Je ne parle pas français, aber mach doch ein Praktikum in Frankreich!

Bonjour tout le monde! ‍

Wie schön, dass du hier bist und auf diesen Blog zu meinem Praktikum in Boulogne-sur-Mer gestoßen bist! Egal ob du dir hier einige Tipps und Informationen zu der französischen Kultur und dem Schulsystem abholen möchtest oder du dich auch einfach nur berieseln lassen möchtest: Du bist herzlich willkommen.

C´est moi!
Ich bin Johanna und 20 Jahre alt. Seit vier Semestern studiere ich jetzt bereits Germanistik und Geschichte im Zwei-Fach-Bachlor an der WWU und im Rahmen des Lehramtsstudiums ist dabei ein fünfwöchiges Eignungs- und Orientierungspraktikum vorgesehen. Durch das Zentrum für Lehrerbildung (ZfL) bin ich auf die Partnerschulen im Ausland aufmerksam geworden. Frankreich hat mich dabei am meisten gereizt, obwohl mein Französisch leider echt eingerostet ist. Ich hatte zwar von der 6.–10. Klasse Französisch, aber leider vergisst man dann doch einiges wieder davon. Doch für mich war das nur ein Grund mehr, den Sprung in das kalte Wasser zu wagen! ‍

Ein angenehmer Bewerbungsprozess
Nachdem ich den Kontakt zum ZfL aufgebaut hatte, ging es an das Bewerbungsschreiben. Das hört sich viel schlimmer an als es letztendlich war, denn zu der Bewerbung gehörten lediglich ein kurzes Anschreiben, ein tabellarischer Lebenslauf mit Foto und ein Motivationsschreiben. Zu meinem Glück konnte ich das sogar auf Deutsch verfassen. Ansonsten ist noch ein Referenzschreiben von einer Dozentin oder einem Dozenten von Nöten sowie der Leistungsnachweis und die Semesterbescheinigung.
Die vollständige Bewerbung ging an das ZfL, die die Bewerbung dann an das Collège weitergeleitet haben. Innerhalb kurzer Zeit hatte ich schon von der Deutschlehrerin Frau Mulliez in Frankreich eine positive Rückmeldung erhalten. Somit stand dem Praktikum nichts mehr im Weg!

Nichts wie weg!
Es war kein weiterer Papierkram zu erledigen, sondern nur noch Zugtickets zu buchen. Am Sonntag den 20.02.2022 war es für mich soweit: Es ging von Köln über Brüssel Midi nach Lille Europe und schließlich nach Calais Fréthun. Dort haben mich die Deutschlehrerin Frau Mulliez und ihr Mann vom Bahnhof abgeholt und nach einem gemeinsamen Abendessen in meine Wohnung gebracht.

Der Bahnhof von Boulogne-sur-Mer

Die Unterkunft
Durch zwei Sportlehrer an der Schule bin ich an eine Ein-Zimmer-Wohnung gelangt, die nur 5 Minuten Fußweg von der Schule entfernt liegt. Das war absolut praktisch, da man so auch in den Freistunden bequem nach Hause gehen konnte. Dort hatte ich meinen Freiraum und alles was man sonst so braucht: Küche, ein kleines Bad, Sofa, Kühlschrank und was natürlich überhaupt nicht fehlen darf: eine Kaffeemaschine. Das einzige, was fehlte war eine Waschmaschine. Aber auch das stellte kein Problem dar, da ich freundlicherweise meine Wäsche bei Frau Mulliez zuhause waschen durfte.

 

Die Schule
Das Collège Haffreingue ist eine katholische Privatschule in Nordfrankreich, die sich in der 67 Avenue Charles de Gaulle in Boulogne-sur-Mer befindet. Dort gibt es die Klassen 6ème bis 3ème, die den deutschen 6. bis 9. Klassen entsprechen. Anzumerken ist hierbei, dass die Jahrgangsstufen dem deutschen Schulsystem entgegengesetzt runtergezählt werden und demnach die 3ème die 9. Klasse abdeckt. Insgesamt besuchen 452 Schüler die Mittelstufenschule und 34 Lehrer sind dort tätig.
Das Collège ist zwischen der Grundschule und dem Lycée angesiedelt und entscheidet über den möglichen weiteren Weg zum Gymnasium. Die Schule ist ein Teil des Schulkomplexes „Groupe scolaire“ mit dem Motto „ensemble grandir et réussir“ („Zusammen wachsen und erfolgreich sein“).

