Herzlich willkommen beim Netzwerk "Archäologie Diagonal"
Archäologie Diagonal ist ein 2011 gegründetes Netzwerk archäologischer Wissenschaften an der WWU Münster, welches im gegenseitigen Austausch an der Rekonstruktion vergangener Lebenswelten von Nordeuropa bis in die Sahara, von der iberischen Halbinsel bis Südasien in einem Zeitraum von der Sesshaftwerdung des Menschen bis ins Mittelalter arbeitet. Dem Netzwerk haben sich mittlerweile über 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher archäologischer Disziplinen angeschlossen.
Die Universität Münster erweist sich hierbei als außerordentlich produktiver Standort, da hier nahezu alle archäologischen Wissenschaften vertreten sind, die national und international eng vernetzt sind.
Die nächste AD-Sitzung findet am 23. Oktober 2023 um 18 Uhr c.t. im RS 2 (Hofhörsaal) statt.
Die Universität Münster hat derzeit archäologische Feldforschungsprojekte in Armenien, Bulgarien, Griechenland, Ägypten, Israel, in der Türkei, im Irak und im Sudan. Jetzt in der vorlesungsfreien Zeit werden diese Projekte vor Ort fortgesetzt.
Auch Studierende fahren in diesem Sommer wieder mit und erweitern ihre Kenntnisse durch praktische Erfahrungen. Und der mobile 3D-Scanner sowie anderes technisches Equipment wird ebenfalls mit im Gepäck sein.
Die Projekte und Erwartungen stellen wir ab Anfang September in unserer Reportage "Feldforschungen 2023" vor.
Am Tag des Offenen Denkmals (10. September 2023) zeigt das Archäologische Museum gemeinsam mit der Stadtarchäologie Münster eine Studioausstellung zum Thema "Münster als Produktionsort im Mittelalter". Die Stadtarchäologie wird von 11 bis 12 Uhr, von 13 bis 14 Uhr und von 15 bis 16 Uhr im Archäologischen Museum vor Ort sein und ausgewählte Funde vorstellen. So fräste man in den zahlreichen Werkstätten der Knochenschnitzer Rosenkranzperlen oder Knöpfe aus Knochenplatten oder fertigte Kämme, Nadeln, Messergriffe und vieles mehr. Abfälle einer solchen Werkstatt wurden beispielsweise nahe dem Buddenturm oder an der Salzstraße geborgen.
Das Museum ist an diesem Tag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
NEWS I September 2023
NEWS I September 2023
Thema des Monats September im Archäologischen Museum „Arabo-byzantinische Münzen“
Ein münzkundlich noch äußerst wenig erforschtes Gebiet stellen die sogenannten arabo-byzantinischen Münzen dar. Hierunter zu fassen sind alle Prägungen, die in dem Zeitraum zwischen der beginnenden arabischen Expansion im Jahr 636 und vor der ersten umayyadischen Münzreform (ca. 670/80) auf dem Gebiet Syriens nach dem Vorbild byzantinischer Buntmetallmünzen hergestellt worden sind.
Der Vortrag zum Thema des Monats gibt eine Einführung in den historischen Kontext der Arabo-byzantinischen Münzen. Dabei werden auch die Herausforderungen in der Auseinandersetzung mit diesen Münzen deutlich.
Die Sonntagsvorträge beginnen am 17. und 24. September um 14:15 Uhr im Raum F033 des Fürstenberghaus (Domplatz 20-22) statt. Der Eingang befindet sich auf der linken Seite.
Welche logistischen Herausforderungen sind eigentlich bei einer internationalen Großgrabung zu meistern?
Dies skizzieren Prof. Dr. Engelbert Winter und Prof. Dr. Michael Blömer vor dem Hintergrund ihrer seit vielen Jahren durchgeführten Forschungsprojekte in der Südosttürkei. Zentral sind dabei die Grabungen in der antiken Stadt Doliche und dem nahegelegenen Heiligtum des Iuppiter Dolichenus.
Aktuell nutzen die beiden ihre umfassenden Kenntnisse zudem für die Dokumentation von Schäden an Kulturgütern in der durch das Erdbeben im Februar 2023 völlig zerstörten Region Adyiaman.
