Hallo ihr Lieben,
die Zeit in Sri Lanka ist viel zu schnell vorbei gegangen und jetzt habe ich endlich Gelegenheit, von diesem wunderschönen Land zu berichten. Ich habe mir nie im Traum ausgemalt, wie schön Sri Lanka wirklich ist und dass ein Land, das kaum größer ist als Bayern, so vielfältig sein kann.
Während meines PJ-Tertials blieb zum Glück auch Zeit, zwischendurch das Land zu erkunden, was zugegebenermaßen gar nicht so einfach ist. Für eine Zugstrecke von 200 km braucht man mal 7 Stunden (das ist die reguläre Fahrzeit), aber was macht das schon, wenn man an Bergen vorbei durch Teeplantagen und Reisfelder fährt? Man muss nur darauf achten, dass man seine Zugfahrten tagsüber plant, aber dann können sie zu einem echten Reisehighlight werden. Vorausgesetzt natürlich, man findet in den völlig überfüllten Zügen einen Sitzplatz. Ansonsten kann man aber auch einfach in der offenen Tür stehen bleiben. Aber ich fange mal von vorne an.
Die ersten Wochen habe ich hauptsächlich in Galle verbracht. Galle hat wirklich einiges zu bieten. Ich hatte, zusammen mit anderen PJlern, eine Unterkunft, die ziemlich direkt am Sahana-Beach lag. Der Sahana-Beach war bis zu meiner Abreise der Strand, von dem ich am meisten begeistert war. Er ist nicht unendlich überfüllt mit Touristen, es sind sowohl Locals als auch Touristen am Strand. Es gibt einige Cafés und Bars. Vor allem die Cafés, in denen viele Locals essen, sind meist zu empfehlen. Sie sehen meist nicht so gepflegt und gemütlich aus wie die Touristen-Restaurants, allerdings bekommt man hier meist sehr günstiges und leckeres Essen. Allerdings muss man sich zunächst etwas an die Schärfe des Essens gewöhnen. Etwas anderes bleibt einem auch nicht richtig übrig, da das Essen, selbst wenn man „not spicy“ bestellt, trotzdem noch scharf ist. Die Sri Lankaner verstehen unter nicht-scharf einfach etwas anderes als Europäer.
Das Hauptnahrungsmittel ist natürlich Reis, Reis mit Gemüse, Reis mit Chicken, Reis mit allem. Das Nationalgericht ist Rice & Curry. Man bekommt eine riesige Platte Reis mit 5 oder 6 verschiedenen Gemüsesorten (jedes Mal andere) und wahlweise Fisch oder Fleisch dazu. Das beste Rice & Curry gab es im Seabreeze.
Wenn man nicht gerade ein schattiges Plätzchen sucht ,um der Sonne zu entfliehen, kann man die Zeit dort wunderbar mit Surfen verbringen. Ich habe recht zu Beginn meiner Zeit auf Sri Lanka einen Surfkurs gemacht und war dann fast immer, wenn wir am Strand waren, surfen. Wenn man einmal den Dreh raus hat, macht es wirklich unglaublich viel Spaß. Der Strand ist recht überschaubar und klein, sodass die Locals, die dort wohnen und ihre Cafés und Surfverleihe betreiben, einen irgendwann kennen. Die meisten sind super freundlich und unfassbar hilfsbereit. Sobald man Fragen zu Reisen oder zu irgendwelchen organisatorischen Dingen hat, kann man sie jederzeit ansprechen.
Von Galle aus kann man gut die Südküste erkunden. Teilweise kann man wirklich einsame Strände entdecken, an denen noch nicht mal eine Bar steht.
