Ich habe im Februar und März 2025 ein zweimonatiges Praktikum an einer Grundschule in Galway (Irland) absolviert. Dieses war Teil meines Pflichtaufenthaltes in einem englischsprachigen Land für mein Englischstudium.
Ob man nun durch sein Studium zu einem Auslandsaufenthalt verpflichtet ist oder nicht, eine solche Erfahrung ist meiner Meinung nach für jeden bereichernd. Vor allem zu Beginn der Planung stand ich wie der Ochs vorm Berg und wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Falls es dir so ähnlich geht, du also ins (englischsprachige) Ausland möchtest und nicht recht weißt, wo du anfangen sollst, könnte dir mein Beitrag helfen. Ich führe dich Schritt für Schritt durch meinen Überlegungs- und Planungsprozess. Rückblickend war alles nämlich gar nicht so beängstigend, wie ich es mir zu Beginn vorgestellt hatte. Man muss sich diese große Aufgabe nur in kleine Päckchen einteilen und diese Stück für Stück abarbeiten.
1) Der organisatorische Rahmen
Noch bevor man sich in detaillierte Planungen stürzt, sollte man sich gut überlegen, was man sich von seinem Auslandsaufenthalt erhofft. Hier hat es mir geholfen, mir selbst einige Fragen zu stellen, um meine Wahl einzuschränken. Schließlich hat man heutzutage so viele Möglichkeiten, dass diese einen geradezu erschlagen können. Zu Beginn meiner Planung haben mir die nachfolgenden Fragen geholfen. Je nachdem, wie man diese für sich beantwortet, verändert sich die Planung natürlich. Dennoch finde ich es sehr wichtig, zuvor in sich zu gehen, um keine voreiligen Entschlüsse zu treffen.
•Was ist mein zeitlicher Rahmen? Für mich war klar, dass ich gerne in Regelstudienzeit studieren möchte. Dementsprechend wollte ich meinen Aufenthalt in den Semesterferien absolvieren. Insgesamt plante ich also ca. 8 Wochen Ferienzeit ein.
• In welches Land möchte ich reisen? Diese Entscheidung wurde in meinem Fall von meinem Studiengang eingeschränkt. Für mich musste es ein Land mit Englisch als Amtssprache sein. Darüber hinaus habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was ich mir zutraue. Schnell wurde mir klar, dass ich zunächst in Europa bleiben möchte. Daraufhin reduzierten sich meine Länder auf England, Irland und Malta. Nach intensiver Recherche wurde mir bewusst, dass es aufgrund der Brexit-Regelungen quasi unmöglich ist, ein gefördertes Praktikum in England zu absolvieren. So blieben noch Malta und Irland. Nach etwas Recherche entschied ich mich letztendlich für Irland.
•Was möchte ich machen? Für mich war einer der wichtigsten Aspekte die Tätigkeit, die ich später ausüben würde. Es war relativ schnell klar, dass ich etwas machen möchte, bei dem man klare Arbeitszeiten hat und Arbeitsplatz und Wohnsituation voneinander getrennt sind. Folglich fielen für mich Optionen wie Au-pair weg. Und so recherchierte ich auf Internetseiten und überlegte zunächst, Work and Travel zu machen. Doch nach einiger Zeit wurde mir klar, dass ich gerne etwas für meinen späteren Beruf dazulernen möchte. Auch ein geregeltes und professionelles Arbeitsumfeld waren mir wichtig. Und so entschied ich mich, an einer Schule ein Praktikum zu absolvieren.
• Wo möchte ich wohnen? Nach etwas Recherche wurde mir schnell klar, dass es in Irland schwer sein würde, eine Wohngelegenheit zu finden. Vor allen in den größeren Städten wie Galway, Dublin und Cork ist die Wohnungsnot groß und Preise sind dementsprechend hoch. Ich wusste also, dass meine Ansprüche nicht zu hoch sein durften. Dennoch wünschte ich mir, nicht in einer Gastfamilie, sondern selbstständig (in zum Beispiel einer WG) zu wohnen.
2) Die Schulsuche
Nun waren die groben Fixpunkte festgelegt und es ging für mich auf die Suche nach einer Schule. Ich wusste, dass man über die Uni an Praktikumsplätze von Partnerschulen kommen konnte. Doch die hier angebotenen Praktika bezogen sich alle auf einen für mich unpassenden Zeitraum. Und so begann ich, auf eigene Faust Schulen anzuschreiben. Dafür schrieb ich zunächst ca. 10 Schulen in Cork (meiner Wunschstadt) an und erhielt nur Absagen / keine Antworten. Schnell merkte ich, dass ich meine Mails in Sachen Professionalität und Quantität steigern musste. Und so verfasste ich einen Lebenslauf und ein Bewerbungsschreiben nach irischem Standart und versendete diese per Mail an jede Grundschule in Cork. An die diesbezüglichen Daten kam ich durch Googeln und Listen aus dem Internet. Als auch hier positive Rückmeldungen ausblieben, weitete ich meine Bewerbungen auf Galway aus. Nach insgesamt 70 verschickten Mails erhielt ich drei Zusagen, von denen ich dann eine Schule auswählte.
Der gesamte Prozess der Schulsuche war ziemlich zäh und zermürbend. Natürlich bereitet es keine Freude, Absage über Absage zu erhalten. Aber mit jedem Schwung an Mails konnte ich einiges an Erfahrungen sammeln. Hier meine besten Tips:
•Stelle direkt einen Lebenslauf und das zugehörige Anschreiben nach irischen Standards in der Mail bereit. (Vorgaben, etc. findet man im Internet)
•Beschreibe genau, welche Tätigkeiten du ausüben möchtest. In Irland kennt man das Prinzip eines Praktikanten an Schulen (wie in Deutschland) nicht. Hier gibt es lediglich undergraduate Teachers, also Studierende, die eigenständig unterrichten. Der Begriff internship (in Galway wurde es placement genannt) ist vielen im schulischen Kontext nicht geläufig. Eine ausführliche Erklärung der Tätigkeiten und eigenen Kompetenzen kann also dafür sorgen, nicht direkt abgelehnt zu werden.