Am 10. und 11 Juni sind die Archäologischen Fachschaften wieder beim Q.UNI Camp der Universität Münster aktiv dabei.
An diesem Wochenende wird auf dem Gelände hinter dem Schloss eine Mitmachgrabung eingerichtet. Kinder und Jugendliche können hier unter fachkundiger Anleitung Keramik, Perlen und Knochen ausgraben. Und diese anschließend dokumentieren, bestimmen und auswerten.
Für die Studierenden ist diese erlebnispädagogische Veranstaltung eine Möglichkeit, wissenschaftliche Inhalte und Methoden zielgruppenspezifisch zu vermitteln.
Hannah und Lotta haben die Ägyptologin und Sudanarchäologin Prof. Dr. Angelika Lohwasser zu Gast. Sie berichtet von ihren Grabungen in der sudanesischen Wüste, wo sie enge Kontakte zu einheimischen Kollegen aufgebaut hat, die momentan unter der Kriegssituation leiden. Hannah, die über das Zertifikatsstudium "Digital Humanities" in diesem Semester zum Podcast-Projekt gestoßen ist, interessiert insbesondere wie die Digitalisierung die Arbeit einer Archäologin verändert und erleichtert. Außerdem diskutieren die Studierenden mit Frau Lohwasser über einen ethisch reflektierten Umgang mit menschlichen Überresten in Museen.
Der Podcast ist auf den gängigen Streamingplattformen zu finden und über die Homepage des GKM abzrufen.
Im Sudan kämpfen die sudanesischen Streitkräfte und die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces um die Macht.
Seit 2009 ist Archäologin Prof. Dr. Angelika Lohwasser mit einem Feldforschungsprojekt im nördlichen Sudan tätig. Jedes Jahr ist sie in der Nähe von Nerawi (Nord-Sudan) und hat über die Jahre enge Kontakte zu den sudanesischen Kollegen aufgebaut. Zuletzt war sie mit einem Team im Februar für zwei Monate vor Ort.
Sie berichtet im Gespräche mit Kathrin Nolte über die Folgen des Konflikts für ihre Arbeit.
Lotta und Emre haben den Münsteraner Seniorprofessor Prof. Dr. Peter Funke im Gespräch. Der Althistoriker diskutiert mit den Studierenden die Überwindung von Gewalt in antiken Gesellschaften. Inwiefern dabei Erinnern und Vergessen eine Rolle spielen können, veranschaulicht er an dem Konzept der "Amnestie", das es bereits in der Antike gab.
Daneben stellt der beeindruckend vernetzte und umtriebige Wissenschaftler auch andere historische Inhalte vor: wie die University of Cyprus gegründet wurde, wie die Studiengänge EMCC und AKOEM zustande gekommen sind oder wie bereits vor mehr als zwanzig Jahren E-Learning in der Alten Geschichte umgesetzt wurde.
Der Podcast ist auf den gängigen Streamingplattformen zu finden.
Engelbert Winter und Michael Blömer sprechen über die schweren Erdbeben nahe des türkischen Grabungsareals des Forschungsprojekts Asia Minor
Seit 1997 untersucht die WWU-Forschungsstelle Asia Minor die Hinterlassenschaften der antiken Stadt Doliche nahe der türkischen Metropole Gaziantep. Das Grabungsgebiet des Forschungsprojekts und das Grabungshaus, in dem sie während der Grabungskampagnen wohnen, befinden sich nur wenige Kilometer entfernt von dem Epizentrum der schweren Erdbeben, die am Montag (6.2.2023) die Türkei und Syrien erschüttert haben. Sophie Pieper hat mit Projektleiter Prof. Dr. Engelbert Winter und Grabungsleiter Prof. Dr. Michael Blömer über die Situation vor Ort gesprochen ... zum Interview
Seit mehr als 25 Jahren gräbt die Universität Münster nun schon in Doliche. Jedes Jahr im Sommer fährt eine Gruppe von Archäolog:innen der Forschungsstelle Asia Minor an diesen Ort in der Südost-Türkei, um die antike Stadt und das nahegelegene Heiligtum des Jupiter Dolichenus freizulegen. Mit imposanten Ergebnissen!
