PJ in Rom – der Stationsalltag

Nachdem ich mich mittlerweile gut in Rom eingelebt habe, möchte ich über meine tägliche Arbeit im Krankenhaus berichten.

In Rom absolviere ich das Tertial der Chirurgie. Nachdem ich bereits in meinem ersten Bericht über die Bewerbung geschrieben habe, werde ich jetzt auf den Arbeitsalltag eingehen.

Was mir bereits von meinen römischen Freunden berichtet worden war, bestätigte sich umgehend: Mit meinem Betreuer hatte ich einen echten Glücksgriff gelandet. Ein älterer Herr und Professor für Allgemeinchirurgie, der sich aber hauptsächlich auf die Nierentransplantation spezialisiert hat. So werden in dem Krankenhaus alle Nierentransplantationen sowohl von verstorbenen als auch von Lebendspendern unter seiner Regie durchgeführt. Allerdings werden alle transplantierten Patienten auch von seiner Abteilung nachbetreut. Sollten in diesem Zusammenhang allgemeinchirurgische Operationen nötig sein, werden diese auch von seinem Team durchgeführt. Insofern bekommt man das ganze Spektrum der Allgemeinchirurgie zu sehen.

Los geht es jeden morgen um kurz nach 8, meist jedoch eher gegen halb 9. In einer ersten Besprechung werden die Labor-Werte bereits transplantierter Patienten bewertet und die immunsuppressive Therapie, die nach einer Nierentransplantation unerlässlich ist, angepasst. Danach werden die aktuellen Patienten, die sich momentan auf Station befinden, kurz besprochen, bevor es dann zur Visite geht, an der in der Regel alle teilnehmen. Neben mir sind das die beiden Assistenzärzte, zwei Fachärzte sowie ein Oberarzt und mein Chef. Dazu gesellen sich dann noch ein Haufen von Studenten, die aber wöchentlich wechseln und während ihrer Zeit in der Abteilung eher eine Statistenrolle einnehmen.

Meiner Meinung nach ist es unerlässlich, bei einem Praktikum im Krankenhaus in Italien schon gut bis sehr gut Italienisch zu sprechen. Die komplette Kommunikation läuft ausschließlich auf Italienisch und Englisch wird – wenn überhaupt – nur gebrochen gesprochen. Spricht man kein Italienisch, kann man dem ganzen Vorgehen nur schwer folgen und bleibt immer etwas außen vor. Beherrscht man die Sprache jedoch, wird man schnell sehr herzlich von der Station aufgenommen und Teil des Teams.

Nach der Visite bieten sich dann verschiedene Aufgaben an. Mit der Zeit ist mir immer mehr Verantwortung übertragen worden und zahlreiche Aufgaben führe ich mittlerweile eigenverantwortlich durch. Dazu gehört u.a. der Verbandswechsel, den ich jeden Tag bei den Patienten auf unserer Station durchführe, inklusive Drainagenzug und Wundversorgung.

Danach halte ich mich meistens in der Ambulanz auf, in der vor allem die Nachbehandlung operierter Patienten erfolgt. Aber auch die Versorgung chronischer Wunden steht auf dem Programm. Auch hier kann ich immer selbstständiger arbeiten und häufig schreibt der immer noch anwesende Arzt nur den Bericht, während ich die Behandlung vornehme.

Im OP war ich bisher eher als Zuschauer, denn als aktiver Teilnehmer, was aber daran lag, dass mir noch das OK des arbeitsmedizinischen Dienstes fehlte. Nachdem ich dieses mittlerweile habe, wurde ich schon darauf aufmerksam gemacht, dass ich ab jetzt auch mehr aktiv im OP sein werde.

Im Vergleich zu einem Krankenhaus in Deutschland läuft der Alltag nicht so strukturiert ab und was hygienische Aspekte betrifft, hat man manchmal das Gefühl, dass in Italien etwas komplett anderes gelehrt wird als bei uns. Dafür ist das Klima im ganzen Krankenhaus im Vergleich zu Häusern in Deutschland sehr angenehm: Auch wenn es viel zu tun gibt und die Assistenzärzte ähnlich lange arbeiten müssen wie bei uns, ist der Umgangston viel herzlicher und auch wenn es mal stressig wird, bleiben alle freundlich und höflich. Etwas, was mir sehr imponiert hat und wo man sich in vielen Häusern in Deutschland sicherlich eine Scheibe abschneiden könnte.

Generell muss ich sagen, dass ich mich gut eingelebt habe und mir das Arbeiten auf der Station gefällt.

 

2 Gedanken zu „PJ in Rom – der Stationsalltag

  1. Hi Christoph,

    ich hätte eine Frage: Ich überlege mein Wahltertial in Rom zu absolvieren und wollte dich fragen, ob du ein bisschen was von der Neurologie in dem Haus mitbekommen hast? Wie die Stimmung so ist, ob man eher zuschaut oder auch selber was machen darf etc…

    Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen!

    Danke schonmal
    Lorena

    1. Hallo Lorena,

      Über die Neurologie kann ich Dir leider nicht viel sagen, da ich mit dieser Abteilung nichts zu tun hatte und auch keiner von meinen italienischen Freunden dort seine Abschlussarbeit geschrieben hat.
      Generell muss man davon ausgehen, dass man in Italien praktisch deutlich weniger machen darf als in Deutschland. Wie genau es jetzt im Gemelli ist, kann ich Dir leider nicht sagen.

      lieber Gruß,

      Christoph

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.