Mein Arbeitsalltag in der Norwich School

Mein Arbeitstag in der Schule beginnt üblicherweise um 8.40 Uhr in der großen Kathedrale, auf deren Gelände sich die Norwich School befindet. Dort findet jeden Morgen die „Assembly“ statt, zu der sich alle Schüler und Lehrer versammeln. Dabei wird dann meistens über aktuelle Ereignisse des Schullebens gesprochen und gemeinsam zur Orgelmusik gesungen. Um 9.00 Uhr beginnt die erste richtige Unterrichtstunde.

Ich habe verschiedene Aufgaben im Schulalltag: Zum einen treffe ich mich mit einigen Schülern der Oberstufe jeweils einmal pro Woche zu einer Einzelstunde, in der es vor allem darum geht, die Schüler zum Sprechen anzuregen und auf Deutsch ihre Gedanken und ihre Meinung zu verschiedenen, oft kontroversen, Themen auszudrücken. Dazu suche ich mir meistens ein interessantes Thema oder Ereignis aus, oft aus den aktuellen deutschen Nachrichten, und suche dafür einen passenden Zeitungsartikel, eine Karikatur, ein Zeitungsfoto oder auch ein Video (zum Beispiel aus der Tagesschau) heraus. Ab und zu greife ich dabei auch einen bestimmten kulturellen Aspekt aus Deutschland auf oder bereite ein Quiz oder Spiel über den Artikel oder das Thema vor. Ich habe auch schon ein paar Stunden zu deutschen Popsongs mit den Schülern gemacht, bei denen ich mit den Schülern ihr Hörverstehen trainiert und den Text der Lieder analysiert habe.

Meine zweite große Aufgabe in der Schule ist es, den Schülern der Mittelstufe bei der Vorbereitung auf ihre mündlichen Prüfungen in Deutsch zu helfen. Dazu greife ich mir die Schüler immer für ein paar Minuten einzeln aus ihrer jeweiligen Unterrichtsstunde heraus und übe mit ihnen das freie Sprechen, helfe bei der Formulierung der Antworten und korrigiere sprachliche Fehler.

Einmal in der Woche gehe ich mit der anderen deutschen Sprachassistentin rüber in die Grundschule, die ebenfalls zur Norwich School gehört, und unterrichte zwei erste Klassen in Deutsch. Dies geschieht bei den Kleinen noch auf sehr spielerische Weise: Wir spielen viel mit ihnen, singen Lieder, malen… Das macht immer großen Spaß, ist aber auch unglaublich anstrengend: Ich hätte vorher nie gedacht, wie unheimlich viel Lärm 15 bis 20 siebenjährige Kinder machen können…

Ebenfalls einmal in der Woche unterrichte ich für eine Doppelstunde zwei Kinder, die am normalen Deutschunterricht in ihrer Altersstufe nicht teilnehmen können, da sie jeweils einen deutschen Elternteil haben und deshalb schon fließend Deutsch sprechen können. Da ihre Grammatik aber trotzdem nicht perfekt ist und sie auf Deutsch auch nie wirklich schreiben gelernt haben, übe ich vor allem grammatische Feinheiten und Rechtschreibung mit den beiden.

Ansonsten darf ich auch immer öfter Vertretungsstunden unterrichten, falls mal ein Lehrer krank oder aus sonstigen Gründen nicht da ist, oder helfe aus, wenn ein Lehrer beispielsweise für ein spezielles Projekt oder eine besondere Unterrichtssituation gut eine zweite Lehrkraft im Unterricht gebrauchen kann.

Jeden Vormittag findet eine 25-minütige Pause statt, in der im Lehrerzimmer Kaffee, Tee, Toast und Kekse serviert werden und während der man eine gute Gelegenheit hat, sich auszutauschen oder kurz mit einem bestimmten Lehrer eine Kleinigkeit zu besprechen. Zur Mittagszeit gibt es eine weitere längere Pause, während der die ganze Schule zur Mensa hinüberströmt und ein wirklich leckeres und auch gesundes Mittagessen genießt.

Anschließend findet weiterer Unterricht statt. Zwischendurch habe ich aber auch oft Freistunden, die ich meistens nutze, um den Unterricht vorzubereiten oder etwas auszudrucken oder zu kopieren.

Einmal in der Woche findet außerdem das „German Department Meeting“ statt, zu dem sich alle Deutschlehrer der Schule (und natürlich wir Assistenten) treffen, um organisatorische Fragen zu klären und kurz darüber zu sprechen, was so in der folgenden Woche ansteht.

Um 16.00 Uhr endet für alle Schüler der Unterricht. An drei Tagen in der Woche habe ich aber schon früher Schluss. Dafür leite ich einmal in der Woche nach der Schule mit den anderen Assistenten einen „Languages Club“, in dem wir den Schülern ein paar Brocken unserer jeweiligen Sprache beibringen, aber auch lustige Spiele spielen und über kulturelle Aspekte der Länder, aus denen wir kommen, sprechen.

Einen Nachmittag in der Woche gehe ich noch zur Probe des Schulchors. Zuhause muss dann meistens noch die eine oder andere Stunde vorbereitet werden – und dann ist schon wieder ein weiterer Tag meines Auslandsaufenthalts in Windeseile verflogen.

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