An der Küste kann man sich wunderbar mit dem Bus fortbewegen, für nährere Ziele kann man auch ein Tuktuk nehmen. Allerdings sollte man hier gut verhandeln können. Das lernt man mit der Zeit, wenn man in Sri Lanka ist. Hält man ein Tuktuk an der Straße an, will der Fahrer meist mindestens den doppelten von dem Preis (manchmal noch mehr) als er von einem Local verlangen würde, aus dem einfachen Grund, weil ihr weiß seid. Lasst euch nicht davon irritieren, dass er sagt es wäre ein „good price“ oder „very cheap“. Ein Local bezahlt nicht mehr als 50 – 100 Rupien pro Kilometer mit dem Tuktuk. Will der Fahrer mehr haben, sagt ihr einfach, ihr kennt die „local prices“ und dass ihr, wenn er nicht zum „local“ Tarif fährt, dann eben den Bus oder ein anderes Tuktuk nehen würdet. Sobald ihr Anstalten macht, weiter zu gehen, geht der Fahrer in der Regel sofort mit dem Preis runter. Wenn nicht, hat man innerhalb von 30 Sekunden ein anderes Tuktuk gefunden, das einen mitnehmen will. Vor Tuktuks kann man sich in Sri Lanka als weißer Tourist kaum retten. Am Anfang kam ich mir unfreundlich und dreist vor, als ich so hart verhandelt habe (man kann es sich gut von den Leuten abgucken, die schon länger in Sri Lanka unterwegs sind) aber man lernt schnell, dass die Tuktukfahrer nicht weniger hart im Verhandeln sind, vor allem wenn sie merken, dass man nicht konsequent ist. Glaubt niemals, wenn euch ein Tuktuk-Fahrer erzählt, es würden heute keine Busse fahren oder der nächste Bus würde erst in 2 Stunden kommen. In der Regel fahren in Sri Lanka an Feiertagen die Busse genauso wie an jedem anderen Tag und meist muss man nicht länger als eine halbe Stunde auf den nächsten Bus warten.
Bus fahren ist etwas gewöhnungsbedürftig. Die Sitze sind so schmal, dass man selbst als schlanker Mensch halb auf dem nächsten Sitz sitzt. Dementsprechend eingequetscht sitzt man zwischen den Leuten. Kaum hat man den Bus betreten, fährt der Fahrer auch schon los und zwar meistens in einem sehr abenteuerlichen Tempo und in einem noch abenteuerlicheren Fahrstil. Hat man keinen Sitzplatz, gilt es sich gut festzuhalten. Die Hälfte der Zeit fährt man meist auf der gegnerischen Spur, um andere zu überholen und gehupt wird aus jedem erdenklichen Grund.
Unsere erste längere Tour ging ins Hochland Sri Lankas. Unser erster Stop war in Deniyaya, von wo aus wir den Sinharaja Rain Forest besichtigt haben. In diesen Regenwald darf man nur mit einem Guide, die allesamt Adleraugen haben. Eine Schlange, die durch die Blätter perfekt getarnt war, habe ich erst entdeckt, nachdem unser Guide etwa 1 Minute auf sie gezeigt hat. Ein wirklich lohnenswerter Ausflug.
Am gleichen Tag wollten wir noch weiter nach Haputale: Das war ein Planungsanfängerfehler, denn obwohl der Weg nur 150 km war, hätten wir mit dem Bus 6 -7 Std gebraucht und das hätten wir an dem Tag nicht mehr geschafft. Da wir nicht unbegrenzt Zeit für unsere Reise hatten, da wir wieder zurück ins Krankenhaus mussten, konnten wir nicht einfach eine Nacht länger in Deniyaya bleiben. Unsere Hostfamilie (in Sri Lanka schläft man meist in Homestays) hat sich spontan bereit erklärt, uns nach Haputale zu fahren und das zu einem wirklich wahnsinnig günstigen Preis. Dies war nur eines der vielen Beispiele für die unfassbare Hilfsbereitschaft der Sri Lankaner. Hauptsache deine Reise verläuft gut und so wie du es dir vorgestellt hast, dann sind auch deine Gastgeber glücklich.
