Die Deutsch-Baltische Handelskammer in Estland, Lettland und Litauen

Als ich vor ziemlich genau einem Jahr auf der Suche nach einem Praktikum im Ausland war, wusste ich noch nicht so recht, wo ich eigentlich hinwollte und für welche Bereiche ich mich bewerben sollte. Noch bevor ich überhaupt eine Bewerbung verschickte, hatte ich bereits unzählige Szenarien in meinem Kopf durchgespielt!

Zum Schluss habe ich mich für ein Praktikum bei der deutschen Außenhandelskammer entschieden, da ich hier die Möglichkeit hatte in einem für mich neuen und unbekannten Land zu arbeiten, ohne dass ich die Amtssprache können musste (in Tallinn reichten mir Deutsch und Englisch). Dies ist natürlich bei nicht allen Büros der Außenhandelskammer der Fall, und in Spanien, Frankreich oder zum Beispiel der Niederlande ist die Amtssprache Voraussetzung. Jedoch hat es mich mehr in den Norden und Osten von Europa gezogen, und so habe ich mich zum Schluss für Estland entschieden.

Die Außenhandelskammer war für mich die beste Wahl, da ich mich bei der Suche nach einem Praktikum für ein halbes Jahr ungern von kleineren und regionalen Unternehmen in mir noch völlig fremden Ländern „überraschen“ lassen wollte. Da die deutschen Handelskammern weltweit der IHK in Deutschland unterstellt sind, konnte ich somit schon vor Beginn des Praktikums davon ausgehen, dass es auch meinen Anforderungen an ein Praktikum über mehrere Monate gerecht wird. Besonders während meiner Suche habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, ob das Praktikum im Ausland einem in Deutschland ähnlich sein wird (und auch meinen Anforderungen an die Praktikumszeit dort gerecht wird). Bei der Handelskammer hatte ich außerdem immer einen deutschen Ansprechpartner, was mich zu Beginn auch beruhigte, da ich wusste, dass ich ansonsten völlig allein in ein neues Land gehe, in dem ich noch nicht einmal die Sprache sprechen kann…

Viele von euch werden wahrscheinlich keine genaue Vorstellungen haben, was die eine deutsche Handelskammer im Ausland überhaupt macht – hatte ich zu Beginn auch nicht. Man kann unter der Außenhandelskammer (egal in welchem Land) ein sehr wichtiges Informations- und Beratungsinstrument der deutschen Außenwirtschaft verstehen. Die darunter fallenden Aufgaben sind wirklich vielfältig und wahrscheinlich auch in jeder Außenhandelskammer ein bisschen verschieden. Zu den Hauptthemen zählen zum einen die Berichterstattung der wirtschaftlichen und damit verbundenen politischen Situation im jeweiligen Land und Konjunkturumfragen unter den ansässigen Unternehmen. Zum anderen bildet die Außenhandelskammer die Verbindungsstelle zwischen den ausländischen und deutschen Unternehmen. Hier geht es um den Markteintritt im jeweils anderen Land, aber auch um Kooperationen der verschiedenen Unternehmen untereinander. Von Adressrecherchen bis zu Geschäftspartnerreisen bietet die Außenhandelskammer eine Reihe von Dienstleistungen an, die Unternehmen nutzen, um passende Partner im anderen Land zu finden. Außerdem arbeiten die Außenhandelskammern auch mit den verschiedenen Messegesellschaften in Deutschland zusammen, um ausländische Aussteller und Besucher für die Messen zu werben und als Vermittler zwischen Messen und Unternehmen zu agieren.

