Seit ein paar Wochen befinde ich mich für den ersten Teil meines Chirurgie-Tertials im Freeman Hospital in Newcastle upon Tyne, im Nordosten Englands. Newcastle ist eine lebendige Großstadt nahe der schottischen Grenze und nur wenige Kilometer von der Nordsee entfernt. Die Stadt selbst liegt am Fluss Tyne und ist berühmt für ihre sieben markanten Brücken, die die Stadtteile miteinander verbinden und bei Sonnenuntergang besonders beeindruckend aussehen.

Was mich zunächst überrascht hat: Trotz der Ähnlichkeit in der Stadtgröße zu Münster, ist Newcastle um einiges internationaler. An fast jeder Ecke finden sich kleine Läden, Restaurants und Cafés aus allen Teilen der Welt – ein echtes Paradies für kulinarisch Neugierige. Besonders schön ist es sonntags am Ufer des Tyne. Dort findet der Quayside Market statt; eine bunte Mischung aus Flohmarkt und Streetfood-Festival, die mit vielfältigen Leckereien aus aller Welt und liebevoll gestalteten Künstlerständen begeistert.
Was Ausflüge betrifft, ist Newcastle der perfekte Ausgangspunkt. Ob Nationalparks, raue Küstenlandschaften oder kleine Inseln, es gibt viel zu entdecken. Besonders ins Herz geschlossen habe ich den Ausflug zum St. Mary’s Lighthouse. Der Leuchtturm, bei Ebbe zu Fuß erreichbar, bietet nicht nur eine tolle Aussicht, sondern auch die Möglichkeit, mit etwas Glück Robben zu beobachten, die dort gerne verweilen.

Der Alltag in Newcastle bringt jedoch auch seine Eigenheiten mit sich. Mein ursprünglicher Plan, mir ein günstiges Fahrrad zuzulegen, um täglich zum Krankenhaus zu fahren, wurde direkt am ersten Tag über Bord geworfen. Der Linksverkehr, kaum vorhandene Radwege und die zahlreichen Hügel haben mich schnell eines Besseren belehrt, sodass ich mir stattdessen eine Busfahrkarte gekauft habe. Im Vergleich zu Münster ist das Busnetz deutlich besser ausgebaut; einziger Haken: Man darf sich auf die Fahrpläne nicht verlassen. Die Busse kommen gerne fünf Minuten zu früh, zehn Minuten zu spät oder einfach gar nicht.
Auch zu Fuß gibt es einiges zu beachten, denn in Großbritannien scheint die rote Fußgängerampel eher eine Empfehlung zu sein als ein Verbot. Ich wurde sogar einmal von einem sichtlich irritierten Polizisten über die Straße gewunken, als ich an einer roten Ampel stehen blieb, um zu warten bis diese grün wurde .
Trotz solcher kleinen Kuriositäten habe ich mich sehr schnell eingelebt. Was mir besonders positiv aufgefallen ist, ist die Freundlichkeit der Menschen. Egal ob im Krankenhaus, im Bus oder im Supermarkt, die Menschen hier sind auffallend hilfsbereit und offen. Es dauert meist keine Minute, bis jemand fragt, ob man Hilfe benötigt.
Was das Wetter betrifft, kann ich bestätigen, dass der britische Ruf für Regenwetter nicht von ungefähr kommt. Obwohl die Nordsee nur einen Katzensprung entfernt ist und die Strände zu Spaziergängen einladen, hat sich bisher noch kein richtiger Badetag ergeben. Der Himmel zeigt sich meist wolkenverhangen, Windböen gehören zum Alltag und die Regenjacke ist (ähnlich wie in Münster) mein treuer Begleiter. Dennoch hat diese raue, oft dramatische Wetterkulisse auch ihren eigenen Reiz.
Schon jetzt hat mein Aufenthalt in Newcastle mein Bild von Großbritannien erweitert und ich bin gespannt, welche Eindrücke, Erfahrungen und vielleicht auch neuen Perspektiven ich am Ende mit nach Hause nehmen werde.
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