Life in York – Things to do and see

Hello again! Hier kommen kommt endlich wie versprochen ein Bericht zu York und meinem Leben hier. Nach zwei Monaten habe ich schon so viel erlebt und entdeckt, dass ich gar nicht weiß, womit ich anfangen soll. Aber eins kann ich sagen: Ich empfinde es immer noch als ein Privileg für ein paar Monate in einer so wundervollen Stadt leben zu dürfen und fühle mich hier richtig zu Hause.

Ich mag es, einerseits durch mein Praktikum einen strukturierten Alltag zu haben und mich dadurch als Einwohnerin Yorks zu fühlen, und andererseits in meiner Freizeit diese Stadt, für die andere eine lange Reise auf sich nehmen, genießen zu können.

King’s Square in der Morgendämmerung

Mit genießen meine ich vor allem durch die kleinen, hübschen, verwinkelten Gassen (unsere Grundschüler üben immer, möglichst viele tolle Adjektive in ihren Texten zu benutzen, das mache ich jetzt auch mal 😉 ) zu schlendern, durch die jetzt frühlingshaften Museum Gardens zu spazieren, in Charity Shops zu stöbern, es mir in einem der vielen süßen Tea Rooms mit Cream Tea (scones, clotted cream, strawberry jam, tea with milk) oder Flapjack gemütlich zu machen oder abends durch die zahlreichen Pubs zu ziehen. Diese für mich „typisch englische“ Umgebung und Atmosphäre werde ich in Deutschland auf jeden Fall vermissen… Natürlich hat York noch mehr zu bieten, als das, was ich an dieser Stadt so schätze, aber bevor ich auf die touristische Seite von York zu sprechen komme, noch ein paar Worte zu meinem Leben hier.

Cream Tea

Da ich es mir leider nicht leisten kann, mir jeden Tag einen Besuch im Tea Room zu gönnen und die Geschäfte und Cafés ohnehin schon um 5pm schließen, verbringe ich meine Feierabende meist in meinem Stadtteil Huntington, gehe joggen oder schwimmen (für Schwimminteressierte: das Yearsley Swimming Pool ist zwar alt, aber ist mit 50 yards langen Bahnen zu Sport machen ideal) oder ruhe mich bei einer Tasse Tee ein bisschen von dem doch anstrengenden Schultag aus. Ja, ich bin hier tatsächlich komplett von Kaffee auf Tee umgestiegen – verrückt, wie man seine Gewohnheiten dem Umfeld anpasst! Meine Essgewohnheiten dagegen möchte ich gar nicht anpassen. Dass England nicht gerade für eine gute Küche bekannt ist, ist meinem Geschmack nach berechtigt und ich bin froh, dass ich nicht mit meiner Gastfamilie esse. Die Kochsituation bei mir ist ohnehin etwas kurios, da meine family nur eine Pfanne besitzt (wer hat schon mal Nudeln in der Pfanne gekocht?) und anscheinend nicht die Notwendigkeit weiterer Töpfe und Pfannen sieht, da sie sich sowieso hauptsächlich von Fertiggerichten ernährt (Chicken tikka masala oder irgendwelche pies aus der Mikrowelle). Diese Beobachtung in Kombination mit dem riesen Angebot an Fertiggerichten in den Supermärkten vermittelt mir natürlich den Eindruck, dass die Engländer keinen Wert auf gutes, gesundes Essen legen. Aber es gibt auch Gegenbeispiele. Diese Woche war ich bei einer Familie von einem meiner Schüler zum Abendessen eingeladen, wo das komplette Gegenprogramm aufgetischt wurde. Was lerne ich daraus? Nicht zu schnell pauschalisieren!

Zum Einkaufen mache ich mich meistens auf den langen Weg zu Monks Cross, einem Einkaufszentrum, wo es auch diverse Supermärkte gibt – unter anderem einen Aldi, der einfach viel günstiger ist als die englischen Supermärkte. Die Discounter sind hier eine relative Neuerscheinung. Meine Gastmutter meinte, sie war am Anfang erst skeptisch, hat dann aber realisiert, dass die Lebensmittel trotz der günstigen Preise gut sind und kauft jetzt nur noch bei Aldi ein. Anderen ist aber die „Massenabfertigung“ an der Kasse zu stressig, was ich bei dem eher gemütlich-gemächlichen Lebensstil der Engländer (wie ich sie kennengelernt habe) völlig nachvollziehbar finde. Fand ich irgendwie interessant…

