Brüssel in Trauer

Eigentlich wollte ich am Montagabend meinen Blogeintrag zum Leben hier in Brüssel verfassen. Es sollte ein fröhlicher Eintrag werden über die Vielfalt der Sprachen und der Kulturen, die es hier im Europaviertel gibt, über die Freundschaften, die man am Place Luxemburg, dem wohl größten wöchentlich stattfindenden internationalen Praktikantenstammtisch, schließt.

Am Montagabend habe ich es dann doch nicht mehr geschafft, und seit Dienstag morgen ist alles anders.

400 Meter entfernt von meinem Büro ging die Bombe in der Metro Maelbeek hoch.  Was sich morgens früh noch als wunderschöner Sonnentag ankündigte, wurde zum traurigsten Tags Brüssels seit langem. Brüssel war nur noch eine einzige unendlich andauernde Sirene, gleichzeitig war das sonst so lebendige Europaviertel geprägt von einer traurigen Stille. Alle im Büro verfolgen den Liveticker, Krisensitzung um 10 Uhr mit allen Mitarbeitern, immerhin ist niemandem von uns was passiert, Gerüchte und Angst vor weiteren Anschlägen verbreiten sich wahnsinnig schnell, niemand darf das Gebäude verlassen, das Handynetz bricht zusammen, gleichzeitig wollen alle wissen, ob es mir gut geht.

Heute sitze ich in meiner Wohnung, die Landesvertretung ist vorerst geschlossen, sowie auch die meisten Läden. Trauer um die Opfer des Anschlages, aber zugleich die Hoffnung, dass bald wieder Leben in die Stadt zurückkehrt.

Denn Brüssel ist eigentlich eine tolle Stadt: es leben hier Menschen aller Nationalitäten. Auf der Straße hört man Französisch, Niederländisch, Deutsch, Englisch, Arabisch, Italienisch und noch viele andere Sprachen.

Brüssel ist anders als andere Hauptstädte, hier ist man im politischen Zentrum Belgiens und Europas und gleichzeitig ist trotzdem alles erreichbar. Ich kann jeden Morgen zur Arbeit laufen, und die Mieten sind erträglich im Vergleich zu Paris oder London. Die Menschen sind sehr offen, man hat schnell das Gefühl, dazu zu gehören.

Was in Brüssel passiert ist, hätte auch in Berlin passieren können, London, Madrid und Paris wurden schon getroffen. Terrorismus darf kein Grund werden, einen Ort zu meiden. Das hat Brüssel nicht verdient. Ich werde wieder auf den Place Luxembourg gehen und viele andere Praktikanten werden es hoffentlich auch tun. Ich könnte mir nach dem Anschlag genauso gut vorstellen, hier später zu leben und zu arbeiten. Und ich hoffe, dass weiterhin zahlreiche Studierende aus Münster hier her kommen werden und Brüssel seine Lebendigkeit nach den Anschlägen wiederfinden wird.

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