Vom Redaktionsalltag und statistischen Unmöglichkeiten

Fünfzehn Minuten zu spät. Das akademische Viertel hat sich ins Berufsleben eingeschlichen. Der Kaffee heute Morgen hatte Vorrang. Lucie sitzt schon an der Rezeption, reicht mir die Anwesenheitsliste und sagt „Rustig, rustig!“  ( z.dt. Nur die Ruhe). Mein Büro ist noch halb leer. Ich grinse. Scheint als wäre ich heute nicht die Einzige, die einen Kaffee braucht.

Der Redaktionsschluss rückt näher und die Arbeitstage werden länger. Abteilungsleiter Lars kommt ins Büro geschneit, hängt sein Jackett über den Stuhl und schon klingelt das Telefon. Es geht los!

Ich sitze in der Abteilung Public Relations – Schrägstrich – Presse – Schrägstrich –  Veranstaltungsmanagement. „Die beste Abteilung“ wenn man meinem Kollegen Niels glauben mag. Er plant gerade eine Journalistenreise nach Bayern. Inklusive Brauereibesuch und Weißwurst-Frühstück, versteht sich. Ich ahne warum er seinen Job so gerne macht.

Gegenüber von mir sitzt Judith. Sie wirbt die letzten Anzeigenkunden für unsere Zeitschrift und macht parallel noch mindestens hundert andere Sachen. Ich vertiefe mich in meinen Artikel.

Lars stürmt aus dem Büro. Der erste von fünf Terminen, die ihm heute noch bevorstehen. Manchmal frage ich mich, wann er seine eigenen Artikel schreibt. Ein Mysterium. Judith holt Lakritze aus der Schublade. Ich greife besser zu, bevor Lars zurück ist. Die Packung wird heute noch das Zeitliche segnen, da sind sich alle einig.

Nach der Mittagspause legt mir Lars mit breitem Grinsen eine Recherche-Aufgabe auf den Tisch. Ich ahne Böses. Er weiß, dass ich gut mit Zahlen kann und bisher jede noch so kuriose Statistik gefunden habe. Vom Handel mit Perlenschmuck an der deutsch-niederländischen Grenze über die beliebtesten Kosmetikanwendungen in den Niederlanden bis hin zum Libellenbestand an öffentlichen Gewässern.

Ich öffne die Datenbanken des Centraal Bureau voor de Statistiek und des Statistischen Bundesamtes und will loslegen. „Ungenutztes Marktpotenzial NRWs“ steht auf meiner Liste. Das lässt sich nicht berechnen. Ich hätte es ahnen müssen…

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