archäolog:innen der Forschungsstelle Asia Minor an diesen Ort in der Südost-Türkei, um die antike Stadt und das nahegelegene Heiligtum des Jupiter Dolichenus freizulegen. Mit imposanten Ergebnissen!
In diesem Jahr hat Sophie Pieper von der Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit die Ausgrabung bei einem Besuch vor Ort beobachtet. Sie berichtet in der November/Dezember-Ausgabe der Unizeitung "wissen.leben" von einem typischen Arbeitstag.
Das Netzwerk "Archäologie Diagonal" lädt alle Interessierten im Wintersemester zu der Ringvorlesung "Cultural Heritage. Herausforderungen globalen Kulturerhalts" ein. Die Vorträge finden montags um 18 Uhr c.t. im Hörsaal F2 im Fürstenberghaus, Domplatz 20-22, statt und können auch online via Zoom verfolgt werden. Beginn ist am 24. Oktober.
Der Althistoriker Prof. Dr. Hans Beck ist neuer Fellow am Käthe Hamburger Kolleg. Er forscht dort im Wintersemester zu politischen Ordnungen im antiken Griechenland.
Die Fellows des Kollegs geben im Rahmen der öffentlichen „Fellow Lectures“ Einblicke in ihre Forschungsprojekte. Hans Beck wird am 17. November (18 Uhr I Philosophicum) sprechen.
Anfang des Jahres 2022 gründete Dr. Patrick Sänger, Professor für Alte Geschichte, die Forschungsstelle Papyrologie. In einem Festakt wird die Einrichtung, die sich der Stärkung der Papyrologie, der Vernetzung mit anderen Wissenschaftler:innen und Institutionen sowie der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses widmet, am 21. Oktober im Fürstenberghaus offiziell eröffnet.
2022 feiert das Fach Ägyptologie ein doppeltes Jubiläum: 1822 gelang die Entzifferung der ägyptischen Hieroglyphen und 1922 entdeckte Howard Carter das Grab des Tutanchamun. Dies war Anlass, gemeinsam mit Studierenden Informationen zu diesen „Sternstunden“ in Form einer Posterausstellung aufzuarbeiten. Die Ausstellung ist im Foyer der Studiobühne (Domplatz 23) bis zum 27. Oktober zu sehen.
Die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz hat die Ägyptologin Prof. Dr. Angelika Lohwasser als neues Ordentliches Mitglied der Geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse aufgenommen.
Im aktuellen ZIN-Blogbeitrag stellt der Archäologe Achim Lichtenberger Bedingungen für Resilienz von Städten vor und zeigt, wie hilfreich dafür ein Blick in die Geschichte ist. Ein internationales Team, angeführt von den Universitäten Aarhus und Münster, untersucht seit 2011 die antike Stadt Gerasa (Jordanien), die 749 n. Chr. - nach langer Zeit der Resilienz - durch ein Erdbeben ihr Ende fand.
Die kombinierte Analyse tierischer und pflanzlicher Überreste sowie literarischer Zeugnisse führt zu einer genaueren Datierung archäologischer Funde. „Wir können inzwischen häufig nicht nur das Jahr, sondern auch die Jahreszeit ermitteln“, sagt der Archäologe Prof. Dr. Achim Lichtenberger, der derzeit mit seinem Team auf dem Tell Iztabba (Israel) gräbt.
Wie geht ... Digital Humanities? In der Vortragsreihe "Einführung in die Digital Humanities" des Exzellenzclusters haben sich im Sommersemester 2022 Expert:innen verschiedener Fächer mit dieser Frage beschäftigt. Neben Methoden, Tools und Projekten wurde auch der verantwortungsvolle Umgang mit Forschungsdaten in den Blick genommen.
Die Videos sind auf der Website des Exzellenzclusters eingestellt und hier zu sehen.
Wer entscheidet, was Tradition ist und überliefert wird? Welche Faktoren sind beim Kampf um die Deutungshoheit maßgebend? Dies diskutierten am 24. Mai 2022 die Historiker Peter Funke (Alte Geschichte), Wolfram Drews (Mittelalterliche Geschichte) und Hubert Wolf (Kirchengeschichte) in der Gesprächsreihe "Traditionen und Konkurrenz" des Exzellenzclusters. Ihre einführenden Statements sowie ein kompletter Mitschnitt des Gesprächs lassen sich hier anschauen.
