Lugo – kommt mir galicisch vor!

Vor Antritt meiner Reise in meine neue Heimat fühlte ich mich recht gut auf das Leben in Lugo, Galicien, vorbereitet. Ich hatte bereits eine Menge Erfahrungen aus zahlreichen Urlauben und zuletzt aus zehn Monaten Auslandsstudium in Oviedo, Asturien, gesammelt. „Und Asturien liegt ja direkt neben Galicien“, dachte ich, „außerdem kennst du Galicien schon von einigen Reisen, unter anderem auf dem Jakobsweg, also weißt du ja, was dich dort erwarten wird.“

Marie-Kopp-Bild-2Die Stadt selbst war einige der wenigen hier im Norden, die ich noch nicht kannte. Da sie mit ca. 100.000 Einwohnern relativ klein ist, hatte ich vor meiner Ankunft nicht erwartet, dass sie doch sehr lebendig ist – wenn nicht gerade die traditionelle Siesta gehalten wird (ob nun mit oder ohne Schlaf). Denn nach dem (sehr späten) Mittagessen, zwischen 14 und 17 Uhr, sind die sonst auf den Straßen so präsenten Spanier in ihren Häusern verschwunden. Dafür geht das Leben am späten Nachmittag erst so richtig los und bis in den späten Abend sind alle Straßen und Cafés voller Menschen, sowohl im Zentrum als auch im Rest der Stadt.

Marie-Kopp-Bild-3Die Uhren ticken hier also buchstäblich anders: Der Tag beginnt nicht vor 9 Uhr, die Supermärkte öffnen sogar erst um 9.30 Uhr, was hier auch die arbeitende Bevölkerung nicht zu stören scheint … Was jetzt ja auch mich betrifft, denn zum ersten Mal bin ich also in Spanien, um zu arbeiten. An die neuen Tageszeiten konnte ich mich anfangs erst nicht recht gewöhnen, nach ein paar Wochen hatte sich meine innere Uhr aber ganz gut angepasst.

Als unerwartet schwierig hat sich leider meine Wohnungssuche herausgestellt und mir meinen Start in Lugo etwas schwerer gemacht, als geplant. Das eigentliche Problem liegt dabei weniger an nicht vorhandenen Wohnungen, wie ich es aus Deutschland und ganz besonders aus Münster gewohnt war. Ich kannte zwar auch schon die etwas „speziellen“ Mietkonditionen in Spanien allgemein, war aber wohl noch zu sehr an die in Deutschland insgesamt doch viel bessere Situation gewöhnt. Während sich daheim sowohl Mieter als auch Vermieter deutlich mehr um die Wohnungen kümmern, sind die meisten Wohnungen hier in eher schlechten Zuständen – inklusive Neubauwohnungen, sodass ich meine erste Wohnung nach einigen Wochen wieder verlassen musste. Nach weiteren zwei Wochen Suche hatte ich dann aber endlich eine (für spanische Verhältnisse) perfekte Bleibe gefunden. Ein für die Arbeit und alles andere recht wichtiger Aspekt, sodass ich allen, die vorhaben, im Ausland zu studieren und vor allem zu arbeiten nur empfehlen kann, sich deutlich vor Beginn in Ruhe umzusehen.

Marie-Kopp-Bild-4Über den recht holprigen Start hat mir jedoch eins gut hinweggeholfen: meine neue Heimat an sich. Lugo hat sich entgegen aller Erwartungen und Behauptungen vieler Galicier selbst als eine tolle Stadt zum Leben herausgestellt. „Klein aber fein“ trifft es hier genau: Das größtenteils gut erhaltene Stadtzentrum ist sehr gemütlich und hat neben einer Kathedrale einiges an Bars und Cafés, das Herz jedes spanischen Ortes, zu bieten. In letzteren gibt es außerdem nur hier zu jedem Getränk gratis Tapas – ein eindeutiger Pluspunkt, auch wenn das kulinarische Leben außerhalb der eigenen Küche für mich als Veganerin eher nichts zu bieten hat. Wie alle Spanier lieben die Galicier Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte – ganz typisch in der Region ist der Tintenfisch, pulpo a la gallega. Auch die alte römische Stadtmauer ist schön anzusehen und lädt zu Spaziergängen inklusive wunderbarem Ausblick auf die traumhafte galicische Landschaft ein. Galicien ist ein Naturparadies, in den Bergen gibt es tolle Wanderrouten und wer sich traut, kann im eiskalten Atlantik baden.

Auch die Galicier und „Lucenses“ hatten mich mit ihrem liebenswerten und für spanische Verhältnisse sehr ruhigen Wesen schnell für sich gewonnen. Bloß eins war am Anfang eine riesige Umstellung für mich. Spanisch spreche ich sehr gut, doch viel mehr als Spanisch wird hier die eigene Landessprache Galicisch gesprochen. Aber auch diese Herausforderung hatte ich nach kurzer Eingewöhnungszeit gemeistert – mit dem Verstehen klappt es ganz gut, nur das Sprechen selbst ist ohne Kurs jedoch eher schwierig. Das ist hier aber meistens gar kein Problem, alle wechseln problemlos ins Spanische und freuen sich über alles, was man sprechen kann. Die Galicier pflegen neben der Sprache auch eindeutig ihre eigenen Traditionen, wie zum Beispiel die typische gaita (die einheimische Version vom Dudelsack), die hier zu jedem Anlass zu hören ist und neben viel Liebe zur neuen doch auch ein kleines bisschen morriña (etwa: Sehnsucht, das wohl wichtigste galicische Wort und Lebensgefühl, ähnlich der portugiesischen saudade) nach der deutschen Heimat aufkommen lässt.

Ein Gedanke zu „Lugo – kommt mir galicisch vor!

  1. Hallo Liebe Marie Dorothee,

    ich hätte einige Fragen zu deinem Aufenthalt an der EOI Lugo, da ich im Februar auch nach Lugo gehe.

    Ist es möglich, mit dir in Kontakt zu treten?

    Danke und Liebe Grüße,

    Dominik

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