In diesem Jahr hat Sophie Pieper von der Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit die Ausgrabung bei einem Besuch vor Ort beobachtet. Sie berichtet in der November/Dezember-Ausgabe der Unizeitung "wissen.leben" von einem typischen Arbeitstag.
Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts eröffnet Ringvorlesung "Cultural Heritage"
Im Wintersemester bietet das Netzwerk "Archäologie Diagonal" die Ringvorlesung "Cultural Heritage. Herausforderungen globalen Kulturerhalts" an. Das kulturelle Erbe ist Zeugnis der menschlichen Schaffens- und Schöpfungskraft und wird deshalb geschützt, erhalten und dokumentiert. Es kann politisch instrumentalisiert werden, schwebt in latenter und oft eklatanter Gefahr, ist aber für Identitätsbildung und Partizipation fundamental. Die Ringvorlesung beschäftigt sich mit ganz unterschiedlichen Aspekten von "Cultural heritage".
Eröffnet wird die Vorlesungsreihe durch einen Vortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. Friederike Fless, der Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin. Das Deutsche Archäologische Institut ist auf fünf Kontinenten in über 350 Projekten archäologisch tätig und damit nicht nur eine der ältesten, sondern auch größten Institutionen der Archäologie überhaupt. Viele der münsteraner Forschungsprojekte der Altertumswissenschaften kooperieren mit dem DAI, und so ist es uns eine große Ehre, dass Frau Fless als Präsidentin des DAI in unserer Ringvorlesung den Auftakt macht. Sie spricht zu dem Thema "Public engagement in archaeology: Zwischen Öffentlichkeitsarbeit und Kulturgutrettung".
Die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz hat die Ägyptologin Prof. Dr. Angelika Lohwasser als neues Ordentliches Mitglied der Geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse aufgenommen.
Die Akademie ist eine überregionale Vereinigung von Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Literatur und Musik. Sie ist ein Ort des Dialogs, in dessen Mittelpunkt der disziplinenübergreifende Austausch steht, und trägt auf diese Weise zur Bewahrung und Förderung des kulturellen Erbes bei.
Neben der WWU-Ägyptologin wurden fünf weitere Mitglieder neu in die Akademie aufgenommen.
Der Archäologe Achim Lichtenberger hat Bedingungen für Resilienz von Städten untersucht unnd zeigt, wie hilfreich dafür ein Blick in die Geschichte ist. Ein internationales Forschungsteam unter Federführung der Universitäten Aarhus und Münster untersucht seit 2011 die antike Stadt Gerasa (Jordanien). Die Archäologen gehen dabei auch der Frage nach: Weshalb bedeutete das Erdbeben 749 n. Chr. das Ende der Stadt Gerasa, die lange Zeit resilient gewesen war?
Die LWL-Altertumskommission für Westfalen und die LWL-Archäologie laden zu einer virtuellen Zeitreise ein: Dazu schicken sie im August und September eine "Archäologische Zeitmaschine" auf die Reise durch Westfalen. Der Stand mit der Zeitmaschine wandert vom 8. August bis zum 10. September in fünf Innenstädte (Münster, Bielefeld, Bocholt, Siegen, Dortmund). Die Besucher:innen erleben mit Spezialbrillen Kurzfilme in "Virtual Reality"-Qualität zu drei archäologischen Fundstätten in Westfalen-Lippe. In virtueller Realität (VR) geht es für jeweils drei Minuten in die Jungsteinzeit, die Römerzeit und ins Mittelalter.
Stationen sind Münster (Arkaden) Montag 8.8. bis Samstag 13.8.2022 // Bielefeld (Loom) Montag 15.8. bis Samstag 20.8.2022 // Bocholt (Arkaden) Montag 22.8. bis Samstag 27.8.2022 // Siegen (City Galerie) Montag 29.8. bis Samstag 3.9.2022 // Dortmund (Thier Galerie) Montag 5.9. bis Samstag 10.9.2022
Mit dabei am Stand: der "DeLorean"-Sportwagen aus dem Kult-Kinofilm "Zurück in die Zukunft" (1985).