⬇️ Weitere Infos zur Schule findest du hier:
https://nazareth-haffreingue.com/

 

Mein Praktikumsalltag
Ich begleitete ausschließlich Frau Mulliez in ihrem Deutschunterricht. Dadurch hatte ich die Gelegenheit, den Unterricht in allen Jahrgangsstufen mitzugestalten und alle Klassen kennenzulernen. Unser Arbeitstag gliederte sich in vier Unterrichtsstunden von jeweils 55 Minuten am Vormittag und weiteren vier Unterrichtsstunden am Nachmittag. Dazwischen gab es aber erstmal ein vielfältiges Mittagessen, das von der Cafeteria bereitgestellt wurde. Ich muss gestehen, dass ich mich erst an den langen Unterricht gewöhnen musste, aber meistens verging die Zeit dann doch wie im Flug.
Im Unterricht habe ich Frau Mulliez unterstützt, indem ich beispielsweise die Tafelanschriften übernommen habe und in Stillarbeitsphasen die Fragen der Schülerinnen und Schüler beantwortete. Darüber hinaus habe ich Präsentationen über verschiedene Themen wie „Musik in meinem Leben“ in der 3ème, „Mein WG-Leben in Münster“ in der 4ème, „Umweltschutz und das Pfandflaschensystem in Deutschland“ in der 5ème oder „Was ich gern mag und meine Lieblingsdinge“ in der 6ème gehalten. Die Schwerpunkte haben inhaltlich gut zu den Lehrplänen gepasst und mir persönlich auch sehr viel Freude bereitet.
Oft konnte ich Kleingruppen von vier bis zu sieben Schülerinnen und Schülern in einen separaten Raum betreuen. Dann haben wir das freie Sprechen geübt und an der Aussprache gearbeitet oder eine Arbeitsaufgabe zusammen bearbeitet. Nicht zuletzt wurde mir auch ermöglicht, selbst mehrere Unterrichtsstunden in der 5ème und 6ème zu halten. Sowohl die Vorbereitung in Absprache mit Frau Mulliez als auch die letztliche Durchführung haben mit sehr viel Spaß gemacht, da die Schülerinnen und Schüler sehr gut mitgearbeitet haben.

Meine Highlights in der Schule
Am Samstag den 12.03.2022 stand der Tag der offenen Tür („Portes ouvertes“) in der Schule an. Zuvor hatten wir dafür ein Klassenzimmer dekoriert und verschiedene Plakate zur deutschen Kultur und Geschichte aufgehängt. Und dann kamen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit ihren Eltern und staunten über die Ausstellung und natürlich über die Kinderschokobonbons.
Eine weitere Besonderheit stellte der Besuch von 56 deutschen Schülerinnen und Schülern von der Geschwister-Scholl Schule in Aachen am Montag den 14.03.2022 dar. Dort half ich bei der Vorbereitung, der Einteilung der deutschen Schüler und der französischen Schüler der 3ème in Gruppen sowie der Organisation von Gemeinschaftsspielen mit. ➡️https://nazareth-haffreingue.com/college-haffreingue/actualite/rencontre-franco-allemande/

Ein Ausflug stand mit der 6ème und 5ème am Mittwoch den 16.03.2022 und der 3ème zwei Tage später an. Es ging zu dem Kino Megarama Les Stars. Dort haben wir mit den jüngeren Schülerinnen und Schülern den Film „Zu weit weg“ und mit den Älteren „Ballon“ auf Deutsch geschaut. Wer hätte gedacht, dass ich gleich zwei Mal in ein französisches Kino stolziere und dann auch noch alles verstehe, was die dort auf der Leinwand von sich geben? Also ich habe auf jeden Fall nicht damit gerechnet. Ansonsten haben mich beide Filme überzeugt und ich fand, dass sehr sie sehr gut zu der jeweilige Altersgruppe gepasst haben.
➡️https://nazareth-haffreingue.com/college-haffreingue/actualite/festival-cineallemand-pour-les-jeunes/

