Cambridge … hier lässt es sich aushalten!

Als ich hörte, dass ich ein Praktikum in Cambridge absolvieren würde, hatte ich sofort ein bestimmtes Bild im Kopf. Cambridge verband ich immer mit der berühmten Universität, wo bahnbrechende Entdeckungen und Nobelpreise zum Alltag der stolzen Studenten gehoeren.

Diese Vorstellung wird Touristen direkt bestätigt: Die herrschaftlichen Colleges ziehen sich durch die ganze Innenstadt und auch bei anderen Grundstücken kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass diese im Besitz eines Colleges sind. Wie exklusiv diese Gebäude jedoch auch wirken, so wenig snobistisch sind die meisten Studenten. Und was meiner Meinung nach mindestens so prägend – und natürlich verbunden mit der Uni ist – ist Cambridges Internationalität. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt; und viele bleiben: Meine Vermieter kommen aus Spanien und Polen, ziehen aber nun ihre gemeinsame Tochter hier im UK groß. Dreisprachig.

In mancher Hinsicht erinnert mich Cambridge auch an Münster. Genau wie meine Unistadt hat Cambridge ebenfalls keine Campus-Uni, ist ähnlich gross (ein bisschen kleiner) und ist bekannt für seine aggressiven Radfahrer. Im Unterschied zu Münster gibt es hier jedoch weder lückenlose Radwege noch irgendwelche Verkehrsregeln, an die sich die Zweiradfahrer halten müssten. So gesehen ist es sicher nicht unvernünftig, dass der Anteil von helmtragenden Radlern höher ausfällt…

Im Gegensatz zu Münster gibt es hier zwar keine Promenande, aber Cambridge ist sicherlich eine sehr grüne Stadt! Wenn man an der Cam spazieren geht, hat man schnell nicht mehr das Gefühl sich nahe irgendeiner menschlichen Siedlung zu bewegen. Bei warmen Wetter (25 Grad Höchsttemperatur) sind die großen Grünflächen wie Parkers Piece ebenfalls sehr beliebt, auch für Festivals wie das Bier- oder das Strawberry-Festival, die regelmässig stattfinden. Weniger überfüllt sind die Rasenflächen der Colleges: Das Betreten des Rasens ist für alle außer die Fellows strengstens untersagt und wird von den Porters überwacht.

Wenn es dann doch mal regnet (Cambridge ist  tatsächlich der trockenste Fleck im UK) oder es zu kalt ist, kann man sich in eins der zahlreichen Cafés setzen. Wer dachte, dass die Einwohner dieser Insel nur schwarzen Tee trinken, hat sich geirrt. Die Kaffeesucht ist mindestens ebenso verbreitet. Ich könnte dafür die vollautomatische Kaffeemaschine im Lehrerzimmer meiner Schule anführen, aber dann sind Lehrer ja schließlich international für ihren Koffeinkonsum bekannt…

Abends ist der Pub eine gemütliche Alternative! Ich fand den Vergleich mit einem Wohnzimmer recht passend. Egal ob mit dem Sportverein, Chor, Freunden oder für den familiären Sonntagsbraten: Der Pub ist der Mittelpunkt des sozialen Lebens. Hier darf man auch ruhig schon nach der Arbeit um 4:30 pm ein Bier trinken. Um 11:30 pm ist es allerdings vorbei. Dann heißt es, nach Hause gehen oder in den nächsten Club.

Und wer noch kein Abendessen hatte, kann sich hier noch den Burger oder ein Curry bestellen. Letzteres gehört mittlerweile fest zur britischen Speisekarte. Inwieweit Cambridge jedoch darüber hinaus von anderen Nationen geprägt wurde, habe ich noch nicht herausfinden können. Es scheint, dass sich Cambridge über die Zeit nicht viel verändert hat und besonders vielen Traditionen anhängt. Sicher ist, dass die Stadt noch Anzugspunkt für Menschen aus der ganzen Welt ist. Regelmäßig höre ich nun jedoch Zweifel von Europäern, wie lange sie noch bleiben werden können oder möchten. Wenn sich die Stadt in mancher Hinsicht für viele Jahrhunderte nicht verändert hat, wird sie das sicher in naher Zukunft.

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