River courses, straits and gorges have always formed natural obstacles. Depending on the topographical situation, it was necessary to cross them. Various options were developed in Antiquity such as fords, ferries, or bridges. The type of crossing is related to the natural conditions as well as the technical knowledge. Moreover, it is determined by the demands. For example, crossings can be built for temporary or permanent purposes. They thus form parts of roads and of the infrastructure but their functions and meanings reach beyond that, as written and material sources show.
Likewise, rivers and other obstacles are ascribed various meanings, for example religious ones due to river deities. This can also influence the significances of a crossing. Thus, in addition to physically existing crossings, these are also used as metaphors from philosophical or theological points of view, as for the transition from life to death. For all of these aspects approaches from spatial theory carry special relevance.
Organization: Anna Falke, M.A. & Florian Neitmann, Mag. Theol.
Venue: JO 101, Johannisstraße 4, 48143 Münster and via Zoom (see flyer below)
Seit 25 Jahren erforscht Prof. Dr. Engelbert Winter mit seinem Team die antike Stadt Doliche im Südosten der Türkei nahe der syrischen Grenze. Die Ausgrabung der Forschungsstelle Asia Minor zählt zu den am längsten von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekten. „Die Lage der Stadt ist ein Glücksfall für die archäologische Forschung. Der Stadthügel wurde im 12. Jahrhundert verlassen und seitdem nicht mehr bebaut. Die meisten anderen Städte im antiken Teil Syriens kommen für Grabungen nicht mehr in Frage, weil sie entweder nachträglich bebaut wurden oder durch den syrischen Bürgerkrieg zerstört wurden,“ berichtet der Altertumswissenschaftler. Im Podcast berichtet Engelbert Winter von den Anfängen des Projekts und der Entwicklung bis heute. Dabei geht es beispielsweise um den Alltag während der mehrwöchigen Feldforschungen, um die Frage, wie moderne Technik die archäologische Forschung verändert hat und um die Zusammenarbeit mit den türkischen Ortskräften und der Regierung.
Archäologinnen und Archäologen der Universität Münster und der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Republik Armenien haben bei Ausgrabungen in der helle- nistischen Königsstadt Artaxata des antiken Armenien offensichtich die Überreste des östlichsten Bogenaquä- dukts des Römischen Reiches gefunden. Eine Auswertung der bereits im Jahr 2019 freigelegten Funde ist jetzt in der Fachzeitschrift „Archäologischer Anzeiger” erschienen.
Die Publikation macht deutlich, dass die monumentalen Fundamente Teil einer unvollendeten Aquäduktbrücke sind, die zwischen 114 und 117 n. Chr. von der römischen Armee gebaut wurde. Damals sollte Artaxata die Hauptstadt einer römischen Provinz in Armenien werden. Das Bauwerk blieb jedoch unfertig, da nach dem Tod Trajans 117 n. Chr. dessen Nachfolger Hadrian die Provinz Armenia noch vor der Fertigstellung des Aquädukts aufgab.
Die "Münster-Mumie", die bereits im Tatort mitgespielt hat, ist von ihrer langen Japan-Reise nun wieder nach Münster zurückgekehrt.
Das Archäologische Museum hatte die Mumie bereits 1978 vom Karl-Ziegler-Gymnasium in Mülheim an der Ruhr als Dauerleihgabe erhalten. Wegen ihres schlechten Zustands schlummerte sie vor ihrem ersten Auftritt in Münster zunächst fast 40 Jahre im Depot. Für etwa zwei Jahre war sie nun mit einer Wanderausstellung in sechs japanischen Städten unterwegs. Ab dem 9. November ist der reich verzierte altägyptische Holzsarg aus der Zeit um 950-890 vor Christus mit der Mumie eines jungen Mannes (ca. 750-580 vor Christus) wieder im Fürstenberghaus zu sehen – als Teil der Dauerausstellung in einer eigens angefertigten Vitrine. Das Museum am Domplatz 20-22 ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, jeden zweiten Freitag im Monat bis 24 Uhr. Der Eintritt ist frei.
Eine neue Broschüre „Ägyptische Mumien zwischen Rhein und Ems – Souvenir und Sensation“ von Prof. Dr. Angelika Lohwasser und Lena Rauße vom Institut für Ägyptologie und Koptologie der WWU ist in der Schriftenreihe des Museums erschienen. Die Publikation bietet Einblicke in die aktuelle Forschung und dokumentiert, aus welchen Gründen sich Menschen aller Zeiten für Mumien interessiert haben.
