Herzlich Willkommen in Usbekistan!

Taschkent ist ein wirklich fremder Ort. Das hat sich auch bei meinem Abflug von Düsseldorf gezeigt, als sich folgender Dialog mit der Mitarbeiterin ergab, die die Tickets kontrolliert: „Wohin fliegen Sie? “ – „Nach Taschkent.“ – „In welchem Land liegt das?“ – „In Usbekistan.“ – „Wohin die Leute alle fliegen…“

Umso erstaunlicher finde ich es, dass es an diesem fremden Ort ziemlich viele Schüler gibt, die Deutsch lernen. Diese Schüler waren auch der Grund, weshalb ich dieses wunderbare Land bereist habt. Ansonsten wäre ich vielleicht als Tourist gekommen und hätte die alten Seidenstraßenstädte Samarkand und Buchara gesehen. Aber niemals hätte ich erfahren, wie das Leben in Usbekistan wirklich ist.

Samarkand an sich ist auch schon eine Reise wert.

Usbeken sind sehr gastfreundliche und hilfsbereite Menschen. Bereits am ersten Tag wurden meine Kollegin Vivien und ich zum Essen eingeladen. Doniyor, ein Austauschstudent, der schon in Münster war und sehr gutes Deutsch spricht, hat uns zu seiner Großmutter eingeladen, nachdem er uns das wichtigste von Taschkent gezeigt hat. Dort wurden wir mit zwei wichtigen Ritualen mit Bezug zum Tee vertraut gemacht. Erstens: Der Gastgeber muss sofort, wenn der Gast den Tee leer getrunken hat, neuen anbieten. Manchmal sprechen Usbeken ihre Sätze nicht zu Ende, um zwischendrin zu fragen, ob man noch mehr Tee trinken möchte. Zweitens: Neu aufgekochten Tee muss man dreimal von der Kanne in eine Schale, genannt Piyola, und zurück schütten. Das bringt Glück. Tassen sind nicht traditionell usbekisch und auch nicht so verbreitet. Außerdem geht der Gastgeber oft kurz weg mit den Worten „Einen kurzen Moment bitte“, um noch mehr Speisen zu holen. So wird der Tisch immer voller, wie die unten folgende Bilderserie zeigt. Nach dem Essen streifen sich Usbeken gerne mit den Händen von oben nach unten durchs Gesicht. Sie sagen, dass man so die Energie aus dem Essen besser aufnehmen kann.

Auf diese Einladung folgten zahlreiche weitere. Irgendwann habe ich das Zählen sein gelassen. Es ist hierzulande ein Zeichen der Höflichkeit, wenn sogar wildfremde Menschen einen zu sich nach Hause einladen. Natürlich ist das nicht ernst gemeint, aber es zeigt nochmal deutlich, wie gastfreundlich Usbeken sind.

Ihre Hilfsbereitschaft zeigt sich auch in der Tatsache, dass ich jetzt diesen Blogeintrag schreiben kann. Es ist nämlich nicht immer leicht, ins Internet zu kommen. Wir haben von der Lehrstuhlleitung der philologischen Fakultät, an die das Lyzeum angeschlossen ist, einen Internetstick mit SIM-Karte bekommen. Um eine SIM-Karte zu kaufen, muss man usbekischer Staatsbürger sein. Umso freundlicher, dass wir sie benutzen dürfen. Gestern ist das Guthaben auf der Karte leer gegangen und Vivien und ich sind in einen Laden des Netzbetreibers gegangen. Eigentlich konnten wir unser Anliegen gut kommunizieren, denn ein Mitarbeiter hat sogar Englisch gesprochen, was hier, mit Ausnahme der nach 1990 geborenen, nicht so verbreitet ist. Usbekistan hat früher zur Sowjetunion gehört, weshalb Russisch auch heute noch vielen geläufig ist. Oft wird man als offensichtlicher Ausländer auf Russisch angesprochen. Damit wir im Internetladen aber auf jeden Fall das bekommen, was wir wollten, hat der Mitarbeiter, der zwar unsere englische Erklärung schon verstanden hatte, eigens für uns eine Bekannte angerufen, die etwas, wenn auch brüchiges, Deutsch spricht. Dass dies aus der Situation heraus gar nicht nötig gewesen wäre, zeigt wiederum den guten Willen der Usbeken.

Auf diesen guten Willen kann man auch im Verkehr vertrauen. Für einen Deutschen wirken die Straßen auf den ersten Blick bedrohlich. Auf riesigen Straßen fahren Autos schnell. Fußgänger gehen manchmal einfach am Straßenrand, da es nicht überall Fußgängerwege gibt. Sie sind trotzdem sicher. Ebenso die Radfahrer, die auf der Straße fahren mangels Radweg. Natürlich sind es weniger als in Münster, aber das ist fast überall auf der Welt so. Usbekische Autofahrer lieben ihre Hupe. Sie signalisiert Mobilität und soll andere Verkehrsteilnehmer aufmerksam auf das eigene Kommen machen. Es wird überall und dauernd gehupt. Aber der Usbeke hupt nicht, wie mancher Deutsche, um sich zu beschweren, oder um vor schlimmen Gefahren zu warnen. Es ist mehr ein alltägliches Spielzeug.

Verkehr in Usbekistan ist für Mutige.

Wenn die Straßen mal gesperrt sind: Großveranstaltung in der Taschkenter Innenstadt.

Da ich so warm in diesem Land aufgenommen wurde, hatte ich nun auch keine Sorgen mehr bezüglich meiner Tätigkeit als Lehrer. Über diese werde ich in meinem nächsten Blogeintrag berichten.

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