Die Asia Minor Studien, die wissenschaftliche Publikationsreihe der Forschungsstelle Asia Minor, erscheinen seit 1990 in unregelmäßigen Abständen im Habelt-Verlag. Die Themen umfassen Projekte der Forschungsstelle und ausgewählte Arbeiten zum antiken Kleinasien.
Nun ist Band 100 mit dem Titel "Regionale Beziehungen. Eine Geschichte der Polislandschaft des südwestlichen Kleinasien in früh- und hochhellenistischer Zeit anhand ihrer ortsübergreifenden Verbindungen" erschienen.
Die Publikation des 100. Bandes war auch ein Grund zum Feiern: Prof. Dr. Christof Schuler (München) hielt am 7. Juli einen Vortrag zu dem Thema "Lykien zwischen Bürgerkrieg und Prinzipat. Zwei neue Inschriften aus Patara und die regionalen Folgen einer Reichskrise" halten.
Professor Dr. Michael Grünbart ist mit dem “Vasso Penna Award 2022” der Christian Archaeological Society ausgezeichnet worden.
Der Preis wurde dem Byzantinisten für seine Monographie "Macht und Präsenz der Buchstaben im byzantinischen Alltag. Zugänge zu den historischen Hilfswissenschaften des östlichen Mittelmeerraumes" auf der Jahrestagung in Athen am 28. Mai verliehen.
Die israelische Arabistin Sarah Stroumsa ist im Sommersemester 2022 Hans-Blumenberg-Gastprofessorin am Exzellenzcluster „Religion und Politik“.
Sarah Stroumsa hat zahlreiche bedeutende und wissenschaftlich breit rezipierte Publikationen zur Geschichte des philosophischen und theologischen Denkens in der Islamischen Welt des Mittelalters sowie zur philosophischen Literatur im jüdisch-arabischen Kontext vorgelegt. Zu ihren Veröffentlichungen gehören Maimonides in his World: Portrait of a Mediterranean Thinker (Princeton 2010) und Andalus and Sefarad: On Philosophy and Its History in Islamic Spain (Princeton 2019).
Im Rahmen ihres Aufenthaltes am Exzellenzcluster wird Professorin Stroumsa ihre methodologischen Ansätze zur Erforschung der Ideengeschichte des arabischen Mittelalters vorstellen. Es ist ein öffentlicher Abendvortrag geplant sowie eine Masterclass, in der die Gastprofessorin ihre Ansätze mit dem wissenschaftlichen Nachwuchs des Exzellenzclusters diskutieren wird.
Öffentlicher Abendvortrag „Between Traditions: Philosophical Traditions in the Islamicate World and Scholarly Traditions in Their Study“ I 17.05.2022 | 18.15 Uhr | Hörsaal JO 1, Johannisstraße 4, und via Zoom (nach Anmeldung)
Masterclass „The Voice of Written Texts: On the Reconstruction of Intellectual History of the Islamicate World“ I 18.05.2022 | 9.00 Uhr | Hörsaal JO 1, Johannisstraße 4
Zum Beginn des Sommersemsters startet unser Podcast zum antiken Mittelmeerraum. Am 18. April geht es los! In dem Podcast "Neues aus der Alten Welt" kommt fortan aktuelle Forschung ins Gespräch.
Die Idee ist im Rahmen des Masterstudiengangs AKOEM entstanden. In lockerer Atmosphäre stellen Wissenschaftler:innen ihre Projekte vor, geben den einen oder anderen Tipp zum Studium und plaudern manchmal auch ganz ungezwungen aus dem Näh- kästchen. Dr. Nikola Moustakis hat die Studierenden bei diesem interdisziplinären Projekt zur Wissen- schaftskommunikation nun fast ein Jahr begleitet - von den ersten Informationen zur technischen Ausstattung, über Gedanken zu Namen und Logo, bis hin zu den ersten Interviews - und freut sich, dass nun die erste Folge veröffentlicht wurde.
Franzi, Jessica und Emre werden sich und ihren Studiengang dann zunächst vorstellen und Matthias Sandberg (Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Alte Geschichte) zu Gast haben.
In der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster ist gemeinsam mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Verbindung mit dem Deutschen Evangelischen Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes (DEI) zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine W1-Juniorprofessur für Biblische Archäologie (mit Tenure Track nach W2) zu besetzen.