Das Netzwerk "Archäologie Diagonal" wird im Wintersemester 10 Jahre und lädt aus diesem Anlass herzlich zu der Ringvorlesung "Den Blick weiten: Archäologie global" ein.
Wir laden ein
Auswärtige Referent:innen werden über ihre Projekte in Südamerika, Zentralafrika sowie Ost- und Südostasien berichten. Die Vorträge werden zu Regionen führen, die ansonsten nicht im archäologischen Fokus der Universität Münster sind.
Hier können Sie dabei sein
Zeit: Montags, 18-20 Uhr
Ort: F2 im Fürstenberghaus, Domplatz 20-22 oder Zoom (Meeting-ID: 624 7015 9662 Kenncode: 438993)
Aktuelle Information
Die Vorträge am 10. und 24. Januar finden ausschließlich digital statt (per Zoom)!
Im Archäologischen Museum der Universität Münster werden mit Hilfe eines 3D-Scanner virtuelle Kopien von Originalen erstellt. Die eingescannten Objekte können von Expert:innen auf der ganzen Welt genutzt werden. Dier ersten Gefäße, Münzen, Abgüsse und Steinfragmente wurden schon erfasst. Sie können nun digital beliebig gedreht sowie von allen Seiten betrachtet werden und geben so weit mehr Informationen als die Originale. Einen Einblick in das neu einigerichtete 3D-Labor des Archäologischen Museums gibt ein Image-Film der WWU.
Das 3D-Labor befindet sich im Erdgeschoss des Archäologischen Museums. Interessierte Besucher können durch eine Glasscheibe den Studierenden bei der Arbeit zuschauen.
Viel Spaß beim Anschauen des Films ... oder kommen Sie doch einfach einmal persönlich im 3D-Labor am Domplatz vorbei.
08 I 2021 | Studium
Studium
Studierende machen antike Räume mit VR-Brillen erlebbar
Lehrveranstaltung "Modellierung von virtuellen Rekonstruktionen" erfolgreich abgeschlossen
3D-Technologie hat für die Archäologie in den letzten Jahren stark an Popularität zugenommen. Um unsere Studierenden an diese Entwicklung heranzuführen, wurde bereits im Wintersemester 2020/21 auf Initiative von Professor Kreppner die Lehrveranstaltung "Modellierung von virtuellen Rekonstruktionen in der Archäologie" gestartet. Zunächst wurden Theorien und Methoden der wissenschaftlichen archäologischen Rekonstruktion vermittelt. Dann führte Sebastian Hageneuer von der Universität Köln in die Nutzung der Modellierungssoftware Cinema 4D ein. Der zweite Teil des Seminars fand in Form von Gruppenprojekten statt, bei denen die Teilnehmer:innen eigene Ideen etnwickelten und umsetzten. Anfang August wurden die Ergebnisse nun erlebbar. Im Senatssaal der Universität tauchten die Studierenden mit VR-Brillen in die von ihnen virtuell rekonstruierten Objekte und Räume ein. Sie waren begeistert davon, Altertum auf diese Weise zu erleben.
06 I 2021 | Forschung
Forschung
Umweltbelastung schon in der Antike: Funde aus Gerasa belegen Schwermetalle im Boden
Umweltverschmutzung ist aktuellen Forschungen zu Folge kein Phänomen der Moderne. Schon in der Antike litten Menschen beispielsweise unter Bleivergiftungen. Die Römer nutzten das Schwermetall in großem Stil als Material für Wasserrohre und mitunter sogar zum Süßen von Wein. Archäologen und Geologen der Universitäten Münster, Aarhus, St. Andrews und Stirling haben nun entdeckt, dass sich im Umfeld mittelgroßer antiker Städte über Jahrhunderte hinweg bereits viele kleine Mengen des Schadstoffs im Boden angesammelt haben. Zwar geschah die Umweltzerstörung noch nicht im gleichen globalen Maßstab wie heute, verseuchter Boden und belastetes Trinkwasser machten jedoch auch schon damals krank.
