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Münster (upm/kk/kn).
Die Universität Münster erhält gleich zwei DFG-Förderungen: eine neue Forschungsgruppe und die Verlängerung einer Klinischen Forschungsgruppe.<address>© WWU - Robert Matzke</address>
Die Universität Münster erhält gleich zwei DFG-Förderungen: eine neue Forschungsgruppe und die Verlängerung einer Klinischen Forschungsgruppe.
© WWU - Robert Matzke

Universität Münster erhält Millionenförderung für zwei Forschungsgruppen

Untersuchung von fremder Herrschaft und systemischen Entzündungen: DFG fördert neue geisteswissenschaftliche Gruppe und setzt Unterstützung für medizinischen Verbund fort

Millionenförderung für die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligt eine neue Forschungsgruppe aus den Geisteswissenschaften und verlängert die Unterstützung einer Klinischen Forschungsgruppe aus der Medizin. Ein Ziel der neuen Gruppe „Xenokratie vor Ort. Administration und kulturelle Verflechtung in der Vormoderne“ ist es, eine auf die Vormoderne zugeschnittene Perspektive auf das viel diskutierte Phänomen fremder Herrschaft zu ermöglichen. Die Ergebnisse des Verbunds „Organdysfunktion im Rahmen systemischer Inflammationssyndrome“ sollen zukünftig dazu dienen, therapeutische Behandlungsstrategien für Patientinnen und Patienten mit systemischen Entzündungen zu entwickeln.

„Xenokratie vor Ort. Administration und kulturelle Verflechtung in der Vormoderne“

Prof. Dr. Ulrike Ludwig ist Sprecherin der neuen Forschungsgruppe „Xenokratie vor Ort. Administration und kulturelle Verflechtung in der Vormoderne“.<address>© WWU - Lukas Walbaum</address>
Prof. Dr. Ulrike Ludwig ist Sprecherin der neuen Forschungsgruppe „Xenokratie vor Ort. Administration und kulturelle Verflechtung in der Vormoderne“.
© WWU - Lukas Walbaum
Die neue Forschungsgruppe „Xenokratie vor Ort. Administration und kulturelle Verflechtung in der Vormoderne“ möchte Xenokratie als eine spezifische Form von Herrschaft besser verstehen und untersucht, wie Xenokratie, also fremde Herrschaft, vom 3. Jahrhundert vor Christus bis in das frühe 19. Jahrhundert ausgeübt werden konnte. „Phänomene fremder Herrschaft, etwa im antiken Mittelmeerraum, im vormodernen Europa oder in kolonialen Kontexten ab dem 16. Jahrhundert, wurden in den Geschichtswissenschaften bisher überwiegend epochal und räumlich getrennt betrachtet“, erläutert Prof. Dr. Ulrike Ludwig, Inhaberin des Lehrstuhls für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der WWU und Sprecherin der Forschungsgruppe. „Wir wollen eine umfassende Aufstellung der Formen von Xenokratie für die globale Vormoderne entwickeln und spezifische Muster sowie deren Variationen identifizieren.“

Die Forscherinnen und Forscher richten zum einen den Blick auf die Lokalisierung xenokratischer Herrschaft, ihre Funktionsweisen, Modi der Vermittlung und Formen symbolischer Repräsentation vor Ort. Zum anderen beleuchten sie die Administration, ihre Vertreter und administrative Praktiken. In den sieben Teilprojekten werden Formen von Xenokratie im nordalpinen Europa, Lateinamerika, dem Mittelmeerraum, China und Indien erforscht. Disziplinär finden Expertinnen und Experten aus der Geschichte sowie Kunstgeschichte, der Koptologie, Sinologie und Papyrologie zusammen. Das ermöglicht eine vergleichende Untersuchung von geografischen Räumen und historischen Konstellationen, die selten gemeinsam diskutiert werden.

Die Forschungsgruppe ist eine Kooperation zwischen der WWU, der Universität zu Köln und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Beteiligt von der Universität Münster sind – neben Ulrike Ludwig als Sprecherin – die Althistoriker Prof. Dr. Hans Beck und Prof. Dr. Patrick Sänger, die Koptologin Prof. Dr. Gesa Schenke, der Mittelalterhistoriker Prof. Dr. Wolfram Drews sowie Prof. Dr. Jens Niebaum und Prof. Dr. Eva-Bettina Krems aus der Kunstgeschichte. Die Forschungsgruppe wird für die kommenden vier Jahre mit rund 2,5 Millionen Euro gefördert.

„Organdysfunktion im Rahmen systemischer Inflammationssyndrome“

Die Projektleiterinnen und -leiter freuen sich über die Weiterförderung.<address>© KFO342</address>
Die Projektleiterinnen und -leiter freuen sich über die Weiterförderung.
© KFO342
Mit 4,8 Millionen Euro verlängert die DFG außerdem die Klinische Forschungsgruppe „Organdysfunktion im Rahmen systemischer Inflammationssyndrome“ (KFO342) der WWU. Unter der Leitung von Prof. Dr. Jan Rossaint setzt der medizinische Forschungsverbund sein Vorhaben für die kommenden drei Jahre fort.

Die molekularen Mechanismen der Organschädigung während systemischer Entzündungen wie einer Sepsis sind nur unvollständig verstanden. Bisher existiert keine ursächliche Behandlungsstrategie, mit der die Entwicklung eines Multiorganversagens in diesem Zusammenhang verhindert werden kann. Die Forschungsgruppe verfolgt daher einen integralen Ansatz: Sie verbindet Grundlagenforschung und klinische Wissenschaft mit dem Ziel, relevante molekulare, immunologische und zelluläre Signalwege, die in einer Organfunktionsstörung während systemischer Inflammation und Sepsis involviert sind, zu identifizieren. „Dieses Vorgehen ermöglicht es uns, wichtige Erkenntnisse aus dem Labor an das Patientenbett zu bringen und somit die klinische Translation entscheidend zu fördern. Unsere Forschungsergebnisse dienen zukünftig dazu, neue therapeutische Behandlungsstrategien für Patienten mit systemischen Entzündungen zu entwickeln“, sagt Prof. Dr. Alexander Zarbock, Sprecher des Forschungsverbundes.

„Während wir in der ersten Förderperiode wichtige Erkenntnisse über die molekularen Grundlagen der systemischen Entzündung und die Auswirkung in Patienten erlangen konnten, so liegt der Fokus nun vor allem auf der Identifikation von inhärenten Unterschieden der Entstehung und Ausprägung des Krankheitsbildes in betroffenen Patienten. Dies ist die notwendige Voraussetzung für eine personalisierte Medizin“, erklärt Prof. Dr. Jan Rossaint. Die Klinische Forschungsgruppe vereinigt Projekte mit Fokus auf verschiedene Organsystemen aus den Gebieten Inflammation, Zellbiologie, Bildgebung, Mikrobiologie und dem klinischen Management von Sepsis und Organversagen – und schafft dadurch ein starkes Wissenschaftsnetzwerk zum Thema.

Informationen zu DFG-Forschungsgruppen

Forschungsgruppen ermöglichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sich aktuellen und drängenden Fragen ihrer Fachgebiete zu widmen und innovative Arbeitsrichtungen zu etablieren. Klinische Forschungsgruppen sind zusätzlich durch die enge Verknüpfung von wissenschaftlicher und klinischer Arbeit charakterisiert, während Kolleg-Forschungsgruppen speziell auf geistes- und sozialwissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnitten sind.

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