Irgendwo in Afrika II – Arbeiten in Otjiwarongo

Nun, da die Hälfte meines Aufenthaltes schon vorüber ist, wird es Zeit, die Schule hier vorzustellen. Ich arbeite in der TrainOcassion Primary School in Otjiwarongo.

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Die Schule ist eine Privatschule für Kinder mit geistigen Behinderungen und Lernschwierigkeiten (http://trainoccasion-primaryschool.webs.com/, https://www.facebook.com/TrainOccasion/?fref=ts). Sie befindet sich in einem früheren Wohnhaus und zählt gerade, wenn alle da sind, 22 Schüler und Schülerinnen. Die Kinder werden in zwei Klassen aufgeteilt. In der einen Klasse sind die Vorschulkinder und diejenigen auf Vorschulniveau und in der anderen diejenigen, welche mit Material für Grundschule bis 5. Klasse arbeiten. Genaue Einteilungen gibt es allerdings nicht, da das Konzept individualisiert ist und für jedes Kind einzeln Material zusammengestellt wird. IMG_3774 IMG_3775 IMG_3776 IMG_3777

Zusätzlich zu dem Unterricht finden außerdem noch Einzeltherapiestunden statt, die von der anderen Freiwilligen, die Ergotherapeutin ist, durchgeführt werden. Das gibt ihr die Chance, intensiver mit den Kindern zu arbeiten und Stärken und Schwächen aufzudecken und zu fördern. Als angehende Gymnasiallehrerin bin ich hauptsächlich für die Gruppe der älteren Kinder zuständig. Dort kümmere ich mich im besonderen um drei Schüler und Schülerinnen, was gewährleistet, dass jedes Kind zumindest annähernd die Unterstützung bekommt, die er oder sie benötigt. Die ersten Kinder treffen jeden morgen um 6:30 ein, dann gibt es eine „Start of the Day Activity“, mit der sie sich beschäftigen bis der Unterricht losgeht. Jeder Tag ist hierbei anders. Montags startet der Tag mit dem „Morning Circle“, in dem über das Wochenende geredet wird und das Thema der Woche vorgestellt wird. Die jüngeren Kinder nehmen jeden Tag am „Morning Circle“ teil, während die Älteren nur montags und mittwochs dabei sind. Außer dem Morgenkreis gibt es vor der Pause um 9:20 noch an unterschiedlichen Tagen Sport, „Life Skills“, „Social Skills“, Sprachübungen, Gymnastik/Entspannung, Gartenarbeit und Musik. In der Pause wird in zwei Gruppen gefrühstückt, wobei immer jeweils einer oder eine mit Messer und Gabel isst, um dies zu üben. Nach der Pause beginnt die klassische Arbeit an Fächern wie Mathe, Englisch oder Naturwissenschaften. Freitags findet nach der Pause Kunst statt und wenn sie die Woche über gut gearbeitet haben, dürfen die Älteren für eine Weile in den Swimming Pool. Die Jüngeren haben außerdem Feinmotorik, Makaton (eine Art Gebärdensprache, da nicht alle Kinder sich verbal ausdrücken können), gemeinsames Spielen, Basteln und Backen. In den letzten Wochen haben wir eine Holzarbeit-Garage eingerichtet und seit letzter Woche können die älteren Kinder nach 12 Uhr dort angeleitet von einem Lehrer arbeiten.

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Nach der Schule sitzen alle draußen in einem Kreis und mitgebrachtes Obst wird verteilt. Das ist, wie ich finde, ein schönes Ritual, da es nicht nur dafür sorgt, dass die Kinder wenigstens etwas Obst essen, sondern auch verbindet und einen schönen Abschluss des Schultages bildet. Um 13 Uhr sollten dann theoretisch alle abgeholt sein, da aber viele der Kinder mit einem Taxi abgeholt werden und diese oftmals etwas unzuverlässig sind, bleiben sie manchmal etwas länger.

Die Belegschaft der Schule besteht seit einigen Neuzugängen in den letzen Wochen aus der Leiterin, die auch die Gründerin ist und als Rektorin und Lehrerin fungiert, einer Lehrkraft, die sich um die Jüngeren kümmert, meistens zwei bis drei Freiwilligen, zwei zusätzlichen Helferinnen, die sich hauptsächlich um die stark geistig behinderten Kinder kümmern, einer Bürokraft, einem Holzarbeitslehrer und der Frau von nebenan, die den Kindern Nachhilfe gibt und ihnen Afrikaans beibringt. Nachdem die Schule für den Tag vorbei ist, bereiten wir uns am Montag auf den Rest der Woche vor und erledigen sonst allerhand Arbeiten, die so anfallen. Dadurch, dass man sich intensiv mit den Kindern auseinander setzt, ist die Arbeit natürlich anstrengend, aber sie macht auch Spaß, besonders, wenn man schon in der kurzen Zeit, die wir hier verbringen, Fortschritte beobachten kann.

In Namibia gibt es nicht viele Schulen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen und Lernschwierigkeiten. Die Klassen bestehen oft aus über 40 Schülern und Schülerinnen, was es den Lehrkräften fast unmöglich macht, sich einzeln mit den Kindern zu beschäftigen. Die TrainOcassion Primary School ist eine der wenigen Schulen, die den Kindern die Unterstützung, die sie benötigen, bieten kann. Anders als in Deutschland gibt es hier auch keine Behindertenwerkstätten und es ist daher unklar, was mit Menschen mit geistigen Behinderungen nach der Schule passiert. Gerade deshalb sind Einrichtungen wie diese so wichtig, damit Kinder mit Lernschwierigkeiten nicht einfach auf der Strecke bleiben und obwohl wir in Deutschland schon wesentlich weiter sind, gibt es auch bei uns in der Hinsicht noch deutlichen Verbesserungsbedarf.

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