Zu den Aufgaben gehören Forschung und Lehre im Fachgebiet Biblische Archäologie an der WWU Münster. Der/die Stelleninhaber/in beteiligt sich an Formaten der Verbundforschung im DAI in der Vermittlung von universitärer und außeruniversitärer archäologischer Forschung; sie/er nimmt an bestehenden Lehr-, Forschungs- und Kulturgüterschutzprojekten des DEI in Israel, in den palästinen- sischen Gebieten und/oder Jordanien teil und/oder initiiert im Einvernehmen mit dem DEI neue Drittmittelprojekte im Forschungsbereich des DEI.
An der WWU wird eine aktive Mitarbeit in der Evangelisch-Theologischen Fakultät, an Projekten im Rahmen des „Centrums für Geschichte und Kultur des östlichen Mittelmeerraums“ (GKM), mit dem Verbund der Archäologischen Fächer (Archäologie Diagonal) und in weiteren interdisziplinären Forschungsverbünden der Universität erwartet.
Der Exzellenzcluster "Religion und Politik" hat sein Forschungsprogramm um neue Projekte erweitert. Vier Professorinnen und Professoren des GKM wurden im Rahmen eines Ideenwettbewerbs zur Einrichtung neuer Forschungsprojekte aufgenommen.
Die Projekte und Forschenden im Einzelnen:
Der Alttestamentler Prof. Dr. Christophe Nihan befasst sich mit Entstehung und Transformationen der Reinheitskonzepte im Judentum der persischen und hellenistischen Zeit im antiken Mittelmeerraum.
Unter dem Titel Kosmokratie und Pantokratie im frühen Christentum (KoPaC) widmet sich die Neutestamentlerin Prof. Dr. Eve-Marie Becker den Wurzeln, Funktionen und Wirkungen frühchristlicher Herrschaftsinszenierung.
Die KoptologinProf. Dr. Gesa Schenke erforscht unter dem Titel "Abraham im Alltag" die gelebte und tradierte Religiosität in der koptischen Überlieferung des Testaments Abrahams nach Originalkodizes des 4. und 10. Jahrhunderts.
Die ArabistinProf. Dr. Syrinx von Hees beschäftigt sich mit politischen Dimensionen eines kontroversen literarisch-religiösen Diskurses um die Transformationen der Burda im 13.-15. Jahrhundert.
Vom 29. bis 30. Juli 2022 wird im Rahmen der Münster School of Ancient Cultures (MSAC) der Workshop "Bridges in Antiquity" stattfinden. Diese Veranstaltung richtet sich an junge Forscher:innen, die ihre Arbeiten in den Altertumswissenschaften verorten und sich mit Brücken oder anderen Übergängen über natürliche Hindernisse beschäftigen. Es werden englische Vorträge von max. 20 Minuten erwartet. Der CfP ist inzwischen abgeschlossen. In den nächsten Wochen wird das Programm zusammengestellt, das dann zu Beginn des Sommersemesters an dieser Stelle eingestellt wird.
Seit 25 Jahren erforscht Prof. Dr. Engelbert Winter mit seinem Team die antike Stadt Doliche im Südosten der Türkei nahe der syrischen Grenze. Die Ausgrabung der Forschungsstelle Asia Minor zählt zu den am längsten von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekten. „Die Lage der Stadt ist ein Glücksfall für die archäologische Forschung. Der Stadthügel wurde im 12. Jahrhundert verlassen und seitdem nicht mehr bebaut. Die meisten anderen Städte im antiken Teil Syriens kommen für Grabungen nicht mehr in Frage, weil sie entweder nachträglich bebaut wurden oder durch den syrischen Bürgerkrieg zerstört wurden,“ berichtet der Altertumswissenschaftler. Im Podcast berichtet Engelbert Winter von den Anfängen des Projekts und der Entwicklung bis heute. Dabei geht es beispielsweise um den Alltag während der mehrwöchigen Feldforschungen, um die Frage, wie moderne Technik die archäologische Forschung verändert hat und um die Zusammenarbeit mit den türkischen Ortskräften und der Regierung.
Ein Team unter der Leitung von Prof. Dr. Janoscha Kreppner vom Institut für Altorientalistik und Vorder- asiatische Archäologie der WWU Münster hat in der vorlesungsfreien Zeit bis Oktober ein neues von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Forschungsprojekt mit einer Ausgrabung im Nord- ost Irak begonnen. Auch Studierende gehörten zum Team und konnten praktische Erfahrungen in der archäologischen Feldforschung sammeln.
