Mein Gastland

Guten Tag Zusammen,

mein heutiger Beitrag wird sich mit meinem Gastland Grossbritannien (England), in dem ich mein Schulpraktikum absolivere, im Vergleich zu Deutschland beschaeftigen.

Wie in meinem ersten Post schon erwaehnt, ist die Stadt Doncaster in England fuer drei Monate mein Zuhause. Gerade, wenn man sich die Innnenstadt anguckt, merkt man schnell: …

… Doncaster ist nicht die schoenste Stadt. Sie wirkt sehr trist, die Gebaeude sind zusammengewuerfelt und oft heruntergekommen und sie vermittelt ein relativ kaltes Gefuehl. Dies liegt mitunter an der Tatsache, dass Doncaster eine Industriestadt war und immer noch ist. Allerdings hat meine Gaststadt auch sehr schoene Seiten – gerade der Stadteil, in der meine Schule gelegen ist, wirkt einladend: Sie ist am Ende des Dorfes gelegen, die Umgebung ist sehr gruen und das Schulaussengelaende bietet extrem viel Platz fuer alle SchuelerInnen, um sich auszupowern! Aber jetzt zur Weihnachtszeit ist auch die Innenstadt deutlich freundlicher als sonst, da sie groessstenteils mit Weihnachtsbeleuchtung und -dekoration ausgestattet ist, die ich persoenlich sehr ansprechend finde. Ab vier Uhr nachmittags ist es dunkel, aber das ist gar nicht so schlimm; denn eine schoene Weihnachtsbeleuchtung ist genau das Richtige, um die Dunkelheit positiv zu nutzen und auch Doncaster schoener aussehen zu lassen. Insgesamt scheinen die Englaender (zumindest kann ich das ueber die Einwohner Doncasters sagen) Weihnachtsdekoration zu lieben: Je mehr und auffaelliger, desto besser – das ist das Motto vieler Hausbesitzer in meiner Umgebung!

Als ich in England ankam, ist mir sehr schnell aufgefallen, wie freundlich die Menschen hier sind: „Thank you“, „There you go, Love“ oder „You’re welcome“ hoert man ueberall – egal ob im Supermarkt oder im Bus. Egal, wo man ist, man wird gegruesst und verabschiedet. Dies scheint im ersten Eindruck ungewohnt und auch teilweise unangenehm, aber man gewoehnt sich an diese Tatsache relativ schnell. Ich finde diese Gepflogenheiten sogar sehr schoen; sich z.B. beim Busfahrer persoenlich zu verabschieden, wenn man den Bus verlaesst, macht nur Sinn und sollte auch in Deutschland weiter verbreitet sein. Englaender haben offensichtlich auch mehr Zeit als Deutsche, denn man wird in Schlangen oder als Autofahrer im Verkehr staendig und ueberall vorgelassen.

Im Bezug auf das englische Essen kann vieles gesagt werden. Ich moechte jetzt einmal auf zwei Dinge genauer eingehen, die mir sofort aufgefallen sind, als ich hier ankam: Das Brot und das Obst! Generall kann man sagen, dass die Englaender kein Brot kennen. Zwar haben sie in Supermaerkten regalweise die unterschiedlichsten Toastbrotsorten aufgereiht, aber normales Brot (mit einer vernuenftigen, harten Kruste, nicht geschnitten, sondern am Stueck etc.) ist ist so gut wie nirgendwo auffindbar. Toast ist fuer mich kein Brot und das ist ehrlich gesagt das, was ich am meisten an deutschem Essen vermisse. Manchmal bieten die Supermaerkte auch Broetchen an, aber auch diese erinnern fuer mein Verstaendnis eher an Burgerbroetchen, als an Broetchen, die wir aus deutschen Baeckereien gewohnt sind. Wenn man hier in Doncaster etwas aehnliches wie eine Baeckerei betritt, findet man statt Brot und Broetchen eine riesen Auswahl an suessen und herzhaften Snacks und Backwaren, die fast ausschliesslich ungesund sind. Neben der normalen Obstauslage in den lokalen Supermaerkten (die im Vergleich zu Deutschland relativ gering ausfaellt), gibt es mehrere Kuehlregale mit verzehrfertigem, geschnittenen Obst. Im Grunde kann man jede Frucht, die ein Supermarkt fuehrt, auch in Stueckchen kaufen – und das nichtmal fuer besonders viel Geld. Diese Tatsache hatte es mir hier von Anfang an angetan – besonders oft kaufe ich Ananas- oder Mango-Stuecke, fertig zum Essen fuer meine Mittagspause! Lecker! Perfekt! Schnell! Geschaelte und geschnittene Ananas habe ich in meiner Heimatstadt wenn ueberhaupt bisher sehr selten gesehen, und ich werde sie vermissen, wenn ich wieder zurueck in Deutschland bin.

Ein groesseres Problem – wie ich finde – stellt die Tatsache dar, dass viel unnoetiger Muell produziert wird. Dies kann wieder am Beispiel Supermarkt dargestellt werden. Einige Produkte, die ich aus Deutschland kenne, werden einfach immer in eine zusaetzliche Schicht Plastik gewickelt – fuer mich aus unerklaerlichen Gruenden. So findet man beispielsweise kaum Chips-Packungen, in denen nicht sechs kleine abgepackte Chipstueten enthalten sind. Ein weiteres Problem ist, dass in England wohl verbreitet ist, nicht seinen eigenen Beutel, Korb oder Einkaufstasche mit zum Einkaufen zu nehmen, sondern auf extrem duenne und unhandliche Plastikeinkaufstueten zurueckzugreifen, die jeder Supermarkt gratis und in uebertrieben-grossen Mengen an den Kassen herausgibt. Ich treffe ab und an sogar schon KassierInnen, die mich ueberrascht angucken, wenn ich deren Frage „Do you need a bag?“ mit “ No, thank you. I got my own bag.“ oder aehnlichem beantworte. Ich kann diese englische Gepflogenheit absolut nicht nachvollziehen. Okay, sie kosten nichts… Aber diese Tueten taugen einfach nichts; jedes Mal, wenn ich an der Kasse stehe und den Leuten vor mir beim Tueten packen zu gucke, frage ich mich, „Warum nur?“ Sie reissen meistens, weil das Plastik keinem Gewicht stand haelt (was natuerlich der Anlass dafuer ist, noch mehr Plastiktueten um die erworbenen Produkte zu wickeln) und wenn sie doch halten, bohren sich ihre Plastikhenkel sofort ins Fleisch ihrer Besitzer. Spaetstens zu Hause, haben die Tueten voellig ihre Form verloren, sind somit nicht mehr nutzbar und wandern in den Muelleimer (in dem sich neben Plastik auch Papier oder Biomuell befindet, denn Muelltrennung ist hier auch ein total fremdes Thema). Fuer mich nicht nachvollziehbar, warum man nicht 50 Penny oder einen Pfund fuer eine halbwegsvernuenfige Einkaufstasche ausgeben kann, die erstens wieder verwendet werden kann und ausserdem auch noch angenehmer zu tragen ist.

Das waren die fuer mich persoenlich auffaelligsten und kuriosesten Unterschiede zu Deutschland in Kurzform dargestellt.

Cheers, Wiebke

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