Zwischen Mayas, Ladinos und Garífunas – Bienvenidos a Guatemala!

Hola und Buenos días!

Ich melde mich aus der guatemaltekischen Hauptstadt mit dem kreativen Namen Guatemala-Stadt, meinem Zuhause fuer die naechsten 2 Monate. Ich bin Julia, 22 Jahre alt und studiere in Muenster den B.A. Politik und Wirtschaft. Ein Praktikum beim mittelamerikanischen Parlament PARLACEN fuehrt mich nun in eine Region, die sich zurechtzufinden versucht zwischen westlichen Werten und den Traditionen der indigenen Bevoelkerung.

Guatemala ist ein Land, das in vielfacher Weise sehr gespalten ist. Neben den 22 Maya-Voelkern sowie den von Europaern und Indígenos abstammenden Ladinos gibt es an der Karibikkueste auch noch die Garífunas, Nachfahren der zu Kolonialzeiten versklavten Afrikaner. Dieses Aufeinandertreffen fuehrte und fuehrt immer noch zu Spannungen, allem voran waehrend des mehr als 30 Jahre andauernden Buergerkrieges, der erst 1996 beendet werden konnte. Heute leben grosse Teile der Bevoelkerung unter der Armutsgrenze und haben nur wenig Zugang zu Bildung. All dies fuehrt dazu, dass Guatemala nicht unbedingt als eines der sichersten Reiselaender gilt.

Vor meinem Praktikumsstart hatte ich die Gelegenheit, schon einige Orte dieses vielfaeltigen Landes zu erkunden. Ich hatte das Glueck, hier zur Osterzeit zu sein. Die Semana Santa ist in Guatemala einer der wichtigsten Wochen des Jahres. Es finden die ganze Woche zu jeder Tageszeit Proezessionen statt, in denen die Ostergeschichte bis ins letzte Detail nachgespielt wird. Selbst in Regionen, in denen mehr als die Haelfte der Bevoelkerung den Maya angehoeren, werden diese katholischen Braeuche durchgefuehrt. Besonders schoen fand ich die sogenannten Alfombras. Das sind Teppiche, die aus Blumen, Gemuese und allem was die Natur sonst so hergibt, vor dem eigenen Haus auf der Strasse platziert werden. Die Familien beginnen dabei spaet abends, diese Teppiche aufzubauen, was oft bis tief in die Nacht andauert.

Bei meiner Reise durch das Land habe ich mich bisher nie unsicher gefuehlt. Dies liegt vor allem an der dauerhaften Praesenz von Militaerpolizei, Touristenpolizei sowie der nationalen Polizei, die alle oeffentlichen Plaetze und vor allem die Touristenorten gut und schwer bewaffnet bewachen. Guatemala tut alles, um seinen Ruf als eines der kriminellsten Laender loszuwerden. Wenn man ausserdem die Regeln beachtet, dass man z.B. nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr alleine unterwegs sein soll, niemals viel Bargeld und Wertgegenstaende mit sich herumtraegt, ist man hier recht sicher unterwegs.

Seit ein paar Tagen bin ich nun in Guatemala-Stadt, wo ich bei einer Familie untergekommen bin. Ich habe ein eigenes Zimmer, waehrend sich der Rest der Familie (die Grossmutter, ihre zwei Toechter, drei der Enkel sowie immer mal wieder reinschneiende Verwandtschaft) die Betten in zwei Zimmer teilen. Das die ganze Familie, mehrere Generationen ueberschneidend, in einem Haus auf so wenig Platz wohnt, ist hier jedoch eher die Regel als die Ausnahme und gibt mir die Gelegenheit, richtig in das guatemaltekische Leben einzutauchen. Insgesamt wohne ich in einer besseren Gegend, das Viertel hat einen Pfoertner und ist komplett eingezaeumt. Zur Arbeit werde ich mit dem Auto gebracht. Der Weg betraegt gerade mal 6 km, aber aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens benoetigt man gut und gerne mal mehr als eine Stunde. Die Fahrt ist jeden Tag auf‘ s neue ein Abenteuer, Verkehrsregeln scheint es hier nicht zu geben. Die Tatsache, dass die oeffentlichen Verkehrsmittel und Taxis als nicht besonders sicher gelten, bedeutet ein noch hoeheren Verkehrsaufkommen.

 

 

 

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