In der Peshdar-Ebene der Zagrosberge in der irakischen Autonomen Region Kurdistan an der Grenze zum Iran wird eine 60 Hektar große eisenzeitliche Siedlung untersucht, der "Dinka Siedlungskomplex". Die Ebene wurde im 9. Jh. v. Chr. als Bestandteil einer neu geschaffenen Grenzmark zum Schutz vor Gefahren aus dem Osten in das assyrische Reich integriert. Die neuen Ausgrabungen werfen Licht auf die bislang kaum bekannten Lebenswelten und die materielle Kultur der indigenen lokalen Gesellschaft der Zagros- berge vor der assyrischen Annexion. Ziel der Ausgrabung war eines von drei Gebäuden, die sich in ihrer Größe von den gewöhnlichen Wohnhäusern deutlich absetzen und daher zentral waren für die Unterstadt.
Die Expedition zeigte, dass in der archäologisch schlecht erforschten irakisch-iranischen Grenzregion wichtige Erkenntnisse über die indigene Kultur an der Schnittstelle zwischen den mesopota- mischen Kulturen der Assyrer und Babylonier im Irak auf der einen und den medischen und achämeni- dischen Kulturen im Iran auf der anderen Seite gewonnen werden können. Eine Publikation ist in Vorbereitung.
Archäologinnen und Archäologen der Universität Münster und der Nationalen Akademie der Wissen- schaften der Republik Armenien haben bei Ausgrabungen in der hellenistischen Königsstadt Artaxata des antiken Armenien offensichtich die Überreste des östlichsten Bogenaquädukts des Römischen Reiches gefunden. Eine Auswertung der bereits im Jahr 2019 freigelegten Funde ist jetzt in der Fachzeitschrift „Archäologischer Anzeiger” erschienen.
Die Publikation macht deutlich, dass die monumentalen Fundamente Teil einer unvollendeten Aquädukt- brücke sind, die zwischen 114 und 117 n. Chr. von der römischen Armee gebaut wurde. Damals sollte Artaxata die Hauptstadt einer römischen Provinz in Armenien werden. Das Bauwerk blieb jedoch unfertig, da nach dem Tod Trajans 117 n. Chr. dessen Nachfolger Hadrian die Provinz Armenia noch vor der Fertig- stellung des Aquädukts aufgab. Prof. Dr. Achim Lichtenberger und Dr. Torben Schreiber vom Institut für Klassische und Christliche Archäologie der WWU stellen die These auf, dass der Fund ein Zeugnis für den gescheiterten Imperalismus des Römischen Reiches ist.
Die "Münster-Mumie", die auch schon im Tatort mitgespielt hat, ist von ihrer langen Japan-Reise nun wieder nach Münster zurückgekehrt.
Das Museum hatte die Mumie bereits 1978 vom Karl-Ziegler-Gymnasium in Mülheim an der Ruhr als Dauerleihgabe erhalten. Wegen ihres schlechten Zustands schlummerte sie vor ihrem ersten Auftritt in Münster zunächst fast 40 Jahre im Depot. Für etwa zwei Jahre war sie nun mit einer Wanderausstellung in sechs japanischen Städten unterwegs. Ab dem 9. November ist der reich verzierte altägyptische Holzsarg aus der Zeit um 950-890 vor Christus mit der Mumie eines jungen Mannes (ca. 750-580 vor Christus) wieder im Fürstenberghaus zu sehen – als Teil der Dauerausstellung in einer eigens angefertigten Vitrine. Das Museum am Domplatz 20-22 ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, jeden zweiten Freitag im Monat bis 24 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Eine neue Broschüre „Ägyptische Mumien zwischen Rhein und Ems – Souvenir und Sensation“ von Prof. Dr. Angelika Lohwasser und Lena Rauße vom Institut für Ägyptologie und Koptologie der WWU ist gleichzeitig in der Schriftenreihe des Museums erschienen. Die Publikation bietet Einblicke in die aktuelle Forschung und dokumentiert, aus welchen Gründen sich Menschen aller Zeiten für Mumien interessiert haben.
Das Kuratorium des Historischen Kollegs München hat vier neue Fellowships für das Kollegjahr 2022/2023 vergeben.
Darunter ist Prof. Dr. Michael Grünbart vom Institut für Byzantinistik und Neogräzistik an der Universität Münster. Er wird ab Oktober 2022 zum Thema „Unter einem guten Stern? Vorzeichen und Politik am byzantinischen Kaiserhof" an dem Kolleg arbeiten.