Seit 2011 forscht ein deutsch-dänisches Team des „Jerash Northwest Quarter Project“ unter der Leitung von Achim Lichtenberger aus Münster und Prof. Dr. Rubina Raja aus Aarhus in der antiken Stadt Gerasa auf dem Gebiet des heutigen Jordanien. Immer wieder wunderten sich die Forscher über die Belastung des Bodens mit Schwermetallen, denn Bleirohre wurden in Gerasa nur sehr selten entdeckt, ebenso wenig gab es dort Metallindustrie oder Bergbau. Neu bei der archäologischen Erforschung ist, dass handwerkliche und alltägliche Aktivitäten in den Blick genommen wurden, also kleinste Verursacher. Prof. Dr. Achim Lichtenberger vom Institut für Klassische Archäologie bringt es auf einen Nenner: "Das Prinzip Kleinvieh macht auch Mist, galt schon damals." Eine Studie zeigt nun, dass alltägliche Aktivitäten wie die Herstellung und Nutzung von Metallgegenständen für die hohen Schwermetall-Belastungen verantwortlich waren. Nicht einzelne Großproduzenten haben diese Umweltverschmutzung verursacht, sondern zahlreiche Kleinaktivitäten, die auf eine hohe Bevölkerungsdichte und Urbanisierung zurückzuführen sind.
„Die Kontaminationspfade spiegeln eine langfristige menschengemachte Umweltverschmutzung auf lokaler und regionaler Ebene seit der Römerzeit wider“, unterstreichen die Autoren der Studie, die im Juni in der internationalen Online-Fachzeitschrift der Public Library of Science „PLOS ONE“ veröffentlich wurde. Sie fordern, dass die alltägliche städtische Nutzung und Wiederverwendung von Schwermetallquellen künftig bei historischen Untersuchungen mitberücksichtigt werden.
im Rahmen der "Langen Nacht der Wissenschaften 2021 Berlin und Potsdam " besteht am Samstag, den 5. Juni 2021 die Möglichkeit eine virtuelle Forschungsreise zu den Ausgrabungen auf dem Oymaağaç Höyük durchzuführen, der die Ruinen der hethitischen Kultstadt Nerik beherbergt. Seit 2006 forschen dort Archäologen der Freien Universität Berlin und der Universität Uşak (Türkei) unter Beteiligung von Prof. Dr. DIRK PAUL MIELKE (Universität Münster). In Zusammenarbeit mit der Beuth Hochschule Berlin wurde eine dreidimensionale Dokumentation der Befunde erstellt und zu einer virtuellen Realität aufbereitet. Diese ermöglicht nun erstmals einer breiten Öffentlichkeit die Ausgrabungen in einer virtuellen Forschungsreise am eigenen PC, Smartphone oder mit eigener VR-Brille zu entdecken. Dazu gibt es einige Begleitvorträge, die am 5. Juni ab 17 Uhr freigeschaltet werden, folgen Sie dazu diesem Link.
Photogrammetrische 3D-Dokumentation von Nassholzfunden aus Oymaağaç Höyük / Nerik
Bei den Ausgrabungen auf dem Oymaağaç Höyük wurde in einer unterirdischen Quellkammer eine große Menge außergewöhnlich gut erhaltener Nasshölzer entdeckt. Die wissenschaftliche Dokumentation dieser einmaligen Funde stellte eine große Herausforderung dar. Für die dreidimensionale Aufnahme wurde das Verfahren der Automatischen Mehrbildphotogrammetrie (Structure from Motion) angewandt. Durch die hohen Qualitätsanforderungen sowie die fotografischen und konservatorischen Probleme der Nasshölzer gestaltete sich die Dokumentation komplex und aufwendig. Dadurch haben die angewandten Lösungen exemplarischen Charakter für die Dokumentation von Nassholzfunden bzw. vergleichbaren archäologischen Objekten.
Ein Artikel, der unter Beteiligung des Archäologie Diagonal-Mitgliedes Prof. Dirk Paul Mielke (Abteilung für Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie) erstellt wurde, ist in der aktuellen Ausgabe (2020) der Zeitschrift »Restaurierung und Archäologie« erschienen. Sie ist frei über das open access-Portal der Universitätsbibliothek Heidelberg zugänglich: https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/restarch/article/view/75392
Michael Breuer / Rainer Maria Czichon / Marko Koch / Monika Lehmann / Dirk Paul Mielke, Photogrammetrische 3D-Dokumentation von Nassholzfunden aus Oymaağaç Höyük/Nerik (Provinz Samsun/TR). Restaurierung und Archäologie 10, 2017 (2020), 47–62.