Unser nächster Stop war also Haputale. Von hier aus haben wir eine Wanderung zum Lipton Seat gemacht – einem sehr bekannten Aussichtspunkt. Der Weg dahin führt durch Teeplantagen und ist wirklich sehr schön und lohnenswert. Auch hier waren unsere Gastgeber wieder sehr bemüht und hilfsbereit und obwohl wir erst spät am Abend in Haputale ankamen, hat sich unsere Gastgeberin noch in die Küche gestellt und Abendessen für uns gekocht. Was allerdings hier – und auch noch später öfter – problematisch war, war dass wir auch wieder hier nicht ganz genau wussten, wie und wohin unsere Reise weitergehen sollten. Wir hatten darauf vertraut, dass unsere Gastfamilie uns sagen kann, ob wir am besten einen Zug oder einen Bus nehmen oder wann Züge und Busse abfahren. Die Kommunikation war nämlich öfter nicht so einfach, da viele Sri Lankaner gar kein oder nur sehr gebrochenes Englisch sprechen. Meistens kann man sich irgendwie mit Händen und Füßen verständigen, aber für eine Reiseplanung reicht es doch dann oft nicht aus. Fahrpläne im Internet nachgucken kann man in Sri Lanka nicht. Es gibt einfach keine Fahrpläne im Internet. Online findet man so gut wie gar nichts raus.
Letzten Endes war unser nächster Stopp Ella allerdings sehr leicht mit dem Zug zu erreichen und diesmal haben wir tatsächlich auch nur 45 Minuten gebraucht. Für die erste Zugfahrt reicht das allerdings auch, denn an das Zugfahren in Sri Lanka muss man sich, ähnlich wie an das Busfahren, gewöhnen. Sobald der Zug auf dem Gleis einfährt, rennen alle Menschen los. Eingestiegen wird nicht nur durch die Türen, sondern auch durch offene Fenster. Warten, bis andere Reisende ausgestiegen sind, kennt man in Sri Lanka nicht. Es gilt, auf jeden Fall einen der wenigen Sitzplätze zu ergattern. Nach kurzer Zeit ist der Zug oft so voll, dass ich am Anfang immer dachte, wir würden gar nicht mehr mitfahren können. Ich habe aber gelernt, dass man mit ein bisschen Quetschen unfassbar viele Menschen auf sehr kleinen Raum unterbringen kann. Und wenn dann wirklich nichts mehr geht, bleiben die letzten einfach draußen auf der Stufe vor der Tür stehen. Nach dieser Erfahrung werde ich mich auf jeden Fall nie wieder über volle Züge in Deutschland beschweren.
Weiß man vorher zu welchem Datum man welche Strecke fährt, empfiehlt es sich, vorher zum Bahnhof zu gehen und Plätze zu reservieren, dann erspart man sich viel Gedränge (auch Plätze reservieren kann man nicht online). Man kann zwischen der 1., 2. und 3. Klasse wählen. Unsere erste Reise, die ich grade oben beschrieben habe, war in der 3. Klasse – eine Erfahrung, die man wie ich finde, einmal mitgemacht haben muss, wenn man in Sri Lanka unterwegs ist – wenn man mit viel Gepäck unterwegs ist, empfiehlt sich aber vielleicht doch eher die zweite Klasse, die umgerechnet für die gleiche Strecke oft noch nicht mal einen Euro teurer ist.
Ella selber ist sehr touristisch, besteht fast nur aus Souvenirshops und Restaurants und ist nicht wirklich sehenswert, dafür die Landschaft drum herum umso mehr und um die zu erkunden lohnt sich eine Reise nach Ella auf jeden Fall. Ella ist ein Paradies für Wanderer. Wir waren zwei Nächte in Ella, das ist bei weitem nicht ausreichend, um alles zu machen, was man von Ella aus unternehmen kann.
Wir haben uns die Diyaluma Waterfalls, die dritthöchsten Wasserfälle in Sri Lanka angeguckt, eine Teeplantage besichtigt sind zur Nine-Arche Bridge gelaufen und sind auf den „ Little Adams Peak“ gestiegen.
Unser letzter Stop war Nuwara Eliya, vo wo aus wir im Horton Plains National Park waren. Hier kann man zum „Worlds End“ wandern, eine Klippe, an der man gefühlt einen Blick über die Hälfte der Insel hat. „Worlds End“ war mein absolutes Sri-Lanka-Highlight. Man wandert durch eine Moorlandschaft, an Wasserfällen vorbei und durch Wälder bis man nach etwa 1,5 Stunden die sagenhafte Aussicht genießen kann.