Seit 1980 bietet das Historische Kolleg exzellenten Wissenschaftlern den Freiraum, ein Jahr lang zu forschen, zu denken und zu schreiben, um ein großes Werk zum Abschluss zu bringen.
Archäologinnen und Archäologen der Forschungsstelle Asia Minor (Universität Münster) haben bei ihren diesjährigen Ausgrabungen in der antiken Stadt Doliche im Südosten der Türkei ein bislang unbekanntes Heiligtum aus römischer Zeit entdeckt. Das Team um die Altertumswissenschaftler und GKM-Mitglieder Prof. Dr. Engelbert Winter und Prof. Dr. Michael Blömer legte Teile eines Tempels frei, der sich durch seine Größe und ungewöhnliche Form auszeichnet. Für die Kenntnis der Entwicklung antiker Tempelarchitektur im Nahen Osten ist dieser Fund von großer Bedeutung. Die Erforschung des Tempels steht nach Angaben der Wissenschaftler erst am Anfang. Nach ersten Einschätzungen zeichnet sich ab, dass er sich durch seine eigenwillige Gestaltung des Innenraums mit großer Apsis von landläufig bekannten Tempelbauten des östlichen Mittelmeerraums unterscheidet. Parallelen finden sich beispielsweise in Palmyra und im südlichen Syrien. Diese Entdeckung unterstreicht wieder einmal, dass Doliche ein Ort ist, an dem die religiösen Entwicklungen des antiken Nahen Osten besonders gut archäologisch untersucht werden können.
Im Archäologischen Museum der Universität Münster werden mit Hilfe eines 3D-Scanners virtuelle Kopien erstellt. Die eingescannten Objekte können von Expert:innen auf der ganzen Welt genutzt werden. Dier ersten Gefäße, Münzen, Abgüsse und Steinfragmente wurden schon erfasst. Sie können nun digital beliebig gedreht sowie von allen Seiten betrachtet werden und geben so weit mehr Informationen als die Originale. Einen Einblick in das neu einigerichtete 3D-Labor des Archäologischen Museums gibt ein Image-Film der WWU.
Das 3D-Labor befindet sich im Erdgeschoss des Archäologischen Museums. Interessierte Besucher können durch eine Glasscheibe den Studierenden bei der Arbeit zuschauen.
Viel Spaß beim Anschauen des Films ... oder kommen Sie doch einfach einmal persönlich im 3D-Labor am Domplatz vorbei.
3D-Technologie hat für die Archäologie in den letzten Jahren stark an Popularität zugenommen. Um unsere Studierenden an diese Entwicklung heranzuführen, wurde bereits im Wintersemester 2020/21 auf Initiative von Professor Kreppner die Lehrveranstaltung "Modellierung von virtuellen Rekonstruktionen in der Archäologie" gestartet. Zunächst wurden Theorien und Methoden der wissenschaftlichen archäologischen Rekonstruktion vermittelt. Dann führte Sebastian Hageneuer von der Universität Köln in die Nutzung der Modellierungssoftware Cinema 4D ein. Der zweite Teil des Seminars fand in Form von Gruppenprojekten statt, bei denen die Teilnehmer:innen eigene Ideen etnwickelten und umsetzten. Anfang August wurden die Ergebnisse nun erlebbar. Im Senatssaal der Universität tauchten die Studierenden mit VR-Brillen in die von ihnen virtuell rekonstruierten Objekte und Räume ein. Sie waren begeistert davon, Altertum auf diese Weise zu erleben.
Umweltverschmutzung ist aktuellen Forschungen zu Folge kein Phänomen der Moderne. Schon in der Antike litten Menschen beispielsweise unter Bleivergiftungen. Die Römer nutzten das Schwermetall in großem Stil als Material für Wasserrohre und mitunter sogar zum Süßen von Wein. Archäologen und Geologen der Universitäten Münster, Aarhus, St. Andrews und Stirling haben nun entdeckt, dass sich im Umfeld mittelgroßer antiker Städte über Jahrhunderte hinweg bereits viele kleine Mengen des Schadstoffs im Boden angesammelt haben. Zwar geschah die Umweltzerstörung noch nicht im gleichen globalen Maßstab wie heute, verseuchter Boden und belastetes Trinkwasser machten jedoch auch schon damals krank.
