One of thousand interns in Brussels

Im Eilschritt durch den kleinen Park und dann links einbiegen: Geschafft! Der Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich es doch noch pünktlich geschafft habe. Beinahe wäre ich am ersten Tag zu spät gekommen und das alles nur, weil der Bus durch Baustellen und viel Verkehr nur in einem Schneckentempo die Straße langschleichen konnte. Wie dem auch sei, trotzdem hatte ich einen sehr guten Start in das Praktikum. Das liegt vor allem an dem herzlichen Empfang durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Europabüros der Friedrich-Ebert-Stiftung. In den ersten Wochen nahmen sie sich viel Zeit für uns drei neue Praktikanten, um uns die Arbeitsabläufe und die einzelnen Themenbereiche im Büro zu erläutern. Das Gelernte konnten wir dann in der zweiten Woche schon praktisch testen.

Doch um zu erklären was meine Aufgaben sind, muss ich erstmal erläutern, was das Europabüro macht. Es nimmt eine Art Vermittlerposition zwischen den Institutionen der EU und verschiedenen Vertretern der Zivilgesellschaft, wie z.B. Gewerkschaften, Think Tanks oder  Menschrechtsorganisationen, ein. Dabei geht es zum einen um innenpolitische Themen der EU, wie Digitalisierung, Wirtschaftsunion oder Migration und zum anderen um außenpolitische Fragen, wie die Beziehungen zu den Nachbarstaaten der EU und dem Globalen Süden. Die Arbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung in Brüssel ist darauf ausgerichtet eine Plattform für den Austausch zwischen der Zivilgesellschaft innerhalb und außerhalb der Union und den EU-Institutionen zu bieten.  Dazu organisiert das Büro öffentliche Veranstaltungen, Dialogprogramme oder Arbeitsaufenthalte für Menschen aus Drittstaaten.

Bei dem Stichwort „organisieren“ bin ich schon bei den Aufgaben der Praktikanten angekommen: Gäste für die Veranstaltungen einladen, einen Werbetext für die Website schreiben, Kontaktdaten ermitteln, Gesprächspartner überzeugen zu kommen, Listen mit Teilnehmenden und Referierenden zusammenstellen, Begrüßungsmappen ins Hotel bringen, den Tagungsraum herrichten etc. Das klingt erstmal nach viel stumpfer Schreibtischtätigkeit oder typischen Praktikantenaufgaben – ist es auch an manchen Tagen – aber man wird immer am Ende „belohnt“, wenn man dann an den Veranstaltungen teilnimmt oder die Delegationen oder Arbeitsaufenthalte zu Terminen begleitet.

Dadurch bekam ich sehr schnell einen guten Überblick über die wichtigen Akteure in Brüssel: der Rat und die Ständigen Vertretungen der Länder; die Kommission und ihre Directorate-Generals; den European External Action Service und das Parlament; sowie zahlreiche Think Tanks. Die beste Übersicht um sich in dem Dschungel aus Abkürzungen und Amtsbezeichnungen zu orientieren, ist das „Who is who“ (http://europa.eu/whoiswho/public/) – mein tägliches Arbeitswerkzeug. Dort sind alle Personen die für eine der EU-Institutionen arbeiten mit ihren Kontaktdaten aufgelistet und in die Hierarchie eingeordnet. Neben dem Überblick über die Institutionen sind besonders die Einblicke in die Arbeitsweise der „Brüsseler Blase“ abseits der formellen Treffen spannend. „Lobbying“ und „Networking“ gibt es sogar schon unter Praktikanten: jeden Donnerstagabend auf dem Place du Luxembourg beim „After-Work-Bier“.

Aber abgesehen davon, dass ich einen Überblick über die Funktionsweise der EU bekomme, erhalte ich durch das Praktikum die Möglichkeit, viele politische Diskussionen und Prozesse zu verfolgen und mitzuerleben. In meiner ersten Veranstaltung wurde ein Bericht zur Lage der EU vorgestellt. Nach den Wahlen in Schweden nahm ich an einer Veranstaltung teil, in der die Ergebnisse und mögliche Regierungskoalitionen erörtert wurden. Letzte Woche begleitete ich einen Arbeitsaufenthalt aus Kuba zu Treffen in der Ständigen Vertretung von Deutschland bei der EU und im Directorate-General for International Cooperation and Development. Und diese Woche besuche ich mit einer Delegation von Vertretern der türkischen Zivilgesellschaft verschiedenen EU-Institutionen. Aus diesen Besuchen und Veranstaltungen konnte ich im ersten Monat schon sehr viel zu speziellen Themen lernen.

Alles in allem bin ich demnach nicht nur mit der Stadt Brüssel, sondern auch mit meiner Arbeitsstelle sehr zufrieden. Viele Grüße aus Brüssel!

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