Am Ende unserer Zeit ins Sri Lanka haben wir noch eine Tour in den Norden unternommen und uns das sogenannte Kulturdreieck angesehen. Angefangen haben wir in Dambulla mit den Felsentempeln.
Nicht weit davon liegt der Felsen von Sigiriya – das Wahrzeichen von Sri Lanka. Man kann eine anstrengende, aber sehr lohnenswerte Wanderung (bei der man hauptsächlich etwas schwindelerregende Treppen hochsteigt) bis zum Gipfelplateau machen, auf dem die Ruinen des einstigen Zentrums eines Königreichs stehen.
Von hier aus ging es weiter nach Anuradhapura und Polonnawura, beide gehören zum Unesco Weltkulturerbe. Hier kann man viele Dagobas, alte Wasserbecken und verfallene Tempel besichtigen. Um alles zu sehen, braucht man etwa einen Tag. Meist kann man sich in den Unterkünften Fahrräder leihen, mit denen man von Stätte zu Stätte kommt und besonders in Anuradhapura lohnt sich die Fahrradtour sehr, denn man fährt durch eine wirklich schöne und vor allem ruhige Landschaft.
Unseren Stop in Polonnawura haben wir dann auch noch genutzt, um einen Safari durch den Eco-Nationalpark zu machen, ein weniger touristischen Nationalpark als z.B. der sehr berühmte Yala-Nationalpark und gerade deshalb sehr zu empfehlen. Wir konnten Elefanten beobachten, die nicht mal zwei Meter von uns entfernt standen und oft waren wir der einzige Jeep an dieser Stelle.
Unser letzter Stopp war Kandy, Sri Lankas Kulturhauptstadt. Hier steht der sog. Zahntempel. Es heißt, dass hier der heilige Zahn von Buddha liegt. Buddhisten in Sri Lanka glauben, dass sie im Leben mindestens einmal zum Zahntempel pilgern müssen, um ihr Karma zu verbessern. Ohnehin spielt Buddhismus in Sri Lanka eine sehr wichtige Rolle. Ihr werdet kaum in einen Bus oder Tuktuk steigen, in dem kein Buddha vorne zu sehen ist. Wenn man Tempel oder Dagobas besichtigt, muss man immer seine Schuhe ausziehen und es darf niemals ein Foto mit dem Rücken zur Buddha Statue gemacht werden – das gilt als respektlos. Wer Buddha-Tattoos hat, kann dafür sogar eingesperrt werden.
Meine meisten Erfahrungen mit Sri Lankanern waren zwar sehr angenehm und insbesondere in den Unterkünften und wenn die Leute einen kennen, wird man immer sehr respektvoll und höflich behandelt, allerdings sollte man als alleinreisende Frau nicht vergessen, dass Sri Lanka ein männerdominiertes Land ist. Ist man alleine unterwegs, muss man sich daran gewöhnen, dass man als (ausländische) Frau auf der Straße ständig angesprochen und angehupt wird. Richtig unangenehme Erfahrungen habe ich zum Glück nie gemacht, allerdings habe ich von anderen alleinreisenden Frauen gehört, die vor allem im Bus oder Zug angefasst und angemacht wurden und am Strand wurde ich mehrmals von einem Sri Lankaner gewarnt, dem dort ein Café gehörte und der uns kannte, nach Einbruch der Dunkelheit nicht alleine herum zu laufen.
Man wird meistens ziemlich schnell gefragt ob man verheiratet ist, im Zweifel am besten einfach ja sagen, dann hat man meistens mehr Ruhe. Kleinere Ausflüge kann man sicher auch alleine machen, größere Reisen würde ich aber empfehlen, mindestens zu zweit zu machen. Richtig wohl habe ich mich zumindest nicht gefühlt, wenn man permanent angestarrt und angesprochen wird und das reduziert sich extrem, wenn man mit mehreren Personen unterwegs ist (auch wenn die anderen Personen nur Frauen sind).