• Gib nicht auf! Es ist schwer, sich nicht unterkriegen zu lassen, aber am Ende ist es all die Arbeit wert. Ich habe es zum Beispiel so gemacht, am Tag immer 10 Mails zu verschicken, bis ich eine positive Rückmeldung hatte. So habe ich mir die frustrierende Aufgabe in kleine Häppchen aufgeteilt.
Nach meiner intensiven Bewerbungsphase hatte ich mich nun für eine Schule entschieden: die Claddagh National School in Galway. Hier hatte ich zusätzlich noch ein kurzes Bewerbungsgespräch per Videokonferenz, bei dem der Schulleiter mir Kontaktdaten zu ehemaligen deutschen Praktikantinnen weitergab. Das war für mich wie ein Sechser im Lotto.
3) Förderungen
So ein Auslandsaufenthalt ist (vor allem in Anbetracht der irischen Mieten) ziemlich teuer. Dementsprechend machte ich mich zügig auf die Suche nach Fördermöglichkeiten. Dabei stieß ich auf Stipendien vom DAAD, dem Goethe-Institut und Erasmus. Für meinen spezifischen Fall kam ein Erasmus+-Stipendium in Frage. Je nach Ausgangslage ist es aber auch empfehlenswert, sich die anderen Institutionen genauer anzusehen. Und so begann ich, mich für Erasmus+ zu bewerben. Dies ist ein Stipendium, welches sich an Menschen richtet, die für mindestens acht Wochen im europäischen Ausland ein unbezahltes Praktikum absolvieren.
Auf dieser Internetseite findet man alle wichtigen Informationen für den Bewerbungsprozess. Auch die zugehörigen Ansprechpersonen der Uni Münster haben immer freundlich und kompetent auf all meine Fragen geantwortet.
Je nach Zielland erhält man dann eine Summe, die einen beim Praktikum unterstützt. Bei mir hat diese in etwa meine Miete abgedeckt und mich sehr entlastet.
4) Die Wohnungssuche
Mir blieb zum Glück einer der schwersten Punkte der Organisation erspart: die Wohnungssuche in Irland. Ich bekam von einer der vorherigen Praktikantinnen an meiner Schule die Kontaktdaten von ihrer vorherigen Vermieterin. Und so konnte ich ein Zimmer für meinen Praktikumszeitraum mieten. Dabei musste ich insofern Abstriche machen, als dass ich in Oranmore (einem Vorort von Galway) lebte und pro Strecke 50 Minuten zur Schule und nach Hause zurück brauchte. Für mich war das jedoch die Gewissheit einer sicheren, bezahlbaren Wohnung wert. Und so würde ich mit 4 Mitbewohnerinnen in einer Haushälfte in einem Vorort von Galway wohnen.
Da ich durch Kontakte Glück mit meiner Wohnungssuche hatte, kann ich hier kaum Tipps geben.
5) Die Anreise
Für die Anreise nach Galway bleibt einem kaum etwas anderes übrig, als zu fliegen. Für mich hat es sich angeboten, von Düsseldorf nach Dublin zu fliegen. Von Dublin aus fahren regelmäßig Busse auf direktem Weg nach Galway. Galway selbst hat leider keinen Flughafen.
6) Sonstige Organisation
•Ein sehr großer Tipp meiner Vermieterin: Besorgt euch eine Student/Young Adult-Leap-Card. Dies ist eine Karte, mit der man auf öffentliche Verkehrsmittel in Irland bis zu 50 % Rabatte bekommt. In einigen Bussen kann man sogar mit ihr bezahlen. Sie kostet nur 5€ und lohnt sich schon nach wenigem/einmaligem Benutzen. Man kann sie online über die zugehörige Internetseite bestellen.
•Klärt all eure Versicherungen ab. Wenn ihr euch über Erasmus+ fördern lasst, müsst ihr sowieso einen Beleg für die wichtigsten Versicherungen vorlegen (Krankenversicherung, Haftpflichtversicherung, etc.) Aber auch das Abschließen zusätzlicher Versicherungen für zum Beispiel den Rücktransport bei Krankheit oder Tod können sinnvoll sein.
7) Der zeitliche Rahmen eurer Planung
Ich war mir sehr lange unsicher, wann man mit der Planung seines Aufenthaltes beginnen sollte. Da gibt es pauschal natürlich keine Antwort darauf. Ich persönlich habe Mitte September begonnen, Schulen anzuschreiben. Ab dem Zeitpunkt habe ich mich dann intensiv an die Planung gesetzt und war Ende Dezember mit allen oben genannten Punkten fertig. Ich hatte das Glück, dass alles relativ glatt lief und mir die Wohnungssuche abgenommen wurde. Deswegen würde ich grob empfehlen, mindestens 5 Monate im Voraus mit der Planung zu beginnen.
Ich hoffe sehr, dass meine Einblicke eine Orientierung bieten konnten, wie man an die Planung eines Auslandspraktikums herangehen kann. Dabei sollte man immer bedenken, dass dies ein höchst individueller Prozess ist, welcher sich nicht eins zu eins übertragen lässt. Als wichtigsten Tipp kann ich geben: Fange früh genug an und arbeite dich Stück für Stück vor. Am Ende ist es gar nicht so schwer und aufwendig wie man denkt!
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