Seit 2011 forscht ein deutsch-dänisches Team des „Jerash Northwest Quarter Project“ unter der Leitung von Achim Lichtenberger aus Münster und Prof. Dr. Rubina Raja aus Aarhus in der antiken Stadt Gerasa auf dem Gebiet des heutigen Jordanien. Immer wieder wunderten sich die Forscher über die Belastung des Bodens mit Schwermetallen, denn Bleirohre wurden in Gerasa nur sehr selten entdeckt, ebenso wenig gab es dort Metallindustrie oder Bergbau. Neu bei der archäologischen Erforschung ist, dass handwerkliche und alltägliche Aktivitäten in den Blick genommen wurden, also kleinste Verursacher. Prof. Dr. Achim Lichtenberger vom Institut für Klassische Archäologie bringt es auf einen Nenner: "Das Prinzip Kleinvieh macht auch Mist, galt schon damals." Eine Studie zeigt nun, dass alltägliche Aktivitäten wie die Herstellung und Nutzung von Metallgegenständen für die hohen Schwermetall-Belastungen verantwortlich waren. Nicht einzelne Großproduzenten haben diese Umweltverschmutzung verursacht, sondern zahlreiche Kleinaktivitäten, die auf eine hohe Bevölkerungsdichte und Urbanisierung zurückzuführen sind.
„Die Kontaminationspfade spiegeln eine langfristige menschengemachte Umweltverschmutzung auf lokaler und regionaler Ebene seit der Römerzeit wider“, unterstreichen die Autoren der Studie, die im Juni in der internationalen Online-Fachzeitschrift der Public Library of Science „PLOS ONE“ veröffentlich wurde. Sie fordern, dass die alltägliche städtische Nutzung und Wiederverwendung von Schwermetallquellen künftig bei historischen Untersuchungen mitberücksichtigt werden.
Die globale Welt wandelt sich schnell und ständig. Die hohe Dynamik ist eine Herausforderung, die es zu bewältigen gilt. Bewaffnete Konflikte, Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung sind nur drei der gesellschaftlichen Probleme, für die es Lösungen braucht. Einen Beitrag dazu leisten die "Kleinen Fächer" in den Geisteswissenschaften.
In der Sonderausstellung "WeltWeit Unverzichtbar. Kleine Fächer für große Themen" zeigte das Archäologische Museum der Universität Münster von Januar bis März 2020 , wie sich globale Phänomene besser verstehen lassen. Inzwischen ist diese Sonderausstellung zu einer digitalen Ausstellung geworden, die kontinuierlich erweitert wird.
2021 laden HRK und BMBF zu einer digitalen Themenwoche Kleine Fächer ein, die vom 8. bis zum 11. März stattfinden wird. Sie hat zum Ziel, die Situation der Kleinen Fächer und ihre Entwicklungsperspektiven im deutschen und europäischen Wissenschaftssystem mit einer breiten Fachöffentlichkeit zu diskutieren.
Digitalisierung in den altertumswissenschaftlichen Fächern
Dokumentations- und Analysekitts, Multimediareportagen und online-Lernplattformen: Digital Humanities ist für die Altertumswissenschaften ein hochdynamisches Forschungsfeld, das die Erkenntnisinteressen der Geistes- und Kulturwissenschaften mit den datenverarbeitenden Verfahren der Informatik verbindet.
Digitale Arbeitsweisen, Methoden und Techniken können wissenschaftliche Arbeiten erheblich ver- einfachen und beschleunigen. Dadurch sind ganz neue Fragestellungen möglich. Digitale Technologien spielen gerade in den Archäologien eine stetig wachsende Rolle, die in den Projekten der Universität Münster zum Einsatz kommen.
Die Digitalisierung von Texten, die Erarbeitung komplexer digitaler Editionen und die Herstellung maschinell analysierbarer Korpora sind eine Grundlage zukunftweisender Forschungen in den Text- wissenschaften. Die digitale Technologie unterstützt Prozesse, die zuvor in mühsamer Handarbeit durchgeführt werden mussten. Bei der Präsentation und Publikation des Materials bietet Digitalisierung neue Möglichkeiten, die insbesondere auch der Öffentlichkeit Forschungsergebnisse besser zugänglich machen.
Diese Entwicklungen in der altertumswissenschaftlichen Forschung und Lehre an der WWU zielen darauf ab, dass die Studierenden ein Verständnis für Digitalität erwerben, das sie handlungsfähig macht in Bezug auf neue Technologien und die damit verbundenen Veränderungen in den geisteswissen- schaftlichen Disziplinen.