Die genaue Herkunft von hochwertigem transparenten Glas aus der römischen Kaiserzeit (3. Jahrhundert nach Christus) – zum Beispiel für Gefäße und Fenster- glas – war lange Zeit nicht nachweisbar. Historische Quellen legten wegen der in Quellen gefundenen Bezeichnung "alexandrinisch" den Ursprung in Ägypten nahe, doch ließ sich das bislang nicht nachweisen. Hingegen deutete vieles auf Palästina als Zentrum der spätantiken Glasproduktion hin. Dort wurden bei Grabungen viele Öfen freigelegt. Das Rätsel um das farblose römische Glas ist nun gelöst: "alexandrinisch" steht tatsächlich für die Produktion in der Nähe des Nils in Ägypten. Das geht aus einer internationalen Studie mit einer neuen geochemischen Isotopen-Analyse hervor. Daran beteiligt ist auch der Münsteraner Archäologe Prof. Achim Lichtenberger. Ausgangpunkt der Arbeit waren Glasfunde aus dem dänisch-deutschen "Jerash Northwest Quarter Project". Veröffentlichung: Barfod, G.H., Freestone, I., Lesher, C.E., Lichtenberger, A. & Raja, R. 'Alexandrian' (2020): Glass Confirmed by Hafnium Isotopes. Scientific Reports; https://doi.org/10.1038/s41598-020-68089-w
Die aktuelle Situation macht es uns ganz besonders bewusst: Die globale Welt wandelt sich schnell und ständig. Die hohe Dynamik ist eine Herausforderung, die es zu bewältigen gilt. Bewaffnete Konflikte, Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzung sind nur drei der gesellschaftlichen Probleme, für die es Lösungen braucht. Einen Beitrag dazu leisten die "Kleinen Fächer" in den Geisteswissenschaften.
In der Sonderausstellung "WeltWeit Unverzichtbar. Kleine Fächer für große Themen" zeigte das Archäologischen Museum der Universität Münster von Januar bis März 2020 , wie sich globale Phänomene besser verstehen lassen. Anhand von drei gesellschaftlichen Herausforderungen – Migration, Kommunikation und Nachhaltigkeit – gab die Ausstellung Einblicke, wie die "Kleinen Fächer" Kernfragen und Probleme der modernen Gesellschaft betrachten und damit zu deren Verständnis beitragen. An der Konzeption waren mehr als 20 geisteswissenschaftliche Fächer der Universität beteiligt.
Auch wenn die Ausstellung aufgrund des Corona-Virus frühzeitig geschlossen werden musste, war sie ein toller Erfolg: mit vielen Besuchern und kreativen Auseinandersetzungen.
Inzwischen ist die Ausstellung zu einer Website-Ausstellung geworden, so dass Sie weiterhin hineinschauen können: hier geht es zur online Ausstellung.
Viele der archäologischen Funde sind eine Überraschung. Seit 1997 erforschen Altertumswissenschaftler der Forschungsstelle Asia Minor im Seminar für Alte Geschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) die antike Stadt Doliche. Die archäologischen Hinterlassenschaften des Ortes im Südosten der Türkei erzählen zahlreiche bislang unbekannte Geschichten über die historische, religiöse und kulturelle Entwicklung zwischen Taurusgebirge und nordsyrischer Hochebene vom frühen 1. Jahrtausend vor Christus bis in die Kreuzfahrerzeit des 11. und 12. Jahrhunderts nach Christus hinein.
Der Althistoriker Prof. Dr. Engelbert Winter ist seit Beginn der Arbeiten an den Untersuchungen beteiligt. Infos, Karten, Interviews, Fotos und Grafiken: Die neue Multimedia-Reportage „Von der Antike bis in die Gegenwart ein Ort der Verehrung“ der WWU bietet einen umfassenden Einblick in die Forschungsarbeit der Grabungsexperten.
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Online-Publikation des Netzwerks "Archäologie Diagonal"