Ihr habt wahrscheinlich genau so wenig wie ich vorher schon einmal etwas von Tuam gehört. Ich mache momentan meinen verpflichtenden Auslandsaufenthalt für mein Fach Englisch an einer Sekundarschule, dem High Cross College, in Tuam. Tuam ist für deutsche Verhältnisse ein Dorf, doch für irische Verhältnisse eine größere Stadt mit 8800 EinwohnerInnen. Es gibt hier einige Pubs, zwei Kathedralen und alle möglichen Supermärkte, die man sogar aus Deutschland kennt. In meinem ersten Blogeintrag möchte ich näher auf das tägliche Leben in Tuam, die Essgewohnheiten in Irland und die Mentalität von Iren eingehen.
Zunächst einmal zu Tuam. Tuam an sich hat für junge Menschen nicht ganz so viel zu bieten. Trotzdem kann man sich hier eine schöne Zeit machen. Zum einen gibt es hier einige Pubs, von denen ich besonders für jüngere Menschen die Bridge Bar empfehlen kann, und lokale Restaurants, wie das Osaka, ein authentisches japanisches Restaurant, aber es gibt auch einen wunderschönen Park mit einem angrenzenden Fitnessstudio. Überraschenderweise ist Tuam auch sehr gut (für irische Verhältnisse) angebunden mit dem Bus. Zum einen kann man in nur 50 Minuten mit dem Bus in die wunderschöne Stadt Galway kommen und zum anderen in etwa drei Stunden nach Dublin City und zu dem Dublin Airport fahren. Dadurch, dass es nur ein kurzer Katzensprung bis nach Galway ist, bin ich schon an einigen Wochenenden in die drittgrößte Stadt Irlands gereist. Galway ist eine wunderschöne Stadt, die eine angenehme irische Atmosphäre bietet. Von Pubs, über lokale Shops und KünstlerInnen, bis zu der wunderschönen Promenade am Atlantik entlang gibt es so viel zu sehen. Es gibt an vielen Ecken live Musik, es duftet nach Meerluft und man kann die Möwen ihre Runden ziehen hören. Da ich mit dem Flugzeug angereist bin, also ohne Auto oder Fahrrad, bin ich immer zu Fuß unterwegs. Damit stößt man in Irland ziemlich heraus. Meiner Erfahrung nach sind die meisten Menschen mit dem Auto unterwegs und wenn ich Iren erzähle, dass ich hier kein Auto habe, reagieren diese meist äußerst überrascht. Das liegt vor allem daran, dass der Großteil Irlands nicht auf FußgängerInnen oder RadfahrerInnen ausgelegt ist. Es gibt selten FußgängerInnenwege und noch seltener Fahrradwege. Zum Glück ist mein Weg zur Schule aber nicht weit und ich kann sogar durch unseren schönen Park spazieren. Die Autofahrkultur in Irland kann man auch daran erkennen, dass die meisten SchülerInnen einzeln mit dem Auto von ihren Eltern zur Schule gebracht werden. Das ist wirklich ganz anders als in meiner Schulzeit. Ich bin schon seit der zweiten Klasse jeden Tag allein mit dem Fahrrad zur Schule gefahren. Aber natürlich erst nachdem ich meinen Fahrradführerschein bestanden habe.
Als nächstes zu den Essgewohnheiten der Iren. Wenn man ganz oberflächlich die beliebtesten Nationalgerichte in Irland googelt, fällt einem eine Konstante recht schnell auf, das Fleisch. Fleisch gehört hier in fast jedes Gericht und häufig wird gern Fleisch mit Fleisch zusammen gegessen. Allgemein ist hier der Verzehr tierischer Produkte sehr hoch. In meinem Kollegium an der Schule, gibt es eine einzige Lehrerin die sich vegetarisch ernährt, die allermeisten wissen jedoch gar nicht was das ist und Veganismus ist hier ein Fremdwort. Auch in der Schulkantine wird hauptsächlich Fleisch verkauft und es gibt keine Alternativprodukte. Das spiegelt sich auch in dem Angebot in den Supermärkten wider. Es gibt kaum pflanzlich basierte Ersatzprodukte. Die eine Marke, die man aber doch immer wieder sieht (die ich auch sehr empfehlen kann), ist Quorn. Sie stellen vegetarische Ersatzprodukte in und für Irland her. Man findet sie nicht immer überall, aber wenn man sie findet, sind die meisten Produkte bezahlbar. Damit habe ich, bevor ich nach Irland geflogen bin, gar nicht gerechnet. In Deutschland ist vegetarische Ernährung sehr beliebt und ich war mir sicher, dass es in Irland mindestens genau so aussieht. Aber so kann man sich täuschen. Man kommt in Irland insgesamt sehr gut als Vegetarierin zurecht und man muss auf nichts verzichten. Als Veganerin wird es da schon deutlich schwerer. Es gibt auch einige vegane Ersatzprodukte, diese sind aber nicht überall vertreten und deutlich teurer. Aber auch da kann man zurecht kommen.
Und zum Schluss noch etwas zu der Gastfreundschaft der Iren. Mein Auslandssemester in Irland ist das erste Mal, dass ich nach Irland gereist bin. Einige meiner FreundInnen waren bereits in Irland und eine Sache, die alle zu mir gesagt haben war: „Die Iren sind ein sehr gastfreundliches Volk“. Und das kann ich auch bestätigen. Alle Menschen denen ich bisher begegnet bin waren sehr zuvorkommend und interessiert an einem. Außerdem sind die Iren super entspannt und hilfsbereit. Ich habe den ersten Monat bei einer Frau gelebt, die mich und meine Mitbewohnerin ein Mal die Woche mit dem Auto einkaufen gefahren hat, was uns das alltägliche Leben deutlich erleichtert hat. Danach musste ich umziehen und auch meine jetzige Gastgeberin ist sehr hilfsbereit und lässt uns uns wie zu Hause fühlen. Auch alle meine GastgeberInnen von Airbnbs haben einem immer ein wohliges Gefühl gegeben und nie mit Tips und Hinweisen gegeizt. Es ist hier keine Schande nach Hilfe zu Fragen, ganz im Gegenteil. Diese herzliche Art ist auch im LehrerInnenzimmer immer wieder spürbar. Die Lehrkräfte unterhalten sich herzhaft und interessiert miteinander und es fühlt sich sehr vertraut an, auch wenn man erst seit Kurzem dabei ist.
Zusammenfassend habe ich bereits viel gelernt über die Iren und Irland selbst. Wenn du auch überlegst nach Irand zu reisen, schrecke nicht davor zurück. Gerade die Menschen, aber auch die Natur und Kultur machen dieses Land einzigartig und sind auf jeden Fall einen Besuch wert.
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