Mein Laboralltag in Schottland

In meinem zweiten Blog Eintrag werde ich meinen Arbeitsalltag schildern und einige Eindrücke über die Leute vermitteln, mit denen ich täglich im Institut Zeit verbringe.

Vorab muss ich sagen, dass ich inhaltlich leider nicht so viel zu den Versuchen schreiben darf, die wir dort machen, da die Inhalte im Herbst veröffentlicht werden und ich natürlich nicht vorgreifen möchte. Deshalb werde ich mich in diesem Eintrag vor allem auf die Personen beziehen, mit denen ich hier in Schottland zusammen arbeite.

In den drei Monaten, in denen ich mich in Glasgow aufhalte, arbeite ich an der University of Strathclyde im Department of Biomedical Science. Genauer gesagt mache ich ein Praktikum im immunologischen Bereich im Arbeitskreis von Professor Craig W Roberts, welcher hier als Professor für Parasitologie lehrt. Dieser beschäftigt sich vor allem mit dem Mikroorganismus Toxoplasma Gondii und den Infektionen, welche dieser verursacht. Hier forscht er momentan vor allem in drei Bereichen. Zum einen die Interaktion von Toxoplasm gondii mit seinem Wirt. Hier wird versucht zu erschließen, wie der Parasiten bekämpft werden kann und ob eine Impfung gegen diesen entwickelt werden könnte. Als nächstes Schwerpunktthema beschäftigt sich der Arbeitskreis damit, wie sich der Einflüsse von geschlechts- und schwangerschaftsassoziierten Hormonen auf die Immunität auswirken. Als letztes beschäftigt sich ein Doktorand seines Arbeitskreises mit der Identifizierung, Validierung und Nutzung antimikrobieller Ziele in Acanthamoeba.

Persönlich arbeite ich nicht mit Professor Roberts zusammen, da ich als Studentin einer anderen Doktorandin zugeteilt bin. Trotzdem habe ich Professor Roberts schon bei einigen Labormeetings erlebt, da sich der Arbeitskreis jede Woche zusammensetzt, um Ergebnisse zu besprechen. Obwohl ich großen Respekt vor Professor Roberts habe, lässt sich sagen, dass er der netteste Professor ist, den ich jemals erlebt habe. Er spricht mich immer sehr freundlich an und fragt mich, welche Fortschritte ich gerade mache, ohne dass ich mich unter Druck gesetzt fühle. (Ein bisschen könnte es aber auch daran liegen, dass er zu jedem Labormeeting Cookies oder andere Süßigkeiten mitbringt 😀.)

Die Doktorandin, die mich während meiner Praktikumszeit betreut, heißt Kerrie (nach schottischem Glasgow-Akzent eher: KÄÄRRie). Sie ist heute 25 Jahre alt geworden und isst sehr gerne Schokolade (um einen guten Eindruck zu machen, habe ich meinen Besuch aus Deutschland schon zweimal gebeten,  mir Schokolade mitzubringen, hehe). Kerrie ist eine geborene Schottin. Deshalb habe ich in meiner ersten Woche eigentlich kein Wort verstanden, da die Betonung vor allem bei dem regionalen Akzent hier in Glasgow sehr sehr sehr stark auf den Vokalen und RRRRs liegt. Trotzdem bin ich natürlich super begeistert, die Möglichkeit zu haben, so viel Englisch mit einer Muttersprachlerin zu sprechen. Nach zwei Monaten täglichen Kontakt mit ihr, kann ich wirklich selbst feststellen, wie viele Wörter mit von meiner früheren Lernzeit wieder einfallen und wie leicht es mir mittlerweile fällt, ein Gespräch zu führen oder sie nach den verschiedenen Geräten im Labor zu befragen. ( By the way – mein Lieblingsgerät ist wirklich die „Gun“, mit der man Lösemittel aufnimmt. Die ist einfach super praktisch im Vergleich zu den Bällen, die wir zuhause in der Uni verwenden und außerdem, was eindeutig das allercoolste ist, ist sie pink.)

Mit Kerrie zu arbeiten macht sehr viel Spaß, da sie immer gut gelaunt ist, ganz egal, ob ich wieder gnadenlos an einem Versuch gescheitert bin oder nicht. Zu Beginn meines Praktikums fehlten mir leider viele Grundlagen im Bereich Immunologie, da dieser Themenbereich im Pharmaziestudium nicht so abgedeckt wird, wie ein Studium im Bereich Biomedizinische Wissenschaften, wie jener an der University of Strathclyde angeboten wird. Die ersten drei bis vier Wochen habe ich deshalb hauptsächlich damit verbracht, Kerrie bei ihren Arbeiten über die Schulter zu schauen und Fachtexte auf Englisch zu lesen, um die Hintergründe von Kerries Experimenten zu begreifen. Da Kerrie Ende des Jahres ihre Doktorarbeit veröffentlichen wird, werde ich hier inhaltlich nicht viel zu unseren Versuchen oder den Ergebnissen sagen können. Allgemein arbeiten wir zurzeit mit dendritischen Zellen, welche zur angeborenen Immunabwehr gehören und versuchen herauszufinden, wie sich der Metabolismus dieser Zellen ändert, wenn man sie mit verschiedenen Medikamenten versetzt. Da Kerrie bereits am Ende ihrer Promotion ist, hat sie sich natürlich in den letzten vier Jahren mit weitaus mehr Fragestellungen in diesem Bereich beschäftigt. Ich bin sehr glücklich, an diesem Punkt mit ihr zusammen zu arbeiten, da sie eine sehr gute Lehrerin ist und es ihr leicht fällt, mir bestimmte Sachen zu erklären (meistens verwendet sie dazu selbst gestaltete Skizzen, die sehr anschaulich sind). Außerdem sind diese Experimente interessant für mich, da es für einen Pharmaziestudenten natürlich auch besonders schön ist, direkt mit Arzneistoffen  zu arbeiten.

Da ich mich nun bereits im letzten Drittel meiner Praktikumszeit befinde, darf ich unter Aufsicht schon einige Sachen selbst machen. Zu Beginn habe ich vor allem beim Verwenden der Multichannel-Pipette viele Fehler gemacht (das ist eine Pipette mit acht Spitzen mit der man gleichzeitig eine Flüssigkeit aufnehmen und ablassen kann). So langsam klappt es aber zum Glück besser und mittlerweile habe ich schon ein paar Ergebnisse, die ich in einer kleinen Präsentation vor dem Arbeitskreis vorgestellt habe. Ich hoffe trotzdem, dass ich auch in den letzten dreieinhalb Wochen noch einige spannende Sachen entdecke, hier noch weitere Einblicke in andere Doktorarbeiten bekomme und noch ein paar gute Ergebnisse erzielen kann. Ich freue mich auf weitere Aufgaben und Entdeckungen und würde jedem ein Praktikum in diese Arbeitsgruppe empfehlen, wenn man über eine Karriere in der Forschung nachdenkt. Nach meiner Zeit hier kann ich nun eindeutig diese Frage beantworten. Wenn ich mit meinem Studium fertig bin, würde ich gerne zunächst im forschenden Bereich tätig sein.

2 Gedanken zu „Mein Laboralltag in Schottland

  1. Wir sind stolz und sehr angetan über dein derzeitiges Leben. Nun bist du ja bald wieder zuhause und darauf freuen wir uns schon

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