Mein Arbeitstag in London

Besser spät als nie möchte ich euch noch von meinem Arbeitsalltag bei der Kanzlei Zimmers in London berichten.

Mein Arbeitstag beginnt sportlich. Erst fahre ich 25 Minuten mit dem Fahrrad
quer durch Cambridge, dann döse ich 55 Minuten im Zug vor mich hin und dann
gehe ich nochmal 25 Minuten vom Bahnhof Kings Cross zum Büro.
Für die Fahrradfahrt trage ich zum ersten mal seit meiner Grundschulzeit
regelmäßig einen Fahrradhelm. Die Fahrradwege sind hier nämlich weitaus weniger gut ausgebaut als in Münster. Wenn es überhaupt eine Spur für
Fahrräder gibt, teilt man sich diese oft mit Bussen. Anders als in Münster ist hier
auch, dass die Polizei andere Prioritäten zu haben scheint, als Radfahrer und
Fußgänger über Verkehrsregeln aufzuklären. Ampeln sind für viele nur
unverbindliche Hinweise.

Das Gute an der Pendelei von Cambridge nach London ist, dass ich schon
merklich fitter geworden bin. Mittlerweile komme ich in der Regel im Büro an,
ohne vorher schon zwei größere Schweißausbrüche zu erleben. Könnte natürlich
auch mit den immer winterlicheren Temperaturen zu tun haben.

Mein Arbeitstag dauert dann von kurz nach neun bis etwa 18 Uhr mit einer
Stunde Mittagspause von 13 bis 14 Uhr. Da ich mein Praktikum in einer
kleineren Kanzlei mache, sind meine Aufgaben ziemlich vielfältig. Die Kanzlei ist
darauf spezialisiert, deutsche Mandanten mit Rechtsproblemen in England zu
beraten. Dadurch werden Fälle aus ganz verschiedenen Rechtsgebieten
bearbeitet. Relativ häufig geht es um Verkehrsunfälle auf englischen Straßen,
besonders gefährlich scheinen die zahlreichen Kreisverkehre zu sein. Ansonsten
geht es aber etwa auch um Arbeitsverhältnisse mit englischen Arbeitgebern oder
um die Durchsetzung von Ansprüchen gegen englische Verkäufer.
Ähnlich vielfältig sind meine Tätigkeiten. Ich übersetze zum Beispiel Texte von
Englisch auf Deutsch und andersrum, schreibe Entwürfe für Briefe und Emails
und recherchiere. Daneben beantworte ich aber auch oft das Telefon und bringe
abends die Post weg. Mir gefällt diese Abwechslung sehr gut und ich habe auf
jeden Fall schon einen guten Einblick in die Arbeitsabläufe in einer englischen
Kanzlei bekommen.

Außerdem habe ich einiges über das englische Zivilverfahrensrecht gelernt. Das
englische Gegenstück zur Zivilprozessordnung, die Civil Procedural Rules (CPR)
regeln dabei auch das außergerichtliche Verfahren sehr detailreich. So muss
man etwa, bevor man Klage einreicht, erst mal einen sogenannten „letter before
action“ schreiben, in dem man der Gegenseite erklärt, was man warum von ihr
will.

Alles in allem gefällt mir mein Arbeitsalltag sehr gut und das Praktikum ist die
etwas mühselige Anreise allemal wert!

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.