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Die Aufgaben während meines Praktikums waren genauso vielfältig wie die eigentlichen Arbeiten der Kammer. Da das Büro in Estland sehr klein ist und außerdem mit den Büros in Lettland und Litauen die gemeinsame AHK Baltische Staaten bildet, kam es nicht selten vor, dass ich auch die Kollegen in Litauen und Lettland per Mail oder Skype (estnische Erfindung!) bei ihren Aufgaben unterstütze. Ansonsten war ich auch in Tallinn nicht einer bestimmten Person oder Abteilung zugeteilt, da das Büro mit zwölf Personen klein ist und somit außer der Buchhaltung und des Sekretariats keine weiteren Abteilungen hat. So half ich meiner Kollegin Maida täglich ungefähr eine Stunde bei der Suche und dem Übersetzen von estnischen Pressemeldungen, die interessant für das Magazin GTAI (Germany Trade & Invest) sein könnten. Auch schrieb ich selbst Artikel für das bilinguale Magazin „AHKbalt aktuell“, das vier Mal im Jahr als Magazin der AHK Baltische Staaten erscheint. Dazu kamen auch noch Aufgaben, die täglich wechselten, wie zum Beispiel die regelmäßigen Messemailings, Konjunkturumfragen und Unternehmensaufträge bearbeiten, Mitgliederangebote erstellen, aber auch sehr viel Übersetzen und Korrekturlesen, was mir als deutsche Muttersprachlerin viel leichter fiel, als den anderen Mitarbeitern dort, die zwar unglaublich gut deutsch sprechen, aber es eben nie als Muttersprache gelernt haben. Eines meiner größten Projekte in der Handelskammer war eine Zielmarktanalyse gemeinsam mit meiner Kollegin Triin zur Energieeffizienz in Estland. Die brachte uns zwar beide öfters mal zum Verzweifeln, Triin wegen der Ausdrucksweise energieeffizienter Fachbegriffe in Deutsch und mich wegen der Recherche auf Estnisch (wovon ich natürlich nicht viel verstehe), jedoch hatten wir dabei auch eine Menge lustiger Momente! Ich bereitete außerdem noch viele Veranstaltungen der Außenhandelskammer vor und durfte zudem an sehr vielen teilnehmen. Dazu gehörten zum Beispiel Infoveranstaltungen zu neuen wirtschaftlichen Regelungen in Estland, eine „Werbeveranstaltung“ der amerikanischen Kammer für TTIP für estnische Unternehmen, auch durfte ich zu Mitgliederveranstaltungen der Außenhandelskammer wie der Oktoberfest-Bierdegustation ganz zu Beginn meines Praktikums!:)

Ich kann die Handelskammer jedem weiterempfehlen, der auch auf der Suche nach einem Praktikum im Bereich BWL, VWL oder Kommunikationswissenschaft ist! Besonders im Büro in Estland waren alle sehr herzlich und haben mich sofort aufgenommen. Mir hat die Arbeit dort viel Spaß gemacht, aber auch die Atmosphäre war einfach so unglaublich freundlich, dass die Monate dort für mich wie im Flug vergingen. Auch wenn Estland nicht gerade euer Traumland ist, denn besonders im Winter ist es wirklich ziemlich lange kalt und grau, habt ihr auch in eigentlich jedem andern Land auch über Europa hinaus die Möglichkeit bei der AHK ein Praktikum zu machen. In größeren Ländern könnt ihr euch direkt auf eine bestimmte Abteilung wie zum Beispiel Marketing, Kommunikation, Steuern oder Controlling bewerben, falls ihr schon eine genaue Vorstellung habt. Ein kleiner Nachteil ist, dass man nicht bei allen Außenhandelskammern für das Praktikum bezahlt wird… aber dafür bekommt man ja auch Unterstützung von Erasmus+ 🙂

Hier findet ihr noch weitere Infos zum Praktikum in einer Außenhandelskammer…

www.ahk.de/ahk-praktika/praktika-in-ahks/

Über Kirsten

Hallo ihr Lieben! Ich bin Kirsten und seit Ende September für ein halbes Jahr im süßen Estland in der Hauptstadt Tallinn! Eigentlich studiere ich in Münster BWL, mache aber erst mal ein Semester Pause und freue mich riesig auf mein Praktikum bei der Deutsch-Baltischen Handelskammer. Natürlich kann nicht wirklich Estnisch sprechen (das spricht man nämlich hier! Jaaaaa das kleine Land hat eine eigene Sprache!), aber in der Handelskammer ist das kein Problem. Mit Deutsch kommt man da super zurecht und sonst versteht mich hier auch jeder in Englisch (hier sind nämlich auch richtig viele nette Erasmusstudenten während ihres Auslandssemesters). Ich freue mich schon riesig, euch von all meinen Erfahrungen und Begegnungen hier „live“ zu berichten. Natürlich werdet ihr nun auch öfter von mir hören und vielleicht schließt ja auch ihr das kleine Estland nach diesem halben Jahr noch in euer Herz! Head aega und bis bald, eure Kirsten

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