The American Way of School

Während meines dreimonatigen Aufenthaltes in Oak Ridge, Tennessee, arbeite ich an der Willow Brook Elementary School. Diese Schule besuchen circa 500 Schülerinnen und Schüler. Willow Brook gehört leider zu den wenigen Brennpunktschulen im Ort, da sehr viele Kinder aus ärmlichen Verhältnissen dort unterrichtet werden.

Dies bedeutet, dass die Schule auf jegliche Unterstützung, die sie bekommen kann, angewiesen ist. Meine Gasteltern Rosalyn und Gene, welche selber auch Tutoren an der Schule sind, haben mir damals den Kontakt zur Schule vermittelt und mir somit das Praktikum ermöglicht. 

Die Willow Brook Elementary School

Derzeit unterstütze ich die „English Language Learning“ (ELL) Lehrerin Ms Byrd. Sie unterrichtet ausschließlich Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund im Fach Englisch. Die Kinder sind zwischen fünf und neun Jahre alt und haben in ihrem kurzen Leben bereits mehr erlebt, als ich mir vorstellen kann. Der eigentliche Fokus liegt zwar darauf den Kindern die englische Sprache beizubringen, doch besteht mein Arbeitsalltag auch daraus, für die Kinder da zu sein, ihnen zuzuhören und ihnen Aufmerksamkeit zu schenken. Meist bekommen sie davon zuhause nicht genug, da ihre Eltern arbeiten müssen oder gar nicht in den USA leben. 

Der ELL Klassenraum

Ein normaler Tag an der Willow Brook Grundschule beginnt mit zwei Schülern aus dem Kindergarten und drei Schülern aus der zweiten Klasse. Da der Bedarf nach ELL Unterricht derzeit so groß ist, werden diese zwei Klassen gleichzeitig, aber in einer dennoch kleinen Gruppe unterrichtet. Es ist wichtig, dass ELL Klassen klein gehalten werden, da jedes Kind bedarfsgerecht unterrichtet werden muss. Der Schultag beginnt um 8:15 Uhr mit dem gemeinsamen Frühstück im Klassenraum von Ms Byrd.

Alle Schülerinnen und Schüler erhalten vom Staat finanziertes Essen. Dies ist nicht an allen Schulen so üblich, doch da die Mehrheit der Kinder auf finanzielle Unterstützung angewiesen ist, erhält die Schule diese finanzielle Förderung. Nach dem gemeinsamen Frühstück sprechen die Kinder die „Pledge of Allegiance“, ein patriotistischer Schwur an die Vereinigten Staaten von Amerika und danach das „Willow Brook Promise“: Hierbei versprechen die Kinder jeden Tag ihr Bestes zu geben, sich zu benehmen und respektvoll miteinander umzugehen. Diese Art von Morgenritual ist für mich der wohl größte kulturelle Unterschied, da ich dies in keiner Art bisher an einer deutschen Schule gesehen habe.

Nach den morgendlichen Ritualen startet der eigentliche Unterricht. Hierbei unterstütze ich Ms Byrd beim Unterrichten, indem ich den Schülerinnen und Schülern Aufgaben erkläre oder aber auch selber die Unterrichtsstunde leite. Oftmals lese ich gemeinsam mit den Kindern ein Buch und bearbeite danach mit ihnen passende Aufgaben. Die Kindergartenkinder und die Zweitklässler erfüllen ihre Aufgaben meist sehr zuverlässig und schnell. Ebenso arbeiten die zwei Viertklässler während der zweiten Unterrichtsstunde. Lediglich die Erstklässler, die ich in der dritten Unterrichtsstunde unterrichte, sind eine kleine Herausforderung, da sie so viele sind. Acht Schülerinnen und Schüler mit sehr unterschiedlichen Sprachkenntnissen werden unterrichtet. Obwohl sie oft wild sind und es zum Teil laut im Klassenraum werden kann, unterrichte ich die Klasse sehr gerne. Sie arbeiten hart, sind kreativ und vor allem herzlich. Als ich ihnen gesagt habe, dass ich nur für einen bestimmten Zeitraum da sein werde, wurde laut „No“ gerufen. Sie sagten mir, dass ich nicht gehen darf oder sie mitnehmen müsste.

Obwohl der Unterricht an einer Grundschule oft anstrengend sein kann und ich oft müde nach Hause fahre, freue ich mich dennoch jeden Morgen, dass ich wieder unterrichten darf. Die Herzlichkeit der Kinder und die kleinen Erfolge, die sie jeden Tag feiern, geben mir sehr viel Freude zurück. Ich weiß jetzt schon, dass ich die Zeit an der Willow Brook Elementary School sehr vermissen werde. 

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