Hey ihr!
Am letzten Wochenende habe ich einen Ausflug mit zwei Freunden zum Lago de Titicaca gemacht. Am Samstag sind wir mit einem Bus von La Paz bis nach Copacabana gefahren. Die Fahrt war, mehr oder weniger, bereits aufregend, da die Strecke teilweise – mal wieder aufgrund politischer Proteste – gesperrt war und wir daher einen nicht asphaltierten Umweg fahren mussten.
Kurz vor Copacabana, bei Tequina, legt man dann eine kurze Strecke über den See mit einem Boot zurück, der Bus fährt dabei auf eine Art „Fähre“, ein aus brüchigem Holz errichtetes Floß. Die erste Nacht haben wir in Copacabana verbracht, am darauffolgenden Tag sind wir aber direkt weiter mit dem Boot zur Isla del Sol, der größten und bekanntesten Insel des Titicacasees, welche in der Mythologie der Inka eine wichtige Rolle einnahm.
Die Insel selbst ist ca. 10 km lang und eignet sich normalerweise ideal für einen eintägigen Wanderausflug. Normalerweise, denn momentan herrscht ein Konflikt zwischen zwei von drei Gemeinden der Insel, was sich darin manifestiert, dass die Gemeinde des zentralen Teils, „Challa“, den Weg zum mittleren (eigenen) und nördlichen Teil („Challapampa“) blockiert. Hört sich erst mal total verrückt und unsinnig an, dahinter steckt aber ein seit Jahrzehnten bestehender interner Streit (ich hatte das Glück, einen bolivianischen Anthropologen zu treffen, der mir Näheres über diese Game-of-Thrones-ähnlichen Umstände genau erklären konnte). Trotz der Blockade kann man die Aussicht und die Ruhe des Titicacasees auch auf dem südlichen Teil der Insel genießen, denn dort befindet sich die höchste Erhebung der Insel, der Cerro Chequesan, mit einem wunderschönen Ausblick, besonders bei Sonnenuntergang, auf den See.
Was man außerdem nicht missen sollte ist das Kosten einer „Trucha“, der Titicacaseeforelle. Ich glaube, ich habe noch nie einen so leckeren und gleichzeitig preiswerten Fisch (35 Bolivianos, umgerechnet also ca. 4, 40 Euro) gegessen. Dazu lässt sich dann auch optimal ein bolivianischer Rotwein aus dem südlichen Tarija genießen.
Zudem bietet sich auch noch ein Ausflug auf die kleinere Nachbarinsel Isla de la Luna an, auf der man allerdings nur für eine Stunde verweilt. Das ist auch ausreichend, um die dort existierenden Ruinen der Inkas zu besichtigen. Vor dem Hintergrund, dass die Isla de la Luna in der Mythologie der Inka für die Mama Quilla, die Frau und Schwester des Sonnengotts Inti stand, ist es beeindruckend, die „Ruinen der Jungfrauen“ zu besichtigen und in die mythische Welt der Inka und ihrer Vorfahren einzudringen. Zur Bedeutung der Inseln trägt außerdem die Tatsache bei, dass die Isla de la Luna als Konzentrationslager für aufständische Bauern und Oppositionelle nach dem Staatsstreich in den 1940er Jahren diente. Am selben Tag sind wir dann wieder nach La Paz zurückgekehrt. Insgesamt also wieder ein durchaus erfolgreiches und lehrreiches Wochenende mit tollen Eindrücken von der Welt der (prä-)Inka.
Viele liebe Grüße aus Bolivien!