Mein Praktikum findet beim Fußballverein Swakopmund FC in Swakopmund, Namibia statt. Obwohl im südlichen Afrika gelegen, erinnert Swakopmund doch sehr stark an einen Kurort an der Nord- oder Ostsee.
Viele ältere Menschen, die hier ihren Lebensabend verbringen, unmittelbare Nähe zum Meer und eine große Auswahl an Restaurants und Cafes machen Swakopmund so zu einem attraktiven Ziel für Menschen jeden Alters. Plant man Trips und Reiserouten durchs Land, wird Swakopmund oft als „Actionhauptstadt“ im südlichen Afrika bezeichnet. Von hier lassen sich Erlebnistouren in die Dünen, Helikopter- und Charterflüge, Sandboarding, Quadtouren u.v.m. buchen, welche oft nicht allzu weit entfernt sind – Swakopmund selbst liegt direkt zwischen Dünen und Atlantik.
Als ehemalige deutsche Kolonie war Swakopmund ein wichtiger Stützpunkt in der ehemaligen südwestafrikanischen Infra- und Handelsstruktur. Dieser deutsche Einfluss ist in Namibia – und insbesondere in Swakopmund – heute immer noch sehr präsent. Deutsche Kirchen, Büchereien, Restaurants, Bäckereien, Apotheken, antike Gebäude und viel mehr prägen nach wie vor das Stadtbild und viele Einwohner haben nach wie vor eine große Beziehung zur deutschen Kultur. Es ist daher weder Seltenheit noch Überraschung, dass man in der Stadt entgegen kommende Menschen Deutsch sprechen hört, in der Bäckerei Apfelstrudel oder im Restaurant Eisbein bestellen kann.
Insofern muss bei der Beschreibung von Namibia Swakopmund etwas separat betrachtet werden: es ist sicher nicht das, was man sich vorstellt, wenn man ohne Hintergrundinfos an Namibia bzw. südliches Afrika denkt. Trotzdem können in Swakopmund auch soziodemografische Beobachtungen angestellt werden, die unserem Bild von Afrika leider oft entsprechen. Eine hohe Arbeitslosigkeit in allen Altersklassen, Armut, Alkoholismus, Wohnungsprobleme bzw. Wohnungen, die oft nur aus Wellblech oder Pappe bestehen sowie Gewalt und Kriminalität ab dem Kindes- und Jugendalter. Diese Aspekte zeigen sich allerdings natürlich nur selten im Stadtkern von Swakopmund, sondern eher in den Randbezirken der Stadt. Nichtsdestotrotz ist es hier auch keine Seltenheit, dass Touristen überfallen, ausgeraubt oder bedroht werden, was durch die gravierenden sozialen und finanziellen Unterschiede erklärt werden kann.
Eine Lösung dieser Probleme kann und soll hier natürlich nicht vorgestellt werden. Auch soll hier nicht dramatisiert oder etwas unter den Tisch gekehrt werden. Als Besucher bzw. Gast in diesem Land muss man sich einfach bewusst sein, dass es diese kulturellen, sozialen und finanziellen Unterschiede gibt und sollte respektvoll damit umgehen. Wenn mit einer hochwertigen Spiegelreflexkamera ein Straßenhändler fotografiert wird und dieser danach womöglich noch unfreundlich abgewiesen wird, dann kann man etwaige Unzufriedenheiten unter Umständen durchaus verstehen, auch wenn dies keine Legitimation für gewalttätige Aktionen ist.
Ich persönlich habe trotz dieser zum Teil völlig anderen Lebensweise und Mentalität eine tolle Zeit in Swakopmund bzw. Namibia. Viele aufgeschlossene, freundliche, hilfsbereite und neugierige Namibier wohnen in einem großartigen Land, was landschaftlich so divers ist wie seine Bevölkerung. Von fast tropischen Gegenden im Norden, absoluter Einsamkeit an der nordwestlichen Skelettküste, kargen Wüstengegenden in der Mitte des Landes bis hin zu gigantischen Dünenwelten im Südosten – hier kommen Naturliebhaber voll auf ihre Kosten und können, in meinen Augen, sehr sicher und angenehm reisen und darüber hinaus auch Tiere sehen, die wir in Europa nie in freier Wildbahn antreffen würden. Elefanten, Giraffen, Nashörner, Löwen, Antilopen, Leoparden, Geparden, Springböcke, Zebras, Kudus Hippos, Delfine, Krokodile, Robben, und eine einzigartige Vogelwelt sind nicht nur in verschiedenen Nationalparks, sondern auch außerhalb anzutreffen, was jede längere Autofahrt zu einem Abenteuer macht.
Dieser Beitrag ist im Übrigen absolut unvollständig und deckt längst nicht alles ab, was es in diesem Land zu sehen und erleben gibt. Da meine Zeit hier allmählich ihrem Ende entgegen geht, blicke ich fast schon mit einem wehmütigen Auge zurück, würde aber jedem Afrika-Interessierten Namibia unbedingt empfehlen – tolle Landschaften, viele Tiere, hilfsbereite Menschen, gutes Essen (kein Land für Vegetarier!) und eine für Afrika vergleichsweise solide Infrastruktur bilden die Eckpunkte für eine in jedem Fall unvergessliche Zeit!
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