Bem-vindos à Cidade do Sol! Willkommen in Natal, der „Stadt der Sonne“!

Ich heiße euch herzlich willkommen in Natal, der „Stadt der Sonne” am nordöstlichen Zipfel Brasiliens. Ich bin Leon und habe im Dezember des letzten Jahres mein Staatsexamen in Jura bestanden. Um die Wartezeit zwischen Studienabschluss und Referendariat mit etwas Interessantem und Neuem zu überbrücken, entschied ich mich dazu, ein Auslandspraktikum von 16 Wochen in Brasilien zu absolvieren.

Bis zu dem Zeitpunkt, als mir eine brasilianische Bekannte vorschlug, ein Praktikum in Natal zu absolvieren, kannte ich die Stadt, um ehrlich zu sein, nicht einmal vom Hörensagen. Ich hatte zuvor eher nach Praktikumsplätzen in berühmten brasilianischen Städten wie Rio oder São Paulo Ausschau gehalten und ich nehme an, dass es einigen, die meinen Blog verfolgen und sich für Brasilien interessieren, ähnlich geht. Ich möchte euch daher in meinem ersten Blogbeitrag meine Eindrücke vom Alltag an diesem recht unbekannten Ort ganz im Nordosten Brasiliens schildern. Speziell auf Freizeitaktivitäten und Sehenswürdigkeiten in und außerhalb der Stadt werde ich dann in meinem nächsten Beitrag genauer eingehen.

 

Natal liegt direkt an der Atlantikküste und hat einige wunderschöne Stadtstrände. Die Stadt ist die Hauptstadt des Bundesstaats Rio Grande do Norte und hat mit ihren 800.000 Einwohnern für brasilianische Verhältnisse eine noch überschaubare Größe.

In Natal ist es das gesamte Jahr über heiß mit Temparaturen von schätzungsweise 28 bis 31 Grad tagsüber und 23 bis 25 Grad nachts. Trotz ihres Spitznamens erlebe ich das Wetter in der „Cidade do Sol” als eher wechselhaft. So ist es durchaus ab und zu bewölkt und seit meiner Ankunft im Januar gab es Unmengen an kurzen, aber heftigen Schauern, die die Straßen aufgrund ihres schlechten Kanalisationssystems oftmals in kleine Flüsse verwandelten. Abgesehen von der Schwüle, die der Regen gelegentlich mit sich bringt, sind die hohen Temperaturen hier gut verträglich. Das liegt nicht zuletzt an der exponierten Lage der Stadt direkt am Meer, die für einen stetigen, angenehmen Wind sorgt. Eine drückende Sommerhitze, wie sie manch Brasilien-Reisender vielleicht aus Rio kennt, braucht man in Natal also weniger zu fürchten. Außerdem habe ich das Glück, in einem Zimmer mit Klimaanlage zu wohnen und auch bei der Arbeit herrschen „erfrischende” 17 Grad, sodass ich mich nach einem ganzen Tag im Büro auf die 30 Grad draußen regelrecht freuen kann.

Die Mentalität der Menschen in Natal wie auch in ganz Brasilien unterscheidet sich grundlegend von der deutschen. Während Pünktlichkeit in Deutschland oberste Priorität hat, läuft Vieles in Brasilien und insbesondere im Nordosten des Landes entspannter und daher auch langsamer ab. Das macht sich in allen erdenklichen Alltagssituationen bemerkbar, sei es etwa in der Schlange im Supermarkt, beim Eröffnen eines Bankkontos oder in der Apotheke. Man ist daher gut beraten, immer ein bisschen Extra-Zeit einzuplanen, wenn man etwas zu erledigen hat, und sollte seinen Tag möglichst flexibel gestalten. Im Umgang sind die Menschen hier getreu dem Klischee in der Regel offener und kommunikativer als die Deutschen. Viele Einwohner bringen mir als Europäer ehrliches Interesse und Fürsorglichkeit entgegen und helfen mir in etlichen Alltagssituationen vorbildlich. Nach zwei Monaten kann ich daher bereits sagen, echte Freunde gefunden zu haben.

Andererseits sollte die Freundlichkeit der Menschen nicht über das große Problem der Sicherheit in der Stadt hinwegtäuschen.  Denn sicher in Natal ist leider einzig die Tatsache, dass Überfälle und Diebstähle in nahezu allen Alltagssituationen auftreten können. Die Stadt galt noch vor einigen Jahren als eine der sichersten Städte Brasiliens, hat sich jedoch inzwischen hinsichtlich der Mordrate im Verhältnis zur Einwohnerzahl zur gefährlichsten Stadt des Landes entwickelt. Ich vermeide es daher, Wertgegenstände auf der Straße zur Schau zu stellen und insbesondere nachts bewege ich mich allein mit Taxi oder Uber fort. Auch geht man als Ausländer, der in aller Regel kein akzentfreies Portugiesisch spricht, auf Nummer sicher, auf der Straße nur mit Fremden zu sprechen, wenn dies notwendig ist, um sich nicht ständig als „Gringo” zu outen. Es ist sicherlich auch diesen Vorsichtsmaßnahmen zu verdanken, dass ich bisher hinsichtlich der Kriminalität keine negativen Erfahrungen gemacht habe.

Trotz alledem habe ich die Zeit in Natal bisher sehr genossen. Insbesondere das Essen ist für mich ein Genuss, da hochwertiges Rindfleisch und guter Fisch in der Regel sowohl im Supermarkt als auch im Restaurant günstiger sind als in Deutschland und beides hier – typisch für Brasilien – mit Reis, Bohnen und/oder Gemüse gegessen wird. Und auch die Landschaften und Strände sind meiner Meinung nach einzigartig hier, ich werde darauf allerdings in meinem nächsten Beitrag eingehen, der schon in Kürze folgen wird.

Also „até breve” und viele Grüße aus der „Cidade do Sol”!

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