Die Stadt Boulogne-sur-Mer
Neben dem Praktikum blieb trotzdem genug Freizeit. So hatte ich beispielsweise immer mittwochs frei, wodurch ich jede Menge entdecken konnte. Boulogne hat mit seinen über 40.000 Einwohnern zunächst einmal eine wunderschöne Altstadt. Dort findet sich die große Basilika Norte-Dame, die definitiv mit der Notre-Dame in Paris mithalten kann. Außerdem gibt es das Schloss „Château d`Aumont“, das Rathaus oder die kleinen niedlichen Cafés in den Straßen zu bestaunen. Umgeben wird alles von einer Stadtmauer, auf der man sogar mit einem atemberaubenden Ausblick spazieren gehen kann.

Mit einem etwas längeren Fußweg gelangt man zu dem Strand und dem größten Fischereihafen Frankreichs. Direkt am Meer befindet sich ebenfalls Nausicaá als das größte Aquarium in Europa. Neben unzähligen bunten Fischen gibt es dort Haie, Rochen, Seelöwen und viele weitere einzigartige Meeresbewohner zu bewundern.

Über Amiens, Paris und wunderschönen Stränden
An einem Wochenende hat es mich in den Zug nach Amiens gezogen. Im Rahmen eines Frankreichaustausches in der neunten Klasse war ich bereits einmal zuvor hierhergereist. Und nun war ich wieder hier gelandet, um meine Austauschschülerin und ihre beste Freundin wiederzutreffen. Zusammen schwelgten wir in alten Erinnerungen und erlebten gleichzeitig neue Abenteuer. Dementsprechend ging es am nächsten Tag nach PARIS. Vorort sind wir sehr gut mit der Metro von der Basilika Sacré-Cœur de Montmarte zum Louvre und dem Eifelturm gekommen. Ein weiterer Vorteil war die Begleitung von zwei wundervollen Französinnen, sodass ich neben den klassischen Attraktionen auch ganz andere versteckte Ecken von Paris kennenlernen durften. Wir tranken Kaffee, aßen leckere Crêpes und waren dabei umgeben von den romantischen Houseman-Häusern. ☕️
Auch die anderen Großstädte wie Lille Europe oder Calais konnten mich überzeugen. Am liebsten hielt ich mich allerdings am Strand auf. Neben dem „unmittelbaren“ (30 Minuten Fußweg) Strand in Boulogne-sur-Mer kann ich den Strand von Wimereux, Le Portel und Wissant sehr weiterempfehlen.

 

Sprachbarrieren überwinden
Wie der Überschrift schon zu entnehmen ist, ist mein Französisch definitiv noch ausbaufähig. Nichtsdestotrotz konnte ich mich irgendwie immer verständigen. Frau Mulliez spricht ein einwandfreies Deutsch, weshalb mir die Kommunikation mit ihr sowieso nie schwergefallen ist. Ansonsten war ich ja nur in dem Deutschunterricht, weshalb ich die Fragen der Schülerinnen oder Schülern auf Deutsch, Englisch oder mit meinem gebrochenen Französisch immer beantworten konnte. Insgesamt ist also die Ausrede, dass man die Sprache nicht beherrscht, nicht zulänglich. Egal ob du Französisch sprichst oder nicht – In Boulogne bist du immer willkommen!

En un mot: Merci!
Insgesamt bin ich unfassbar dankbar für all die Menschen, die mir diese Zeit ermöglicht haben! Von dem ZfL über das Collège Haffreingue bis hin zu Frau Mulliez und den tollen Schülerinnen und Schülern! Merci beaucoup! ❤️

Nur für den Fall, dass du es aus meinen bisherigen Ausführungen noch nicht selbst geschlussfolgert hast: Ich bin absolut begeistert von meinem Praktikum und der wunderschönen Stadt Boulogne-sur-Mer. Das französische Schulsystem kennenzulernen und den Deutschunterricht mal aus einer anderen Perspektive wahrnehmen zu dürfen war unglaublich bereichernd für mich! Ich kann dir ein Praktikum hier nur wärmstens ans Herz legen.

Wenn du noch Fragen oder Anmerkungen zu dem Praktikum hast, dann kannst du mir jederzeit gerne schreiben. Ich freue mich, von dir zu hören.

Deine
Johanna

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