Fast vier Wochen in Hertford fühlen sich an wie eine!

Hello again,

kaum zu glauben, aber schon meine dritte Woche in Hertford neigt sich dem Ende zu. Mittlerweile habe ich mich sehr gut eingelebt und bin froh, euch ein bisschen zu berichten und euch an meinen ereignisreichen ersten Wochen hier teilhaben zu lassen.

Bei natürlich strömendem Regen 😉 wurde ich am Flughafen von einer Lehrerin meiner Praktikumsschule (Mrs J., sie ist dort Head des Language Departments) abgeholt. Meine Gastmutter, bei der ich die übrigen Monate verbringe, war für einige Tage verreist, da in meiner ersten Woche hier noch Osterferien waren. Daher wohnte ich die ersten zwei Tage bei der Familie der anderen Lehrerin. Kaum bei ihr zuhause angekommen, rannten ihre Kinder (5 und 3 Jahre alt) auf mich zu und führten mich in ihr Spielzimmer, das so ziemlich jedes Spielzeug enthielt, das ich mir vorstellen konnte. Die nächsten Stunden verbrachten wir also zwischen Autos, Puppen, magischem Knetsand und Bilderbüchern. Schließlich kam auch noch die achtjährige Cousine vorbei und an Ausruhen war nicht mehr zu denken! Abends ging ich mit Mrs J. in ihrem Fitnesscenter schwimmen, das neben einem Gym, auch über ein Schwimmbad verfügt und Kurse anbietet. Ich war begeistert und nahm mir vor, ein solches in der Nähe meiner Gastfamilie zu suchen. Am nächsten Tag zeigte mir Mrs J. die Umgebung, in der sie wohnt und bei einem kleinen Shoppingtrip nach Bishop’s Stortford, einer nahegelegenen Stadt, erzählte sie mir bereits, was mich in der Schule erwartete: Aufteilung der SchülerInnen in Years, anstehende Vorbereitungen auf die GCSEs (Prüfungen in Year 10) in Deutsch etc. Erstmals erklärte sie mir außerdem, dass ich an einer Jungenschule arbeiten würde, was mir bis dahin nicht bewusst war und ich stand dem Ganzen zunächst sehr skeptisch gegenüber, kannte ich doch so etwas überhaupt nicht aus Deutschland. Bei Mrs J.s Eltern erlebte ich am Nachmittag die typische Teatime mit traditionellen Minced Pies, die man sich wie kleine Kuchen aus Blätterteig, gefüllt mit Rosinen und Äpfeln, vorstellen kann.

Am nächsten Tag kam ich dann in meiner „richtigen“ Gastfamilie an, die in einer Harry Potter ähnlichen Siedlung, in Hertford, in  fußläufiger Entfernung zu meiner Schule wohnt. Ich lernte meine Gastmutter, ihre Tochter, ihren Sohn und seine Freundin, die alle drei ungefähr in meinem Alter sind, kennen. Nach dem typisch britischen Roast Dinner gingen meine Gastmutter, ihre Tochter und ich in eine Theatervorstellung von Macbeth, was das britische Feeling komplett machte. Nachdem ich die weiteren Abende mit den „Kindern“ meiner Gastfamilie in einem sehr gemütlichen Pub in Hertford verbrachte, stand dann am Montag der erste Schultag bevor. Allerdings beginnt die Schule hier nie vor 9:10 Uhr, so war die Umstellung zum Schulalltag gar nicht schwer.

Die ersten Tage in der Schule waren sehr aufregend: Mein Stundenplan wurde erstellt, Wege zu verschiedenen Departments wurden mir erklärt und dennoch musste ich noch mehrere Male nachfragen bis ich die richtigen Räume fand. Jedes Mal musste ich mich erinnern, mich in eine Liste einzutragen, wenn ich das Schulgebäude betrat und auszutragen, wenn ich es verließ. Doch nach wenigen Tagen hatte ich mich an die meisten neuen Abläufe gewohnt, unter anderem auch an die ständigen „Registrations“, so wurde kontrolliert, dass Schüler nicht unerlaubt das Schulgebäude verließen. Auch die Tatsache, dass ich hauptsächlich von Jungen umgeben war (in der Oberstufe ist es auch Mädchen möglich, die Schule zu besuchen), war schon nach wenigen Tagen normal und die Atmosphäre erschien mir kaum anders als an einer deutschen Schule. Vom Kollegium wurde ich ausgesprochen nett empfangen, jeder war sehr daran interessiert, mehr über mich, mein Studium und das Leben in Deutschland zu erfahren. So freue ich mich in jeder Pause, neue LehrerInnen kennenzulernen und spannende und lustige Gespräche zu führen. Durch diese von Anfang an offene Atmosphäre fühlte ich mich direkt wohl und es gelang mir sehr schnell, neue Kontakte zu knüpfen. Viele KollegInnen schlugen mir sofort vor, auch außerhalb der Schule etwas zu unternehmen. So wurde ich letztes Wochenende direkt auf den Geburtstag einer jungen Kollegin eingeladen und ich konnte einige LehrerInnen ganz privat erleben. Das war eine wirklich tolle und lustige Erfahrung, die mir auch weiterhin im Schulalltag hilft, offen auf LehrerInnen zuzugehen und darüberhinaus mir auch bereits einige Freundschaften beschert hat.

In der Schule arbeite ich meistens von 9:00-15:30 Uhr und gehe nachmittags dann manchmal noch ins Gym, denn ich habe tatsächlich ein ähnliches gefunden, wie das, von dem ich am ersten Tag bereits so begeistert war, das ich auch zu Fuß erreichen kann. An sonnigen Tagen laufe ich gerne ein bisschen durch die kleine, sehr gemütliche Innenstadt, die auch ein wunderschönes Schloss, mehrere Flüsse und einen tollen Park hat, und setze mich manchmal mit einer Kollegin in ein Café. Freitags ist mein freier Tag, an dem ich meistens versuche, die Woche Revue passieren zu lassen und mir ein paar Notizen zu machen, um bereits Ideen für meinen Praktikumsbericht zu sammeln. Die Wochenenden verbringe ich meistens mit meiner Gastfamilie, manchmal gehen wir in ein Pub oder zu Veranstaltungen in der Stadt. Dieses Wochenende werden wir die 40km entfernte Stadt Guildfort besuchen. Dort studiert mein Gastbruder und da seine Uni nun wieder beginnt, werden wir ihn dorthin fahren.

Ich bin sehr gespannt, noch weitere Orte in der Umgebung zu besuchen, besonders St. Albans, Stevenage und die Ostküste stehen auf meiner Liste. Oxford, London und Cambridge dürfen natürlich auch nicht fehlen! Auch auf die weiteren Monate in der Schule freue ich mich schon sehr, besonders erwartungsvoll blicke ich auch auf Ausflüge mit LehrerInnen, die bald stattfinden sollen.

Schon jetzt empfinde ich die Zeit hier als so bereichernd und bin froh, das alles erleben zu dürfen.

Bis bald,

Carmen

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