Ich möchte euch von meinem sechswöchigen Praktikum an der Universität von Libreville, der Hauptstadt Gabuns, berichten. Dort habe ich mit einer Freundin zusammen Studenten in Deutsch unterrichtet, die später einmal Deutschlehrer an afrikanischen Schulen oder Dozenten an der Uni werden wollen. In meinem ersten Post möchte ich über das Land und das alltägliche Leben in Gabun berichten, welches für uns gerade in den ersten Wochen sehr gewöhungsbedürftig war.
Zunächst einmal ist zu sagen, dass es sich bei Gabun um ein im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern relativ reiches Land handelt. Die Gabuner bezeichnen ihr Land ganz gerne selbst als die Schweiz Afrikas. Der Wohlstand ist aber natürlich nicht annähernd mit dem vergleichbar, was wir aus Deutschland gewohnt sind und auch noch lange nicht bei allen Menschen angekommen. Gerade im Stadtzentrum von Libreville merkt man deutlich, wie arm und reich aufeinandertreffen und teure Autos sich durch Menschen schlängeln, die auf der Straße leben. Obdachlose gibt es in Libreville relativ viele und auch der ein oder andere Nackte kommt einem entgegen.
Die meisten Menschen in Libreville sind Ausländern gegenüber sehr freundlich. Überall, wo man hingeht, hört man ein freundliches „Bonjour madame“ oder „Bonsoir les filles“. Einige, gerade Männer, übertreiben es mit der Freundlichkeit jedoch auch etwas und werden leider sehr anhänglich. So haben meine Freundin und ich während unserer Zeit in Libreville unzählige Heiratsanträge bekommen und dass wir wunderschön sind, können wir auch nicht mehr hören. Da wir beide auch noch blond sind und somit dem Schönheitsideal der Männer hier entsprechen, waren wir allerdings auch immer etwas vorsichtig, wenn wir alleine unterwegs waren. Wir haben aufgepasst, dass wir uns trotz der Hitze nicht zu freizügig kleiden und es auch vermieden, im Dunkeln alleine unterwegs zu sein. Das ist auch auf jeden Fall zu empfehlen, da die Kriminalitätsrate in Libreville sehr hoch ist und gerade Touristen überfallen werden, was meine Freundin und ich auch leider einmal miterleben mussten.
Wenn einer von euch plant, nach Libreville zu reisen, würde ich wenigstens ein paar Grundkenntnisse in Französisch empfehlen. An der Uni wurde zwar ohne Probleme Deutsch gesprochen, auf der Straße oder in Restaurants sind die Menschen allerdings oft beleidigt, wenn man sagt, man könne kein Französisch und Englisch hilft nur selten weiter. Auch mit den Taxifahrern spricht man Französisch, die Aussprache der Taxifahrer ist jedoch eher eine freie Interpretation der Sprache… Generell fährt man in Libreville immer Taxi, wenn man irgendwo hin möchte. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es, bis auf die Taxibusse, bei denen 19 Menschen in ein Bulli gestopft werden, nicht. Taxifahrten sind aber relativ günstig und laufen ist bei der Hitze meistens eher schwierig.
Gewohnt haben meine Freundin und ich im Kloster von Sainte-Marie. Dort vermieten die Schwestern Zimmer wahlweise mit Klimaanlage oder auch Ventilator. Wohnen ist in Libreville allerdings genauso wie Lebensmittel, recht teuer. Wir haben für ein Zweierzimmer für 6 Wochen jeder umgerechnet 600€ gezahlt. Das Zimmer darf man sich hierbei nicht wie ein Hotelzimmer vorstellen, sondern sehr einfach mit nur dem Nötigsten und auch ehrlich gesagt, nicht sehr sauber. Trotzdem würde ich bei einem Aufenthalt in Libreville wieder ein Zimmer im Kloster nehmen, da wir es wichtig fanden, einen Rückzugsort zu haben und mal nur für uns sein zu können, was schwierig wäre, wenn wir beispielsweise in einer Familie gewohnt und kein eigenes Zimmer gehabt hätten. Zudem ist die Lage des Klosters sehr gut. In Fußnähe sind zwei große Supermärkte sowie einige Restaurants zu erreichen und zur Uni sind wir mit dem Taxi für ca. 2€ gefahren.
Restaurants, Bars und Cafés gibt es in Libreville viele. Sie sind allerdings oft auch sehr teuer. Deshalb haben wir uns des Öfteren Essen am Straßenrand gekauft. Nahezu überall in der Stadt gibt es Stände, an denen gabunische Frauen einheimisches Essen verkaufen, während man im Supermarkt fast nur importierte Waren findet. Besonders das Obst und belegte Baguettes kann man sehr gut und günstig am Straßenrand kaufen. Aufpassen sollte man besonders bei dem Wasser in Gabun. Leitungswasser zu trinken ist uns nicht so gut bekommen und auch bei Eiswürfeln sollte man aufpassen. In einigen Restaurants werden die Wasserflaschen auch mit Leitungswasser aufgefüllt, deshalb empfiehlt es sich immer zu gucken, ob die Flaschen auch wirklich richtig verschlossen sind.
Wenn meine Freundin und ich nicht in der Uni waren, sind wir natürlich gerne an den Strand gegangen. Der Stadtstrand von Libreville ist wegen des ganzen Mülls zwar kein Traumstrand, aber mit der Zeit haben wir uns daran gewöhnt. Wichtig ist allerdings auch hier, dass man keinen verlassenen Strandabschnitt wählt, sondern sich da aufhält, wo andere Menschen am besten Familien sind, da sonst die Gefahr zu groß ist, dass man überfallen wird. Sehr zu empfehlen ist der Strand von Pointe-Denis. Hier fährt man mit einem Boot rüber und findet weißen Sandstrand und hellblaues Wasser. Da das ganze allerdings nicht ganz billig ist, haben wir uns das nur zwei Mal gegönnt. Libreville ist umgeben von einigen Nationalparks. Wir haben einen Ausflug nach Nyonié gemacht und dort zum ersten Mal eine Safari mitgemacht und Affen und Elefanten gesehen. Das kann ich nur jedem empfehlen, der nach Gabun reist. Ansonsten ist das Freizeitangebot in Libreville relativ mager, vor allem wenn man im Dunkeln nicht mehr rausgehen soll… deshalb hatten wir während der sechs Wochen auch öfter ziemliche Langeweile. Einige Male haben wir unsere Studenten gebeten, etwas mit uns zu unternehmen und uns einige Orte zu zeigen. So haben wir einige Märkte besucht, auf denen wir ohne Hilfe der Studenten wahrscheinlich ziemlich über den Tisch gezogen worden wären, und das Zentrum von Libreville besichtigt. Das war auf jeden Fall sehr toll.
Die Menschen, die mich mit ihrer Freundlichkeit am meisten begeistert haben, waren gleichzeitig auch die größte Schwierigkeit für mich. Der Unterschied der Kulturen ist in Libreville deutlich zu spüren. Uhrzeiten spielen so gut wie gar keine Rolle und das Leben findet hauptsächlich auf der Straße statt. Da das Freizeitangebot so bescheiden ist, besteht der Alltag der Menschen zu einem großen Teil aus Rumhängen. Man hat allerdings das Gefühl, dass die Gabuner mit ihrem Leben so, wie es ist, zufrieden sind. So gewöhnt man sich nach und nach an den Tagesrhythmus der Menschen und passt sich dem an…trotzdem bin ich froh, zu Hause wieder einen geregelten Tagesablauf zu haben 😉