So lebt es sich in Leeds

Es sind nun ungefähr fünf Wochen vergangen, seitdem ich am Flughafen in Manchester gelandet bin, mir ein völlig überteuertes Fernbusticket gekauft habe und nach einer durch Ratlosigkeit geprägten Linienbusfahrt schließlich in meinem Wohnheimzimmer eingezogen bin. Auch wenn der in England gepflegte Linksverkehr und ich noch immer auf Kriegsfuß stehen, habe ich mich doch sehr gut eingelebt und stelle mit einer gewissen Wehmut fest, dass bereits die Hälfte meines Aufenthaltes in Leeds vergangen ist. Deswegen ist es auch allerhöchste Zeit meinen ersten Blogbeitrag zu verfassen in dem es hauptsächlich um Eindrücke aus Leeds gehen soll. (Bitte verzeiht meine mangelhaften Fotografier-Skills :D)

Zuerst muss ich zugeben, dass ich keinerlei Erwartungen an die Stadt Leeds hatte. Bis auf die Tatsache, dass einer meiner Lieblingsfußballer im Sommer zu Leeds United gewechselt war, hatte ich bisher noch nichts von dieser Stadt gehört und bis auf ein langes Wochenende in London, auch noch nicht sonderlich viele Erfahrungen mit England im Allgemeinen gesammelt.

Ich bin also in Leeds ohne besondere Erwartungen angekommen und bezog ein Zimmer, das Teil eines Fünfer-Appartements in einem relativ zentral gelegenem Studentenwohnheim ist. Gleich am Wochenende meiner Ankunft, habe ich meine vier chinesischen Mitbewohnerinnen kennengelernt. Entgegen meiner Sorgen, waren diese sehr herzlich und gleich am zweiten Tag wurde zusammen gekocht, gegessen und ein geselliger Abend verbracht (auf den bis heute schon einige folgten). Kurz gesagt: Meine ersten sozialen Kontakte in Leeds knüpfte ich nicht mit Engländern, sondern mit Chinesinnen, die ich nach nur fünf Wochen schon sehr in mein Herz geschlossen habe. Und auch in der University of Leeds, an der ich mein Forschungspraktikum absolviere, habe ich bis jetzt noch immer nur sehr wenige gebürtige Engländer kennengelernt. Die Uni zeichnet sich insbesondere durch ihren hohen Anteil an internationalen Studenten aus. So durfte ich bis jetzt Menschen aus allen Möglichen Ecken der Welt, wie z.B. Mexiko, Spanien, Portugal, Brasilien, Zypern, Norwegen und Italien kennenlernen. Und ich habe das Gefühl, dass diese Internationalität ein Merkmal von Leeds ist, was die Stadt besonders interessant und reizvoll macht. Sie spiegelt sich in den Geschäften und Restaurants, aber auch auf allen möglichen öffentlichen Veranstaltungen, wie z.B. Wochen- und Weihnachtsmärkten (ja, die Weihnachtszeit wird in Leeds doch recht früh eingeläutet), wider. Und gerade weil ich bisher so wenig von den gebürtigen Engländern mitbekommen habe, werde ich auch nicht viel über die englische Lebensweise erzählen, sondern mich auf das Stadtbild beschränken.

Bei meinen ersten Spaziergängen durch die Stadt und vor allem bei meinem ersten Gang zur Universität, habe ich mir den Plan, mir ein Fahrrad zu besorgen, relativ schnell aus dem Kopf geschlagen. Im Gegensatz zu Münster und dem Norden Deutschlands, ist Leeds doch recht „hügelig“ und nicht besonders fahrradfreundlich.

Genauer gesagt, erklimme ich jeden Morgen auf dem Weg ins Labor als erstes genau 99 Treppenstufen  und auch der Rest des Weges gestaltet sich eher steil. Außerdem muss ich zugeben, dass der Linksverkehr auch ein bisschen zu meiner Entscheidung beigetragen hat. Die Fahrrad-Abstinenz gestaltet sich jedoch keinesfalls problematisch. Da mein Wohnheim recht zentral gelegen ist, kann ich sowohl die Universität als auch das Stadtzentrum in 15 min zu Fuß erreichen und für alle weiteren Wege gibt es ein ausgetüfteltes Busnetz. Darüberhinaus ist es auch erstaunlich günstig sich ein Uber zu rufen.

Dass in Leeds gleich zwei Universitäten und sechs weitere Hochschulen gelegen sind, merkt man insbesondere an zwei Tatsachen. Erstens, hat man manchmal das Gefühl, die halbe Stadt bestehe aus Studentenwohnheimen und zweitens gibt es unfassbar viele Pubs und Clubs, die jeden Tag sehr gut besucht sind. Wenn man möchte kann man wirklich jeden Tag ausgehen und entspannt einen Pint trinken (und Biersorten gibt es wirklich unfassbar viele, manche lecker und andere weniger genießbar) oder in einem Club bis in den Morgen tanzen. Natürlich gibt es auch genügend Shopping-Möglichkeiten und die modernen Einkaufszentren bilden einen starken Kontrast zu dem eher traditionellen englischen Stadtbild, das hauptsächlich durch klassische Gebäude, eine handvoll Kirchen und die typischen „Back-to-Back“-Häuser geprägt ist.

Leeds Town Hall
„Back-to-Back“ Häuser

 

 

 

 

 

Leeds Minister

 

 

Trinity Leeds

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auch wenn es nicht besonders viele sind, bietet Leeds eine handvoll Sehenswürdigkeiten.

Kirkstall Abbey

Dazu gehört beispielsweise die Klosterruine Kirkstall Abbey. Sie ist nicht nur von einem tollen Park umgeben, in dem man die wenigen sonnigen Herbsttage Englands genießen kann, sondern auch ein Veranstaltungsgelände für verschiedene Events wie Street-Food-Markets und Partys zu bestimmten Feierlichkeiten. Die Kirkstall Abbey ist einer meiner Lieblingsorte in Leeds und ich würde jedem einen Besuch empfehlen!

Eine weitere Sache, die mir besonders gut an England allgemein gefällt, ist, dass der Eintritt zu den meisten Museen und Galerien frei ist. Man kann also ganz spontan, falls einmal Langweile aufkommen sollte, einen Abstecher in eines der zahlreichen Museen von Leeds machen. Ich bin beispielsweise letzten Samstagnachmittag zu den Leeds Docks spaziert und dort auf das Royal Armouries Museum gestoßen. Das moderne Gebäude beherbergt eine riesige Ausstellung an mittelalterlichen Rüstungen und Waffen aus allen Ländern der Welt. Auch in diesem Fall kann ich einen Besuch nur wärmstens empfehlen!

 

So viel zu meinen Erlebnissen, Eindrücken und Unternehmungen aus Leeds. Und wenn man mal keine Lust mehr auf Leeds hat und sich ein wenig umschauen will, erreicht man nach kurzer Fahrtzeit Städte wie Manchester, Liverpool und York. Bis jetzt konnte ich leider nur Liverpool einen Besuch abstatten, aber Manchester und York kommen auf jeden Fall auch noch dran! Über meine Eindrücke von diesen Städten möchte ich allerdings in einem gesonderten Beitrag erzählen.

Vanessa 🙂

 

 

 

 

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