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Biomedizinische Projektarbeit an der Queen Mary University of London und gut zwei Monate im United Kingdom

In Münster studiere ich im Master im Studiengang Experimentelle Medizin. Im Rahmen dessen ist eine Projektarbeit zu absolvieren, dessen Grundlage in einem 8-wöchigen Labor-Forschungsaufenthalt zu erarbeiten ist. Hier soll entsprechend eine biomedizinische Fragestellung bearbeitet werden.

Schon lange wollte ich einen Teil meines Studiums im Ausland absolvieren. Da ich mich gerne weiter der Neuroonkologie widmen möchte, habe ich also begonnen nach Arbeitsgruppen (/Forschungsteams) zu recherchieren. Hier habe ich insbesondere nach starken Arbeitsgruppen im englischsprachigen Ausland gesucht, die zu grundlegenden Fragestellungen zu Glioblastomen forschen (dem häufigsten aggressiven Hirntumor des Erwachsenen). Da mir die USA aktuell politisch eher unsicher scheint und zudem Visabestimmungen etc. sehr restriktiv sind, habe ich mich auf Kanada und UK konzentriert. In UK habe ich letztlich drei forschungsstarke Gruppen gefunden, die mein Interesse besonders widerspiegelten (zwei Gruppen in London, eine in Edinburgh). Ich habe mich sehr gefreut, von der Arbeitsgruppe von Prof. Silvia Marino am Blizard Institute der Queen Mary University of London eine positive Rückmeldung bekommen zu haben.

Für ein Research-Placement an einer UK-Universität oder etwa die Teilnahme an Kursen in einem zeitlichen Fenster von <6 Monaten ist aktuell (Stand Mai 2025) kein Visum für EU-Bürger notwendig (seit April 2025 muss allerdings eine ETA beantragt werden). Bei längeren Aufenthalten oder anderer Arbeit wird entweder ein „Study Visa“ oder ein „Work Visa“ notwendig. Wir planten also die groben Rahmenbedingungen und ich reichte die Bewerbung für ein Promos-Stipendium ein. Zudem wurde ich an der Queen Mary University of London als Associate Student immatrikuliert. Dies war notwendig, damit ich auch einen E-Mail-Zugang, Laborzugangskarte etc. erhalten konnte – insgesamt war alles sehr offiziell aber auch bürokratisch.

Nächster Schritt … Unterkunft. Der Wohnungsmarkt in London ist … wild. Ich habe über verschiedene Plattformen geschaut.  Ich habe auch bei Wohnheimen geschaut, war aber von den Google Rezensionen und den Preisen abgeschreckt. Bei der dritten Anfrage hatte ich tatsächlich Erfolg und habe eine Bestätigung für ein ca. 10 qm großes WG-Zimmer in einer 4-er WG in Mile End – East London erhalten. Die monatliche Warmmiete betrug £900… Ja, richtig gelesen. Das entspricht ca. 1080€. 1000€ für ein WG-Zimmer in London sind leider nichts Außergewöhnliches. Ich hatte meine allerdings Unterkunft in Zone 2 mit einer direkten Underground Verbindung zu meinem Institut. Das war letztlich sehr angenehm. Weiter außerhalb kann man ggf. noch etwas sparen, v.a. wenn man längerfristig mieten möchte. Allerdings lassen die Preise nicht sehr viel nach. Zudem muss man bedenken, dass die Stadt einen Durchmesser von >50km hat. Mein täglicher Arbeitsweg via Underground war mit 20min super angenehm. Wenn man keine direkte Underground- oder Busverbindung hat o.ä. landet man allerdings sehr schnell bei einer einstündigen Anreise für jeden Weg. Meine Lab-Betreuerin ist sogar für jeden Weg >1,5 Stunden gependelt.

Insgesamt muss man schon sagen, dass das Leben in London wohl einfach extrem teuer ist. Das haben mir auch dort viele Menschen bestätigt. Selbst die „günstigeren“ Universitätsunterkünfte der Universität in einer Art „QMUL-Wohnheimen“ für die frischen Undergraduates im ersten Jahr kosten je nach Ausstattung £600 bis £900 monatlich (ca. 720 – 1080€). Ja nachdem, ob man sich etwa mit dem gesamten Wohnheim-flur Bad- und Dusche teilt oder ob man eine eigene Toilette haben möchte (…). Auch insgesamt ist das Leben in London teurer als in Deutschland. Das Oysterticket für die Zonen 1-2 kostete mich £171,70 (>200€) monatlich. Ich hab den ÖPNV allerdings auch wirklich viel genutzt :D, und bin dort durchaus ein „Tube“-Fan geworden. Mit meiner Immatrikulation hätte ich allerdings beim ÖPNV-Ticket etwas sparen können. Zu dem Zeitpunkt hatte ich aber schon mein Ticket gekauft, da ich bereits etwas vor dem Praktikumsstart eingereist bin. Dabei bleibt es leider nicht, auch Lebensmittel, Restaurants, oder das Pint Beer ist teurer als man es von DE gewohnt ist. Und mit vielen „Touristenattraktionen“ muss man ohnehin aufpassen (…).