Viel Schnee und ein ganz bisschen Frühling in den Museum Gardens

Anyway, es tut gut, alles zu Fuß zu machen. So bin ich gezwungen, trotz des schlechten Wetters frische Luft zu tanken. Viel Sonne habe ich hier leider noch nicht gesehen, mein Regenschirm ist mein ständiger Begleiter. So hat sich für mich das Klischee, dass es in England immer regnet bewahrheitet. Schnee (in großen Mengen) dagegen ist offensichtlich eine Ausnahme. Letzte Woche hat es tatsächlich viel geschneit, alles war weiß, sah eigentlich total hübsch aus… und alles lag lahm. Die Leute haben sich in ihren Häusern verbarrikadiert, Züge sind ausgefallen und die meisten Schulen, u.a. die von meiner Gastschwester, waren geschlossen. Wir Deutschen konnten das so gar nicht nachvollziehen, aber die Briten sind so viel Schnee anscheinend nicht gewohnt. An der Heworth Primary School fand aber der Unterricht statt und es war eine Freude, die kids in ihren wellies im Schnee rumtollen zu sehen. Jetzt bin ich abgeschweift… Eigentlich wollte ich davon schwärmen, dass es hier überall so toll riecht, wenn ich draußen unterwegs bin – und zwar nach Schokolade! Das liegt daran, dass sich Nestlé ganz in der Nähe von meinem Haus befindet. York ist bekannt für die Schoko-Industrie. Nestlé hat das frühere Unternehmen Rowntree’s übernommen und produziert jetzt pro Tag Millionen von KitKats. KitKat wurde übrigens in York erfunden.

Leider verhält sich meine Gastfamilie nicht so, wie ich mir eine Gastfamilie vorstelle, daher gehen wir uns eher aus dem Weg. Aber ich habe wunderbare Menschen in der Gemeinde, die ich hier besuche, kennen gelernt. Weil ich Christin bin und es mir wichtig war, auch hier ein geistliches zu Hause zu haben, bin ich direkt an meinem ersten Sonntag zur nahegelegenen Gemeinde St. Andrew’s in Huntington gegangen und wurde total herzlich willkommen geheißen. So bin ich sonntags morgens immer im Gottesdienst und mittwochs treffen wir uns in einer kleineren Gruppe, trinken Tee, lesen in der Bibel und tauschen uns darüber aus. Außerdem treffe ich mich mit meinen „Grannies“ zu Kochabenden, Theaterbesuchen oder Tagesausflügen. Aber genug von meinem persönlichen Leben hier, nun zu York als Stadt.

Spaziergang über die City Walls

York ist sehr klein (nur knapp 200.000 Einwohner), sodass man an einem halben Tag alles gesehen haben kann – das habe ich jedenfalls festgestellt, als ich meinen Besuch rumgeführt habe. Mein persönliches Highlight ist immer wieder ein Rundgang über die alten Stadtmauern. Es ist faszinierend, dass sie bis auf kurze Unterbrechungen noch komplett erhalten sind und man so tatsächlich den historischen Stadtkern einmal umrunden kann. Von den city walls aus hat man auch sehr schöne Ausblicke auf die Minster.

Die Minster muss man natürlich auch gesehen haben. Der Aufstieg auf den Turm lohnt sich in der Abendsonne. Ich persönlich empfehle aber, anstatt 15£ Eintritt zu zahlen und mit tausenden von Touristen in der Kathedrale rumzulaufen zu einem der Evensongs zu gehen. Diese kurzen Gottesdienste finden jeden Abend statt und bestehen zum Großteil aus Gesang des Minster Choir. Dabei kann man die Minster viel authentischer auf sich wirken lassen, den Chor hören und es ist umsonst 😉

Auch durch The Shambles, die alte schmale Gasse mit ihren windschiefen Häusern, sollte man einmal gegangen sein und der beste Zeitpunkt dafür ist meiner Meinung nach früh morgens in der Dämmerung, wenn noch kein anderer unterwegs ist. Mir ist das zufällig passiert (weil meine Schwester mich besucht hat und um 5am ankam…) und es war so viel schöner als wenn man Tagsüber von lauter Menschen gar keine Straße mehr sieht. Direkt daneben kann man jeden Tag auf den Shambles Market Obst und Gemüse kaufen, oder sich an den Street Food Ständen Snacks aus aller Welt holen.

Noch ein Tipp: Vor der York Art Gallery starten zweimal täglich free walking tours, die ca. zwei Stunden dauern und wirklich informativ sind. Obwohl ich das meiste schon gesehen hatte, bin ich dadurch auf Dinge aufmerksam gemacht worden, die mir vorher gar nicht aufgefallen waren, wie z.B. die Katzenfiguren, die sich überall an den Häusern verstecken, oder Whip-Ma-Whop-Ma-Gate (= What a street!), die kürzeste Straße Yorks.

