Hallo aus dem Norden Schottlands!
Nachdem ich in meinem ersten Blogpost etwas über die Landschaft, Kultur und Leute hier erzählt habe, möchte ich nun etwas genauer auf den (wie ich finde) wirklich spannenden Inhalt meines Praktikums eingehen.
Ich absolviere mein Praktikum an einem Forschungsinstitut, dem Environmental Research Institute, welches Teil der University of the Highlands and Islands ist. Diese Universität hat Campusse (warum eigentlich nicht Campi?) in den gesamten Highlands und auf den schottischen Inseln, von Inverness bis zu den Shetlands. Mein Campus liegt genau dazwischen, an der Nordküste des britischen Festlandes, in dem kleinen Ort Thurso.
Umgeben von Mooren und Flüssen, sowie dem Meer, bietet dieser Standort die perfekte Ausgangslage für die Forschung in eben jenen Gebieten. In meinem Projekt spielen die Moore eine grosse Rolle.
Um das Projekt genau zu verstehen, braucht man aber etwas Hintergrundwissen: Das Land in Schottland – vor allem in den Highlands – gehört seit jeher wenigen Firmen oder Personen. Die jeweiligen Grundstücke werden als „Estates“ bezeichnet und erstrecken sich meist über mehrere tausend Hektar Moor- und Berglandschaft inklusive Herrenhäusern, unzähligem Wild und Schafen. Reiche Engländer verbringen hier oft ihre Freizeit mit „sporting activities“ wie Jagen und Lachs fischen.
In meinem Projekt arbeiten wir mit einem dieser Estates zusammen und versuchen deren Treibhausgas-Bilanz zu berechnen. Dabei werden zum einen die menschengemachten Emissionen, wie z.B. jene die von Autos oder Heizungen produziert werden, betrachtet. Auf der anderen Seite werden die Treibhausgase die von degradierten Moorflächen und intakten Systemen entweder freigesetzt oder aufgenommen werden, näher untersucht. Das Ziel des Projektes ist es, die sinnvollsten Alternativen zur Reduzierung der Emissionen zu bestimmen.
Und wie sieht mein Arbeitsalltag aus? An einem typischen Arbeitstag verbringe ich die meiste Zeit – so langweilig das jetzt auch klingen mag- im Büro. Ich arbeite viel mit GIS und Excel und dazu benötigt man halt einen Computer. Aus verschiedenen Gründen ist die Arbeitsatmosphäre aber sehr angenehm hier. Zum Beispiel kann man kommen und gehen, wann man möchte. Man kann sich also seinen Tag mehr oder weniger so gestalten, wie es für einen selbst am produktivsten ist. Außerdem sitze ich in einem Büro mit ca. zehn anderen Praktikanten und PhD-Studenten. Da wir alle im gleichen Alter sind, herrscht eine sehr entspannte Atmosphäre hier, sodass die Arbeit wirklich Spass macht (kein Witz!). Wenn es mir aber doch einmal zu eintönig wird, besteht immer die Möglichkeit bei der Feld- oder Laborarbeit für andere Projekte mitzuhelfen. Darüber hinaus gibt es regelmässig Konferenzen, Meetings oder andere Termine, sodass die Wochen hier immer sehr abwechslungsreich sind. Wenn man möchte, kann man hier sehr viel lernen, da es ein vergleichsweise kleines Institut ist und jeder sich freut einem etwas zu zeigen oder zu erklären. Außerdem, was man vielleicht nicht vermutet, ist das Institut sehr international. Da (fast) niemand von hier kommt, wird die Beziehung untereinander und das Verständnis für einander noch einmal verstärkt.
Generell ist der Alltag hier sehr entspannt. Die Menschen sind – vermutlich aufgrund der Abgeschiedenheit und der Nähe zur Natur – sehr herzlich, hilfsbereit und persönlich. An den Wochenenden finden oft spaßige Aktivitäten, wie Pub Quizze oder Ceilidhs oder Ausflüge in die Highlands statt. Auch wenn das Wetter, wie man es von Schottland vermutet, (wie heute zum Beispiel) oft nicht mitspielt, ist das Leben hier sehr angenehm und schön und man kann sehr gut einige Monate hier verbringen!
Cheers,
Pia