| Körper.Kult.Religion
Körper.Kult.Religion

Blick hinter die Kulissen

Kustos Dr. Jan Graefe im Bibelmuseum
Kustos Dr. Jan Graefe im Bibelmuseum
© Bibelmuseum Münster/bn

Am Sonntag (8. Dezember) besteht wieder die Möglichkeit, mit einem der Macher*innen der Sonderausstellung "Körper.Kult.Religion" einen Blick hinter die Kulissen werfen. Am zweiten Advent beleuchtet Dr. Jan Graefe, Kustos des Bibelmuseums, den menschlichen Körper als Gegenstand und Ausdruck religiöser Vorstellungen. Die Ausstellung fußt auf Ergebnissen der epochen-, religions- und fächerübergreifenden Forschungen des Exzellenzclusters "Religion und Politik" zum Verhältnis von Religion und Körper. Beteiligt sind viele Fächer wie die Altertumsforschung, die Judaistik, Arabistik, die christlichen und islamischen Theologien, Religions- und Sozialwissenschaft, Sinologie und Ethnologie sowie das Brasilien-Zentrum der Universität.

Die Führung startet um 14 Uhr im Archäologischen Museum, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Der Eintritt kostet sechs Euro, ermäßigt drei Euro. Studierende der Universität Münster müssen nichts bezahlen.

| Münze des Monats
Münze des Monats

Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit

Guldengroschen (Taler) 1524 und 1525, Osnabrück/Wiedenbrück(?)  Silber, geprägt
Guldengroschen (Taler) 1524 und 1525, Osnabrück/Wiedenbrück(?) Silber, geprägt
© Landesmuseum Hannover. Das WeltenMuseum/Kerst Schmidt

2024 gibt es in der westfälischen Münzgeschichte ein Jubiläum zu feiern: die erste Prägung eines Talers, einer Großsilbermünze, deren Aufkommen münz- und geldgeschichtlich maßgeblich die Epochenschwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit markiert. Er stammt von dem Osnabrücker Fürstbischof Erich II. von Braunschweig-Grubenhagen (1508-1532). Die Münze diente vermutlich Repräsentationszwecken, da die Landesherren in Westfalen nicht über eigenes Bergsilber verfügten, sondern Silber teuer auf dem Edelmetallmarkt kaufen mussten. Die wenigen Exemplare dienten wohl als Geschenkstücke zum Zwecke der politischen Kommunikation, auch für eigene Amts- und Funktionsträger, an Geschäftspartner, Gelehrte und Verwandte als Auszeichnung in jedweder Beziehung.

Das Besondere der vorliegenden Taler aber – was möglicherweise auch der Schlüssel für deren Existenz und deren Funktion sein könnte – ist die Umschrift der Petrus-Seite: "Verbum Dei/Domini manet in eternum". Dieses sowohl alttestamentliche (Jes 40,8) als auch neutestamentliche (Petr 1,25) Bibelwort wurde zuerst vom sächsischen Kurfürsten Friedrich III. (1486–1525) als persönliche Devise verwendet und erschien seit 1522 auch auf dessen Münzen. Es war sein Bekenntnis zu den kirchenreformerischen Bestrebungen Luthers und wurde daher schnell zu einer allgemeinen Devise der frühen Reformation, zumal es zentrales reformatorisches Gedankengut, die Hinwendung zum Gotteswort, ausdrückte.

Besser als in der Realität

Um einen realistischen Eindruck zu erhalten, ist eine 3-D-Brille notwendig.
Um einen realistischen Eindruck zu erhalten, ist eine 3-D-Brille notwendig.
© Archäologisches Museum Münster/Yannick Oberhaus

Das Archäologische Museum ist um eine spannende Attraktion reicher: Gestern (21. November) wurde im Untergeschoss am Domplatz eine neue VR-Station eröffnet, die einen Einblick in die reiche Geschichte der Stadt Doliche erlaubt. Diese wird seit 2015 von der Forschungsstelle Asia Minor systematisch erforscht. In den vergangenen Jahren wurde eine frühchristlichen Bischofskirche, die im späten vierten Jahrhundert nach Christus am Südhang Keber Tepe errichtet wurde, entdeckt. Dass die Erforschung der dreischiffigen Basilika nun im Archäologischen Museum quasi "live" zu erleben ist, ist für Grabungsleiter Prof. Michael Blömer ein besonderer Glücksfall: "Da die Ausgrabung inzwischen wieder abgedeckt ist, kann man in Münster nun mehr sehen als vor Ort." Anders als die Sonderausstellung kostet der Besuch im Untergeschoss keinen Eintritt.

Universität gibt Marmorkopf ungeklärter Provenienz zurück

Großer Bahnhof für einen kleinen Kopf in Thessaloniki
Großer Bahnhof für einen kleinen Kopf in Thessaloniki
© Archäologisches Museum Münster

"Für mich als Leiter einer Universitätssammlung ist es ein wenig schmerzlich, dass ein so spannendes Objekt unsere Sammlung verlässt. Aber für mich als Archäologe ist es ein freudiger Tag, dass dieses Marmorporträt an seinen Ursprungsort zurückkehrt und zusammen mit anderen Stücken aus denselben Werkstätten in seinem ursprünglichen historischen Kontext wieder betrachtet und untersucht werden kann", sagte Prof. Achim Lichtenberger, Direktor des Archäologischen Museums der Universität Münster, heute (19. November) bei der Übergabe eines römischen Porträtkopfes an das Archäologische Museum in Thessaloniki. Dieser hatte unter ungeklärten Umständen seinen Weg nach Münster gefunden – für Uni-Rektor Prof. Johannes Wessels der Grund, das marmorne Stück nun an den griechischen Staat zurück zu geben.