Victorian Street im Castle Museum

Für Museumsinteressierte: Die Museen, die ich hier besucht habe, haben mir alle sehr gut gefallen und man kann überall viel York’s Geschichte erfahren. Obwohl ich gar nicht so ein großes Interesse in Eisenbahnen habe, hat mich das National Railway Museum begeistert, in dem man beispielsweise sehen kann, in was für hübschen Waggons Royals früher gereist sind (freier Eintritt). Über das Jorvik Viking Centre sagen viele dass, es eher was für Kinder ist, aber ich fand allein die Gestaltung faszinierend. Man wird durch das nachgebildete York zu Zeiten der Wikinger gefahren und lernt über einen Audioguide über ihr Leben in dieser Stadt. Mein Lieblingsmuseum ist allerdings das Castle Museum, in dem eine Viktorianische Straße rekonstruiert ist, durch die man gehen kann.

National Railway Museum

Auch Theater- und Musik-Freunde kommen hier auf ihre Kosten. Ich selbst hatte zweimal einen richtig schönen Abend im York Theatre Royal, sowohl in dem großen Saal, als auch in dem kleinen (Studio). Im Basement finden jedes Wochenende Konzerte statt und ansonsten gibt es in einigen Pubs auch Livemusik 😉

Und für die Gourmets und Genießer, die nach York kommen, noch eine Liste mit meinen Lieblingscafés, -pubs und -restaurants:

Tea Rooms

Zwar ist Betty’s – den langen Schlangen vor dem Eingang nach zu urteilen –die Touristenattraktion schlechthin, ich persönlich bevorzuge aber die nicht so touristischen, kleineren und gemütlicheren Cafés. Meine vier liebsten sind:

Pancakes im Brew & Brownie

Brew & Brownie (mega leckere Pancakes, Sandwiches und guter Kaffee)

Mannion & Co (mit französischem Flair)

The Attic (etwas versteckt im Obergeschoss am King’s Square, aber einer meiner Lieblingsplätze, an dem man super dem Trubel in der Stadt entkommen kann und einen schönen Blick runter auf King’s Square mit den bunten Fähnchen hat)

Wheldrakes (köstlicher Cream Tea und super nette Bedienung)

Pubs

Angeblich gibt es in York einen Pub für jeden Tag, also mindestens 365. Das bezweifle ich zwar, aber es ist nicht abzustreiten, dass man eine unglaublich große Auswahl hat. Zu Bier, Cider und Ales kann ich leider keine Tipps geben, da ich Wein bevorzuge… Meine drei favourites unter den Pubs befinden sich alle in Fossgate:

The Blue Bell (kleinster Pub in York, man könnte meinen, man sitzt in einem Wohnzimmer!)

Fossgate Social (eigentlich nichts besonderes, aber ich mag es da!)

The Hop (köstliche Pizza und freitags und samstags ab 9pm Livemusik)

Restaurants

Rice Style (zwar nicht ganz zentral gelegen, aber wer Thai Food liebt, muss dort unbedingt mal essen!)

Oscar’s Wine Bar (dort gibt es übrigens 25% Rabatt für Studenten)

Gogi (Vegetarisches Restaurant mit dem besten Carrot Cake, den ich je gegessen habe!)

Scarborough

Das war’s jetzt erstmal zu York. Sorry, wenn das teilweise wie aus dem Reiseführer klingt, aber ich liebe diese Stadt 😉 Daher habe ich auch gar nicht so viele Ausflüge unternommen. York hat eine sehr gute Zuganbindung und wenn man die Tickets vorher online bucht sind sie auch nicht so teuer. Ein Besuch in Manchester, Liverpool oder Leeds wäre also kein Problem, reizt mich persönlich aber nicht. Ich bevorzuge die kleinen Küstenstädte wie Scarborough oder Whitby, die man auch von York aus mit dem Coach (Coastliner) gut erreichen kann. In der Mid-Term Break war ich auch für ein paar Tage in Edinburgh – ganz anders als York, aber auch eine wunderbare Stadt! Die Zugfahrt dorthin dauert nur zwei Stunden und die Strecke verläuft entlang der Küste.

Edinburgh – Blick vom Arthur’s Seat

Ich freue mich auf meinen letzten Monat in York und bei meinem Praktikum – es macht immer noch Spaß, es wird nicht langweilig – und hoffe, dass die Zeit nicht so schnell verfliegt wie die ersten beiden Monate!

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