Ich bin Studentin deutscher und romanischer Philologie und absolviere zur Zeit ein Praktikum an der Universidad Complutense in Madrid. Nachdem ich mich einige Male vorgestellt habe, sich die anfängliche Aufregung auf meiner sowie auch auf der Seite der Studenten der Alemán-Kurse gelegt hat und diese sowohl mittlerweile meinen Namen kennen (was die Aussprache betrifft, so ist das nicht nur in Bezug auf meinen oder viele andere deutsche Namen und Wörter ein anderes Kapitel) als auch ich viele ihrer Namen kenne, beginnen die meisten Arbeitstage wie gewöhnlich.
Ich habe mich an das langsame Sprechniveau gewöhnt, das in den meisten Anfängerkursen Standard ist, und hospitiere in verschiedenen Kursen, in denen Deutsch als Fremdsprache gelehrt wird. Das erweist sich nicht immer als einfach und ich muss als Muttersprachlerin ehrlich gestehen, dass ich selbst nicht mit den Studenten tauschen möchte, erscheint mir doch das Erlernen der deutschen Sprache als mit einem sehr hohen Arbeitsaufwand, großer Ausspracheschwierigkeiten, einer komplexen Grammatik und Geduld seitens der Studenten und auch der Dozenten verbunden. Als Praktikantin hingegen gefällt es mir immer mehr, meine eigene Muttersprache den Studenten näherzubringen, die sich für diese und die deutsche Kultur interessieren und bestrebt sind, viel Zeit und Fleiß zu investieren, um zunächst auch nur einfache Sätze formulieren zu können. Fragen wie „Woher kommt das „es“ in „Wie geht es dir?““ sind dabei täglich Brot und erfordern nicht nur grammatikalisches Wissen, sondern auch Spontanität, dieses gegebenenfalls auf unterschiedliche Weise mehrmals erklären zu können, das mich persönlich vor eine zuvor unbekannte Aufgabe gestellt und auch das Interesse für meine eigene Muttersprache mehr geweckt hat.
Dazu habe ich neben der Hospitation mit den anderen Praktikantinnen an der Universität ein Tutorium eingerichtet, zu welchem die Studenten kommen und dort gezielt Fragen stellen oder Übungen zu grammatischen Themen machen können, die ihnen nicht klar sind oder mehr Übung erfordern. Damit sie Deutsch auch als eine lebendige Sprache erfahren und bei sich selbst Lernerfolge feststellen können, bieten die anderen Praktikantinnen und ich an der Universität neben dem Tutorium einen wöchentlichen Kinokurs an, in welchem deutsche Filme mit spanischem Untertitel gezeigt werden. Neben kleinen Aufgaben oder Konversationsspielen, die ich übernehmen und mit den Studenten in den Deutschkursen durchführen kann, habe ich außerdem in Zusammenarbeit mit den anderen Praktikantinnen einen Tandemabend eingerichtet, in welchem spanische und deutsche Muttersprachler die Möglichkeit haben sich kennenzulernen, kleine Konversationsspiele zu spielen oder einfach ihre Deutschkenntnisse verbessern zu können, um ggf. einen Tandempartner zu finden oder um der jeweils anderen Sprache etwas näherzukommen und diese zu praktizieren.
Da der Hospitationsanteil im Unterricht leider relativ groß ist, konnte mich eine Dozentin der deutschen Abteilung an eine Schule vermitteln, an welcher ich nun ein zusätzliches Praktikum absolviere, um so mehr praktische Erfahrungen im Unterricht erlangen und auch einen Unterschied zwischen dem universitären und dem schulischen Deutschunterricht erkennen zu können. Auch wenn mir der universitäre Unterricht als Studentin selbst gut bekannt ist, so ist es doch etwas anderes zu beobachten, wie die deutsche Sprache als Unterrichtsgegenstand vermittelt wird, welche Probleme sich den Studenten oder Schülern ergeben, welche grammatischen Themen besonders erklärungsbedürftig sind und vor allem, wie man als Lehrperson trotz großer Ausspracheschwierigkeiten und großem Arbeitsaufwand stets versucht, die Studenten oder Schüler zu motivieren und ihnen Deutsch als lebendige Sprache, mit der man Spaß haben und durchaus Lernerfolge erzielen kann, zu vermitteln.
Auch wenn ich mir gewünscht hätte, mich noch mehr selbst im Unterricht ausprobieren zu können, so muss ich sagen, dass ich mit diesen beiden Teilen des Praktikums zufrieden bin und besonders der Vergleich zwischen schulischem und universitärem Unterricht, in dem Deutsch als Fremdsprache gelehrt wird, interessant zu beobachten und daran mitzuarbeiten ist.
Ich wünsche jedem, der in Zukunft ein Praktikum an einer Schule oder einer weiteren Bildungseinrichtung absolviert, viel Erfolg und interessante Einblicke sowie die Möglichkeit, sich selbst für die eigene berufliche Zukunft auf die Probe stellen und am Unterricht sowie dessen Organisation mitwirken zu können.