Allerdings bekommt man in der Stadt auch Einiges geboten! London ist wirklich eine internationale Weltstadt mit wahnsinniger kultureller Vielfalt. In meiner WG habe ich mit Menschen aus UK, dem Iran, Spanien, Frankreich und Italien zusammengewohnt. Im Labor hatte ich mit Menschen aus UK, Italien, Niederlande, Rumänien, Indien und Hongkong zutun. Privat habe ich noch Menschen aus Norwegen, Österreich, Mexiko, den USA, Kanada, usw. kennengelernt. Das war wahnsinnig bereichernd und mit vielen Menschen habe ich mich dort auch angefreundet. In der Stadt selbst gibt es wahnsinnig viel zu explorieren. Es gibt viele (!) historische Orte und auch viele Museen bieten free-entry (ich war alleine in London in fünf großen Museen). Es gibt viele coole Plätze (Greenwich Nullmeridian am Royal Observatory war mein Highlight – die Aussicht auf die Skyline ist der Hammer v.a., wenn’s zu dämmern beginnt), natürlich sehenswerte Sights, komplett unterschiedliche Stadtteile, zahlreiche Parks oder freie Rooftops (etwa Sky Garden oder Garden at 120). Zudem kann ich jedem Free Walking Touren empfehlen (da kommt man deutlich günstiger weg bei sehr motivierten Tourguides 😊). Alleine in London habe ich 4 Touren mitgemacht (Westminster und Essentials, Old City, University Tour) – hier bekommt man nicht nur Hintergrundwissen, sondern auch coole Tipps zu Pubs, Restaurants, Markets, Museen usw.

Insbesondere mit zwei Mitbewohnern und zum Ende auch mit Labor-Kollegen konnte ich meine Freizeit gestalten, v.a. am Wochenende. Es gibt sicherlich noch viele weitere Möglichkeiten über Apps wie „Meetup“ o.ä. andere Leute kennenzulernen 😊. Zudem habe ich mich für die Zeit dort in einem Gym angemeldet, da ich sportlichen Ausgleich brauche 😛 The Gym Group oder Pure Gym etwa bieten kurzfristige Laufzeiten zu bezahlbaren Tarifen an. Theoretisch hätte ich sogar eine Mitgliedschaft am Campus-Gym abschließen können.

Die Wissenschaftslandschaft ist wahrscheinlich sehr vergleichbar zu Deutschland aber wird als etwas stärker auf Translation ausgerichtet beschrieben (sprich die Orientierung auf die Überführung von grundlagenwissenschaftlichen Erkenntnissen in die klinische Anwendung). Die Ausstattung im Labor war gut und unser Institutsgebäude hatte wirklich eine interessante, moderne Architektur.

In meiner Arbeit konnte ich meiner Betreuerin bei Experimenten für ihr PhD-Projekt helfen. Da ich gute experimentelle Vorerfahrung habe, konnte ich hier auch zügig einsteigen. Ich war natürlich auch bei den Lab-Meetings dabei und habe auch meine Experimente und Resultate in kleineren Meetings alle zwei Wochen den KollegInnen und der Chefin vorgestellt und diskutiert. Am Ende hat man mir sogar angeboten dort für ein längerfristiges Projekt weiterzuarbeiten.

Ein Auslandsaufenthalt im Allgemeinen war mir wichtig, einerseits wegen der Erwartung an viele, neue und internationale Begegnungen, sowie wissenschaftlich ein neues Umfeld zu erfahren. Aber andererseits auch, um mich in der englischen Sprache zu verbessern. Insbesondere den täglichen Umgang im Gespräch, darunter den Umgang „Phrasen“ und im allgemeinen Umfeld wollte ich forcieren – das hat definitiv funktioniert 😊.

Zudem habe ich die Möglichkeit genutzt und an manchen Wochenenden und v.a. nach Ende meines Placements andere Städte und Orte zu bereisen. Entweder habe ich bei „GetYourGuide“ geschaut oder selbst nach Free Walking Tours gesucht und Züge gebucht („TrainPal“ App). So habe ich noch Eindrücke in England – in Windsor, Windsor Castle, Stonehenge, Bath und Cambridge gewinnen können. Am Ende bin ich noch mit dem Zug noch nach Schottland, nach Edinburgh, hochgefahren. Dort habe ich mir noch für einige Tage ein Hostel gebucht („Hostelworld“ App), um noch einen Eindruck von Edinburgh und der schottischen Landschaft zu gewinnen :p . Insgesamt fand ich übrigens die britischen Städte v.a. architektonisch sehr beeindruckend, auch da sie in historischer Hinsicht im Vergleich zu deutschen Städten doch überwiegend besser erhalten sind.

Fazit: Im Großen und Ganzen bin ich wirklich froh, dass es geklappt hat und dass Promos mir bei der Finanzierung unter die Arme gegriffen hat. Ich habe viele, internationale Menschen kennengelernt und werde mit Einigen wohl auch längerfristig Kontakt halten. Es ist natürlich aber auch festzuhalten, dass London einfach leider sehr teuer ist. Das wird auch meine Entscheidung für ein langfristiges Projekt maßgeblich mitbeeinflussen.

Im Motivationsschreiben für Promos habe ich allerdings erläutert, dass ich mir erhoffe, wissenschaftlich, allgemeinbildend und sprachlich von dem Aufenthalt zu profitieren und das war definitiv der Fall 😊.

Niklas

Mein Name ist Niklas und ich habe im Herbst vergangenen Jahres das Humanmedizinstudium hier in Münster abgeschlossen. Seit 2018 studiere ich zudem im Studiengang "Experimentelle Medizin". Letzteres ist ein naturwissenschaftlich orientiertes MSc-Programm, dass die Expertise im Bereich biomedizinischer Forschung vertiefen soll. Dies möchte ich dieses Jahr (2025) maßgeblich forcieren.

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